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Großwohnblock Gottwaldov (210 Wohneinheiten)

Datierung 1971–1974 / 1969– (P)
Architekt/in Jan Palacký
Kode Z15
Adresse Vodní 4201-4210, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Vodní (BUS 38)
GPS 49.2284575N, 17.6679931E

Im Jahr 1967 wurde ein öffentlicher Architekturwettbewerb für die Gestaltung des Stadtzentrums ausgeschrieben. Vorsitzender der Jury war Professor Bohuslav Fuchs, der selbst in den dreißiger Jahren an der städtebaulichen Gestaltung des Stadtzentrums von Zlín beteiligt gewesen war. Insgesamt nahmen neun Autorenteams am Wettbewerb teil, der erste Preis wurde nicht vergeben, der zweite Preis ging an das Team des Brünner Architekten Jiří Gřegorčík. Seine Studie beinhaltete ein Verkehrskonzept für die rechte Uferstraße und neue Gebäude am náměstí Práce und am náměstí Míru. Diese wurden jedoch nicht realisiert, da die Gestaltung der beiden Plätze in einem späteren Projekt detaillierter ausgearbeitet werden sollte. Zunächst kamen daher die Bereiche um die Straßen Vodní, Revoluční (heute třída Tomáše Bati), Murzínova (heute Dlouhá), Kvítková und Lorencova an die Reihe. Bis Ende 1968 sollten genauere Studien zu den geplanten Projekten erstellt werden. Gerade in den Randbereichen der Innenstadt setzte daher in den siebziger Jahren eine intensive Bautätigkeit ein. In dieser Zeit entstand auch ein großer Wohnblock mit 210 Wohnungen in der Vodní ulice, wo sich zuvor etwa zwanzig Einfamilienhäuser mit Gärten befunden hatten, die nach und nach abgerissen wurden.

 

Die Grunddaten zu dem Bauprojekt sind sowohl aus den Ergebnissen des Wettbewerbs als auch von der Abteilung des Chefarchitekten unter der Leitung von Adolf Zikmund bekannt. Nach der Aufgabenstellung sollte es sich um ein individuelles Gebäude handeln, dessen architektonische Gestaltung aufgrund seiner Lage zu einer „markanten und nicht wiederholbaren Architektur“ führen sollte, die Höhe wurde auf acht Stockwerke geschätzt, die Kapazität des Gebäudes auf 210 Wohneinheiten. Das Haus mit kleinen Wohnungen, wie es genannt wurde, sollte älteren Paaren oder kinderlosen Eheleuten dienen. Der endgültige Entwurf stammt aus der Feder des Architekten Jan Palacký von Stavoprojekt Gottwaldov. Dieser Absolvent der Prager Hochschule für Kunstgewerbe hatte seine Tätigkeit in der bereits verstaatlichten Firma Baťa unter dem Architekten Vladimír Kubečka begonnen und gehörte zu einer starken Gruppe von Architekten, die nach dem Krieg nach Zlín kamen und in den verstaatlichten Planungsbüros arbeiteten.

 

Einige Jahre später, im Jahr 1971, wurde mit dem Bau begonnen. Das 15,2 x 109,1 Meter große Haus mit Flachdach ist in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Das Gebäude weist eine markante horizontale Gliederung auf, die durch Brüstungsbänder aus einer rotbraunen Keramikverkleidung entsteht, während die Fensterzwischenräume mit weißgrauem Glimmerputz ausgefüllt sind. Das Keramikband bedeckt auch die Schmalseiten des Gebäudes. Die vertikale Linie des Hauses wird durch die durchbrochenen Loggien dominiert. Auf dem Dach befindet sich eine Rahmenkonstruktion aus Stahlbeton. Der Architekt Palacký achtete auch auf die Materialgestaltung des Erdgeschosses, das mit Blöcken aus Vratza-Kalkstein verkleidet ist. Auf der Nordseite ist das Erdgeschoss mit einem Vordach versehen, das sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt, hier befinden sich heute kleinere Geschäfts- und Büroräume. Das Erdgeschoss auf der Südseite ist so zurückgesetzt, dass sich dadurch eine Überdachung für die Eingänge zu den Wohnbereichen bildet. Ein großzügiger Laubengang führt über die gesamte Länge des Hauses und grenzt direkt an den Park auf der Hinterseite des Hauses. Damit haben seine Bewohner nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt Kontakt zum Grünen.

 

Das Haus hat sieben Wohngeschosse und ist in zehn Sektionen unterteilt, so dass die geforderte Gesamtzahl von 210 Wohneinheiten mit sieben Einzimmer- und vierzehn Zweizimmerwohnungen pro Geschoss erreicht wird. Am Nordrand jeder Sektion befinden sich eine zweiläufige Treppe mit Zwischenabsatz und ein kleiner Aufzug, wobei sich in einer Sektion jeweils drei Wohnungen pro Etage befinden. Das Tragwerk besteht aus einem Rahmen mit Modulen von 360 cm Länge mit Ausmauerung und Trennwänden aus Ziegeln. Im Untergeschoss befinden sich Keller- und Waschräume, ein Mangelraum mit Trockenraum und die notwendigen Technikräume. Eine Tiefgarage war ebenfalls vorgesehen, wurde aber aus finanziellen Gründen nicht gebaut. Aus den gleichen Gründen wurde auch der ursprünglich geplante großzügigere Wohnungsgrundriss geändert, der in jeder Sektion zwei symmetrisch angeordnete Wohnungen vorgesehen hatte. Jede Einheit sollte über einen größeren Vorraum mit einer Kammer, eine separate Küche mit anschließendem Essbereich und einen Ausgang zur Loggia verfügen.

 

Im Jahr 1998 wurden weitere 18 Wohneinheiten auf dem Dach errichtet. Die ursprünglich transparente Rahmenkonstruktion wurde vollständig ausgefüllt und dadurch der visuelle Charakter des Gebäudes beeinträchtigt. Abgesehen von diesen Veränderungen und dem Austausch der Fenster blieb das Gebäude in einem relativ guten Erhaltungszustand, was die Materialgestaltung der Fassade und des Erdgeschosses betrifft. Der Plattenbau des Architekten Jan Palacký gehört zu den architektonisch gelungensten Großwohnbauten im weiteren Stadtzentrum, die noch Ende der sechziger Jahre entworfen wurden. Die Realisierung in den siebziger Jahren erfolgte trotz finanzieller Probleme unter Einhaltung des ursprünglichen Entwurfs und eines guten städtebaulichen Konzepts, das aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen war.