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Schulgelände Baťov

Datierung 1935–1937
Architekt/in Vladimír Karfík
Kode Z12
Adresse třída Spojenců 907, Otrokovice
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Otrokovice, aut. nádraží Baťov (TROL 2, BUS 55, 70)
GPS 49.2172508N, 17.5122850E

In der ersten Hälfte der dreißiger Jahre reichte die Kapazität der Schulklassen in der alten Stadt Otrokovice nicht mehr aus, um die durch das rasche Bevölkerungswachstum entstandene Nachfrage zu befriedigen. Eine kurzzeitige Verbesserung brachte der Neubau der Masaryk-Bürgerschule nach den Plänen des Architekten Antonín Vítek in den Jahren 1932–1933. Die Schule befand sich an der Grenze zwischen dem historischen Teil der Stadt und der wachsenden Werkskolonie.

 

Ein eigener Schulbezirk sollte deshalb, ähnlich wie am Firmensitz in Zlín, zu einem wichtigen Bestandteil der expandierenden Fabrikstadt werden. Das Bauland für den Schulbezirk fand sich nördlich des Hauptplatzes von Baťov. Im Einklang mit dem Prinzip der funktionalen Zonen der Baťa-Städte lag der Schulbezirk am Rande des Wohnviertels, in unmittelbarer Nähe der Wohnhäuser, der Junggesellenquartiere und der gesellschaftlichen Einrichtungen der Stadt. Für die architektonische Gestaltung des Schulgeländes zeichnete Vladimír Karfík verantwortlich, der für das Schuhunternehmen die meisten öffentlichen Gebäude in Bat'ov entwarf.

 

Am östlichen Rand der Parzelle wurde zunächst das dreigeschossige Gebäude der Volksschule errichtet. Die Schulgebäude in der Umgebung von Baťas Zlín waren zu jener Zeit sehr weitgehend standardisiert. Die Gebäude in Otrokovice konnten daher extrem schnell errichtet werden. Die Volksschule wurde Ende 1935 innerhalb weniger Monate fertiggestellt und für die Schüler von fünf Klassen eröffnet. Im Jahr 1937 kam das fünfgeschossige Gebäude der Bürgerschule hinzu, welches die westliche Ecke des Schulgeländes einnahm. Die Gebäudetypen wurden bei Baťa mit leichten Variationen wiederholt verwendet – die Volksschule in Baťov spiegelt sich in der Gestaltung der 1937 eröffneten Volksschule Bartošova in Díly wider, während sich die Bürgerschule kaum von der ebenfalls 1937 errichteten Schule in der Zálešná in Zlín unterscheidet.

 

Die Volksschule in Baťov wird von einem Stahlbetonskelett getragen, das auch in der Fassade mit verputzten Bändern zwischen den einzelnen Stockwerken sichtbar ist. Die Fassadenfelder sind mit traditionellem Ziegelmauerwerk ausgefüllt und zeigen jeweils drei schmale, hohe zweiteilige Fenster. Die Seitenfassaden werden von einem durchgehenden Fensterband geprägt, welches das Treppenhaus und den zentralen Korridor erhellt. Man betritt das Gebäude durch einen leicht zurückgesetzten, verglasten Eingang, der nach Osten ausgerichtet ist. Neben großzügigen Klassenräumen, dem Schulleiterbüro und weiteren Büroräumen verfügte das Gebäude über verschiedenste Werkstätten, eine große Turnhalle, Umkleideräume und einen Projektionsraum.

 

Das Gebäude der Bürgerschule mit dem Haupteingang auf der Westseite war mit Ausnahme der Geschosszahl nahezu identisch mit der Volksschule. Lediglich die Südfassade blieb im Gegensatz zur Volksschule glatt, ohne die trennenden Bänder zwischen den Obergeschossen, so dass der mittlere Fensterbereich noch stärker zur Geltung kam. Die Nordfassade war dagegen wiederum rhythmisiert, wurde aber zusätzlich durch kleine quadratische Fensteröffnungen zu den Sanitärräumen unterbrochen. Vom Grundriss her war die Bürgerschule wiederum als dreiteiliges Gebäude konzipiert. Die zweiläufige Treppe verlief parallel zur Achse des zentralen Korridors, der auf der gegenüberliegenden Seite zu separaten Sanitärbereichen führte.

 

Im Erdgeschoss mit seiner geräumigen Eingangshalle befanden sich Umkleideräume für die Schüler, Werkstätten für Holz-, Metall- und Modellarbeiten sowie eine Zahnarztpraxis. Die Einzimmerwohnung des Hausmeistes war durch eine Tür im mittleren Fensterband an der Südseite des Gebäudes zugänglich. Im zweiten Geschoss befanden sich neben den gewöhnlichen Klassenzimmern Räume für den Geschichts- und Erdkundeunterricht, ein Zeichensaal, das Direktorenzimmer und ein Lehrerzimmer, im dritten Geschoss ein Fotolabor und Fachräume für Physik und Naturwissenschaften. Im vierten Geschoss befanden sich ein Handarbeitsraum und ein Zeichensaal. Das Dachgeschoss bot den Kindern einen Leseraum und einen Speisesaal mit Küche.

 

Die beiden neuen Schulen waren mit modernen Möbeln und Lehrmitteln, Einbauschränken, Lautsprecheranlage und Zentralheizung ausgestattet. Direkt benachbart waren das Schulstadion und ein Garten mit Gewächshaus und Blumenbeeten, wo sich ein Großteil des Schulalltags abspielte. Die Bildungseinrichtungen waren Teil eines experimentellen Schulsystems, in dem Selbständigkeit, eigene Erfahrungen, moralische Integrität, Freude am Lernen und die Entwicklung individueller Lernbemühungen der Kinder im Vordergrund standen.

 

Die Kinder sollten – um es mit den Worten des Schuldirektors Vladimír Konvička (1900–1971) zu sagen – „sich durch eigene Anstrengung zu neuem Wissen durchbrennen“. Dank diesem Pädagogen, der über Erfahrungen aus der Versuchsschule in Zlín verfügte, gelang es, die Innengestaltung der Schule noch stärker an die funktionalen und betrieblichen Erfordernisse dieses Schultyps anzupassen. Konvička wirkte an den Baťa-Schulen bis 1945, als er nach Brünn wechselte, und stand hinter deren experimentellem Konzept und dem Bestreben, einen modernen Menschen mit Charakter zu erziehen. Mit diesem einzigartigen Ansatz zählten die Baťa-Schulen zu den fortschrittlichsten Bildungseinrichtungen der damaligen Republik.

 

Beide Gebäude werden noch heute für Unterrichtszwecke genutzt, die ursprüngliche Volksschule dient heute als Gymnasium, die Bürgerschule noch immer als Grundschule. Sie haben ihre architektonische Form mit einer klaren funktionalistischen Ästhetik sehr gut bewahrt, abgesehen von Veränderungen im Innenbereich und dem Ersatz der ursprünglichen Holzfenster durch Kunststofffenster. In den Jahren 1997–1999 wurde ein neuer Mitteltrakt für die Schüler der Grundstufe errichtet.

 

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