Die Villa von Bohuslav Albert
- Ladislava Horňáková, František Lýdie Gahura. Projekty, realizace a sochařské dílo (kat. výstavy), Krajská galerie výtvarného umění ve Zlíně 2006
- Jiří Bakala, Baťova nemocnice, Zlín 2002
- Pavel Novák, 10 + 1 baťovských vil, Zlín 2000
Für den Architekten František Lýdie Gahura war der Bau des Krankenhauskomplexes der erste große Auftrag von der Firma Baťa. Im ursprünglichen Bebauungsplan des Baťa-Krankenhauses von 1926 waren auch zwei Ärztehäuser am Rande des Geländes am Ufer der Dřevnice enthalten. Eines davon war für Dr. Bohuslav Albert bestimmt, der mit dem Architekten zusammenarbeitete und maßgeblich zur Gestaltung des gesamten Krankenhauskomplexes in Zlín beitrug.
Bohuslav Albert (1890–1952) war ein bedeutender Arzt und maßgeblich für die Organisation der medizinischen Versorgung im Zlín der Zwischenkriegszeit verantwortlich. Bevor er nach Zlín kam, hatte er als Chirurg und Direktor des Krankenhauses in Mukatschewo gearbeitet. Er stammte aus einer berühmten Ärztefamilie und war an der modernen Konzeption von medizinischen Einrichtungen und der Organisation des Gesundheitswesens beteiligt. Tomáš Baťa wählte ihn als Experten für den Bau des Betriebskrankenhauses aus. In kreativer Zusammenarbeit entwickelte er mit Gahura ein für die damalige Zeit fortschrittliches Konzept für einen Krankenhauskomplex mit horizontaler Organisation der Prozesse. Sie arbeiteten auch an anderen Konzepten und Projekten zusammen, insbesondere an der Planung des Baťa-Gesundheitshauses, des Komplexes des Betriebsinstituts für Volksgesundheit und an der Rekonstruktion und Erweiterung des Baťa-Krankenhauses. Bohuslav Albert wurde Direktor des Krankenhauses in Zlín, hielt regelmäßig Vorträge, widmete sich der Publikationstätigkeit und entwickelte in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Fachleuten das Gesundheitswesen in Zlín.
Die Villa von Dr. Albert mit einem Grundriss von 10 × 10 m war ursprünglich zweigeschossig, teilweise unterkellert, hatte ein Flachdach und eine Fassade aus unverputztem rotem Backstein mit großen dreiteiligen Fenstern an der Südfassade. Im Untergeschoss befanden sich ein Keller und eine Waschküche. Im Erdgeschoss befanden sich eine Eingangshalle mit zweiläufiger Treppe zum ersten Stock, eine Diele, die Küche mit Speisekammer, eine Toilette, ein Esszimmer mit Zugang zu einer überdachten Eckterrasse, ein Wohnzimmer und ein Dienstmädchenzimmer. Im Obergeschoss befanden sich ein Flur, eine Garderobe, ein Gästezimmer, zwei Schlafzimmer mit Waschbecken, ein Badezimmer, eine Toilette und eine überdachte Eckterrasse. Die Baugenehmigung wurde am 2. April 1928 erteilt und das Gebäude am 18. Oktober 1928 fertiggestellt. 1931 wurde der erste Anbau (6 × 4 m) an der Nordostseite der Villa errichtet. Zwei übereinanderliegende überdachte Terrassen vervollständigten den Grundriss. Die Terrasse im Erdgeschoss diente als Sommergarten und war vom Esszimmer des Hauses aus zugänglich. Die Terrasse im Obergeschoss wurde vom Schlafzimmer aus betreten. Die obere Terrasse und das darüber liegende Dach wurden durch einen Eckpfeiler getragen. Kurz vor dem Krieg wurde die Villa unter Mitwirkung von Gahura erneut umgebaut. Im Erdgeschoss wurde die überdachte Terrasse zugemauert, um ein Musikzimmer zu schaffen, das über eine Treppe wie auch vom Garten aus zugänglich war. An der Südfassade wurde ein weiteres dreiteiliges Fenster eingefügt. Im Untergeschoss wurde eine teilweise vorgesetzte Garage eingebaut.
Die Villa von Dr. Albert ist ein Zeugnis des firmentypischen Baťa-Baustils und folgt der Formensprache der modernen Wohnkolonien im Zlín der Zwischenkriegszeit. Dennoch gelang es Gahura, das Gebäude im Sinne seiner künstlerischen Orientierung mit einer Reihe von Elementen zu bereichern, die außerhalb der Standardbauten lagen, und ein Haus zu schaffen, das über die strengen betrieblichen Normen hinausging und seinen Bewohnern mehr individuelle Intimität bot.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Bohuslav Albert nicht mehr in sein Haus in Zlín zurück. Das Gebäude wurde in zwei unabhängige Stockwerke aufgeteilt und diente fortan als Zweifamilienhaus für die Mitarbeiter des Bezirksinstituts für Volksgesundheit. In dieser Funktion erlebte es mehrere weitere Umbauten. Im Kellergeschoss wurde eine zusätzliche Garage mit einem Lüftungsfenster an der Ostfassade geschaffen, auf der Südseite kam ein weiteres Kellerfenster hinzu. Im Erdgeschoss wurde ein Bad eingebaut, der Eingang vom Garten her zugemauert und die Treppe dorthin abgerissen. Das Treppenhaus zum Obergeschoss wurde durch eine Tür abgetrennt. Im Obergeschoss wurde das Gästezimmer durch eine Küche ersetzt, die Tür zwischen den Schlafzimmern zugemauert und durch die Entfernung einer Trennwand ein großer Wohnraum geschaffen.
Im Jahr 1997 wurde der umliegende Garten zerstört, um einen Parkplatz zu schaffen, ein Jahr darauf wurde das benachbarte ursprüngliche Eingangsgebäude des Krankenhauses abgerissen. Dadurch wurde die ursprüngliche bauliche Struktur des Krankenhausgeländes nachhaltig beeinträchtigt. In der Villa, die heute vom Baťa-Krankenhaus verwaltet wird, wohnt derzeit ein Verwandter von Dr. Albert. Das Schicksal der Villa hängt von der Zukunft des gesamten Krankenhauskomplexes ab.
LH