Von Stadtplatz zu Stadtplatz
Öffentlicher Nahverkehr: Náměstí Míru (TROL 1, 2, 3, 4, 5, 8, 9, 11, 13; BUS 31, 32, 33, 35, 36, 53, 70, 90)
Das Zentrum der Stadt Zlín befindet sich an zwei nicht weit voneinander entfernten Stadtplätzen. Die Form eines jeden von ihnen verweist auf eine spezielle Zeit der Gestaltung des öffentlichen städtischen Raumes.
Über den historischen Platz des Friedens finden wir die erste Erwähnung bereits Ende des 16. Jahrhunderts. Zuerst hieß er Rynek (Ring, bis 1887), anschließend Stadtplatz, sein unterer Teil Na korábě (Auf dem Schiff, bis 1918), dann Masaryk-Platz (bis 1925) bzw. lokal gebräuchlich Hauptstadtplatz, schließlich Platz des Friedens. Den fast quadratischen Grundriss umgaben niedrige, meist einstöckige Gebäude örtlicher Kaufleute und Handwerker, an die lange Parzellen anschlossen.
Das einfache, von einer ländlich gewachsenen Ansiedlung zeugende Gepräge der Objekte wurde erst von den ersten historisierenden Bauten der Bürgerlichen Darlehenskasse und der Bürgerschule gestört, dank denen der historische Platz einen städtischen Charakter erlangte, im Jahr 1924 gesellte sich dann noch das repräsentative Objekt des neuen Rathauses hinzu. Bereits in den zwanziger Jahren wandelte sich Zlín zu einer Industriestadt, in der neben der dominanten Fabrik Baťas noch weitere sechs Schuhunternehmen betrieben wurden. Die vermögendere Unternehmerschicht war auch Auftraggeber für Bauten, die von Architekten entworfen wurden, die unabhängig von der Firma Baťa tätig waren. Die bedeutendsten von ihnen waren Miroslav Lorenc und Viktor Jandásek. Neue Gebäude, die in einer Einheit die Geschäftsfunktion im Parterre mit der Wohnfunktion in den oberen Stockwerken verbanden, wurden auch von Nicht-Zlíner Architekten aus größeren Städten entworfen. Wesentliche Änderungen im Aussehen von Zlín stellten sich nach 1923 ein, als Tomáš Baťa die Gemeindewahlen gewann. Er wurde Oberbürgermeister, und die Stadt zu einer der Wirtschaftsmetropolen und zum Schaufenster der neuen Republik.
All diese Ambitionen, die Erwartung eines ständigen Wachstums und der modernistische Glaube an Fortschritt und wissenschaftliche Erkenntnisse sind an den Plänen des Platzes der Arbeit – des neuen Baťa-Zentrums sichtbar, das nach und nach in enger Anknüpfung an das nahegelegene Produktionsareal entstand. Das für Fabrikgebäude gebräuchliche Rasterbausystem von 6,15 × 6,15 m begann man auch für öffentliche Gebäude und Schulbauten anzuwenden – durch eine variable Verwendung dieses Prinzips erreichte man eine klar erkennbare Ästhetik mit deutlichen architektonischen Qualitäten. Der Raum des neuen Platzes war für die Bedürfnisse des sich schnell entwickelnden Industriekolosses bestimmt. Die Kaufhäuser mit Restaurants und die Volksküchen führten besonders Angestellte, aber auch junge Männer und Frauen zu einer städtischen Lebensweise und zu den Abhängigkeiten des Konsums.
Der Platz der Arbeit diente als zweites gesellschaftliches und repräsentatives Stadtzentrum. Geräumige öffentliche Bauten (Markthalle) schafften teilweise einen Ausgleich für die unzureichenden Kapazitäten im alten Stadtkern. Für Tausende von Angestellten und Mitarbeitern bestimmte große Boulevards säumten die Hochhäuser des Kauf- und Gemeinschaftshauses, in der Nacht leuchteten Neonröhren, regelmäßig wurden die Manifestationen zum 1. Mai dort abgehalten. Die Markthalle wurde in den zwanziger Jahren zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens, wie später auch ein Kino mit einer Kapazität von über zwei Tausend Sitzplätzen. Die für Menschenmassen dimensionierten Hochhäuser waren maßgebend für die Fertigstellungspläne des Platzes.
Ähnliche Bauvorhaben mit den Plänen von beispielsweise den Architekten František Lýdie Gahura, Bohuslav Fuchs oder Josef Gočár kamen infolge des Zweiten Weltkriegs und der nach 1948 eingetretenen gesellschaftlichen Veränderungen nicht zur Ausführung. Der funktionelle und genutzte öffentliche Raum wurde nach und nach durch Betonparkplätze ersetzt, die Grünflächen in der Nähe des Kaufhauses dienten nicht mehr länger als Erholungsraum. Ihre Rolle wurde von dem kürzlich revitalisierten unteren Teil des Gahura-Prospekts ersetzt, der zur Rekreation dient und gleichzeitig die in das historische Zentrum führenden Fußgängertrassen miteinander verbindet.
Zusammen mit dem Platz der Arbeit entstand in den zwanziger und dreißiger Jahren noch ein weiterer öffentlicher Raum – ein Park-Boulevard, der heutige Tomáš-G.-Masaryk-Platz. Ein Grünstreifen säumt die Baťa-Internate und das Schulviertel, welche die heute nicht mehr existierenden Masarykschulen dominierten (an ihrer Stelle stehen heute das Kongresszentrum und die Bibliothek der Tomáš-Baťa-Universität).
Die durch die historisch wertvollste Örtlichkeit der Stadt – über den Stadtplatz, durch dessen direkte Umgebung und über die Schlosshöhe – führende Route bietet einen Blick auf die Wandlungen, die Zlín im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts durchgemacht hat, sie zeigt die Herangehensweise an moderne architektonische Outputs in einem Denkmalreservats auf, sei es durch Neubauten, sanierte historische Objekte oder durch die Gestaltung von Freiflächen. An über einem Dutzend Beispielen demonstriert sie, wie die moderne und gegenwärtige Architektur die historische Umgebung ergänzt und sie zu beeinflussen vermag. Den komplexen Denkmalsanierungen ikonischer Objekte wird ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt.
LŠ