Wohnhochhäuser Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3
Im Jahr 1959 genehmigte das Kreisplanungsinstitut unter der Leitung des Architekten Eduard Staša einen Flächennutzungsplan für die Umgestaltung des Stadtzentrums. Neben der Überwindung des Wohnungsmangels sah der Plan den Bau von „Zweckbauten von städtischer und stadtübergreifender Bedeutung“ vor – zu dieser Kategorie zählte etwa das Theater der Werktätigen. Nach und nach sollte die Murzínova třída (heute Dlouhá) umgestaltet und die vorhandenen Baulücken mit Genossenschaftshäusern geschlossen werden. Viele der geplanten Neubauten wurden jedoch nicht realisiert (so wurde etwa das Gebäude der Kunstgewerbeschule von Šebestián Zelina an der Ecke der Straßen Štefánikova und Osvoboditelů nie gebaut).
Einer der deutlichsten Eingriffe in das Stadtbild, die sich aus diesem Bebauungsplan ergaben, war der Bau von drei Hochhäusern. Diese vervollständigten die Kompositionsachse der Stalinova třída (heute třída Tomáše Bati), die nach 1945 durch den Bau der Wohntürme und der Morýs-Häuser entstanden war. Autor der Hochhäuser war der Architekt Adolf Zikmund, der an der Prager Hochschule für Kunstgewerbe bei Professor Adolf Benš studiert hatte. Nach dem Krieg war er nach Gottwaldov gekommen, um für die bereits verstaatlichte Firma Baťa zu arbeiten, in den fünfziger und sechziger Jahren war er bei Stavoprojekt tätig, zunächst als einfacher Architekt, später als Atelierleiter. Im Jahr 1966 beteiligte er sich an der Gründung der Abteilung des Chefarchitekten für den Großraum Gottwaldov, wo er bis 1986 tätig war.
Die Hochhäuser stehen auf einem leicht abfallenden Gelände zwischen den Straßen Kvítková und Stalinova (heute třída Tomáše Bati). Die fünfzehngeschossigen Gebäude haben einen Z-förmigen Grundriss. In den beiden Seitentrakten befinden sich jeweils 103 Wohnungen, durch den Mittelteil führt ein Korridor mit Treppenhaus und zwei Aufzügen. Das oberste Geschoss nimmt beim ersten Trakt eine überdachte Terrasse ein, im zweiten Trakt ist das Geschoss zurückgesetzt und bietet kleine Einzimmerwohnungen und Künstlerateliers. Die Fassade wird nicht nur durch den verglasten Korridor, sondern auch durch filigrane Balkone rhythmisiert. Auf der Südseite liegt das Souterrain teilweise unter dem Bodenniveau, auf der Nordseite befindet sich der Haupteingang. Das offene Parterre mit markant abgeschrägten Säulen ist mit der Ševcovská ulice verbunden, die senkrecht zu den Morýs-Häusern verläuft. Die Möglichkeit des freien Durchgangs für die Bewohner in Richtung Stadtzentrum ist eines der wichtigsten Merkmale der Hochhäuser.
Die Fundamente sind aus Stahlbeton, alle tragenden Stützen, Wände, Deckenträger sowie die Decken des Erdgeschosses sind ebenfalls aus monolithischem Stahlbeton. Ab dem ersten Stock ist das Gebäude über alle weiteren Geschosse in Plattenbauweise ausgeführt, die Maße der Module sind vom Plattenbau G57 und dessen Variante SG60 abgeleitet.
Jedes Geschoss bietet acht Wohneinheiten, die aufgrund des Geländeverlaufs um ein halbes Geschoss versetzt sind. In dem einen Trakt befinden sich auf jeder Etage jeweils eine Vierzimmer-, eine Dreizimmer-, eine Zweizimmer- und eine Einzimmerwohnung mit eigener Kammer, Küche und Essbereich. Im anderen Trakt befinden sich die Abstellräume im Korridor, so dass zwei Dreizimmer-, eine Zweizimmer- und eine Einzimmerwohnung zur Verfügung stehen.
Jede Wohnung hat Fenster nach zwei Seiten und verfügt über einen Balkon. Neben den Wohnungen bot das Haus Kellerräume, eine Unterstellmöglichkeit für Kinderwagen und eine Werkstatt sowie einen Klubraum für Kinder, der von der Eingangshalle aus zugänglich war. Der Eingangsbereich war unterteilt in einen Teil, der nur für die Bewohner des Hauses zugänglich war, und einen frei zugänglichen Vorraum, wo sich die Klingeln befanden. Zum Haus Nr. 1 gehörte auch ein separates Versammlungsgebäude mit Garagen und einem Müllraum.
Den Materialien der Fassaden wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So sollten etwa die Schmalseiten der Gebäude mit Glasmosaik, der Gebäudesockel mit schwarzem Steingut verkleidet werden. Vor kurzem wurden die Häuser rekonstruiert, sie wurden wärmegedämmt und erhielten eine ockerfarbene Fassade, auch die Fenster wurden ausgetauscht und haben nun eine andere Gliederung, die ursprünglichen genormten Balkonbrüstungen blieben nur bei einem der Häuser erhalten. In der Eingangshalle sind die Mosaikverkleidungen an den Wänden und den Rundsäulen erhalten, die ursprünglichen Briefkästen und Klingeln wurden jedoch entfernt.
Der Bau der Hochhäuser fand seinerzeit in den Medien große Beachtung. Aus der zeitgenössischen Presse wissen wir beispielsweise, dass die Arbeiten Anfang 1964 wegen Frost unterbrochen werden mussten oder dass beim Bau ein MB120-Kran mit einer Tragkraft von bis zu 7,5 Tonnen und einer Hubhöhe von 98 Metern eingesetzt wurde.
Die von Adolf Zikmund entworfenen fast 45 Meter hohen Häuser stehen an einer Stelle, wo sich zuvor Einfamilienhäuser, Gärten und Obstbäume befunden hatten, und haben das Erscheinungsbild des östlichen Teils der Stadt wesentlich verändert. Doch obwohl es sich um sehr große Plattenbauten handelt, wirken die Gebäude nicht massiv. Der durchdachte Grundriss, der transparente Mittelteil mit dem Korridor und die Durchlässigkeit des umgebenden Geländes zeugen von der hohen Qualität des Architekturschaffens der sechziger Jahre.