An der Ecke der Straßen Kvítková und Lešetín II steht eine elegante Ville, die der Zlíner Bauunternehmer Josef Jarcovják für sich und seine Familie gebaut hat. Jarcovják wurde am 17. September 1891 in Slušovice als einer von sieben Geschwistern in die Familie von František und Františka Jarcovják hineingeboren. Im Jahr 1919 heiratete er in Zlín Marie Janáčková, die Tochter einer bedeutenden Zlíner Familie. Josef Jarcovják besaß ein eingetragenes Baugewerbe und war seinerzeit erst der zweite Zlíner Bauunternehmer nach Josef Winkler, mit dem er einige Jahre lang eine gemeinsame Baufirma leitete. Im Zlíner Bauboom der Ersten Republik florierte seine Firma, und bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte er an die 200 Bauten fertiggestellt.
Der Kaufvertrag für das betreffende Grundstück trägt das Datum 11. September 1919, und als Besitzerin wird Jarcovjáks Frau Marie Jarcovjáková in den Dokumenten aufgeführt. Mit dem Bau der Villa wurde im August 1920 begonnen, am 22. 11. 1921 fand die Bauabnahme des neuen Gebäudes statt.
Das Gebäude ist dreistöckig, einschließlich eines Dachgeschosses, dessen Dachfläche aus einem mit mehreren Dachgauben versehenen Mansardendach besteht. Das Erdgeschoss hatte hauptsächlich eine repräsentative Funktion mit Ruheräumen und Gästezimmern. Daneben befanden sich unten noch eine Küche und ein Dienstmädchenzimmer. Im ersten Stock waren die Zimmer für die Familie und für Gäste, aber auch ein Esszimmer untergebracht. Beide Wohnetagen waren durch eine Eichenholztreppe miteinander verbunden, die bis ins Dachgeschoss führte, in dem sich drei Gemächer und der Eingang zum Dachboden befanden. Durch den gesamten Innenraum des Hauses führte demnach ein offenes Treppenhaus. Das Gebäude ist vollständig unterkellert. Für den Bau wurden traditionelle gebrannte Backsteine verwendet, die Wohnetagen hatten geschlossene Holzbalkendecken mit verputzten Schilfrohrmatten an der Unterseite. Nur im Untergeschoss wurden teilweise Stahlbetonfertigteile und ein monolithisches Ziegel-Wandsystem verwendet. Dort befanden sich eine Waschküche und ein Heizkesselraum für feste Brennstoffe.
Die architektonische Form des Hauses findet in Zlín nur schwer ihresgleichen. Man könnte sie als eine moderatere regionale Paraphrase des tschechischen architektonischen Kubismus betrachten, dem sie sich durch die regelmäßige Gliederung der Baumasse mit Hilfe von scharfen Kanten, durch die abgestuften Fensterlisenen, durch die markante Dachgaube auf der Westseite und durch die Details der Metallaußengeländer nahe kommt. Diese Form ist bis heute erhalten geblieben, verschwunden ist nur eine Wandmalerei in einem der freien Felder an der Westfassade, das offenbar ein Landschaftsmotiv zeigte.
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Villa lediglich um einen Raum anstelle der bisherigen Holzveranda vergrößert, dessen Dach heute eine neue begehbare Terrasse bildet. Ferner wurde ein Raum und eine Außentreppe zum ursprünglichen Hintereingang am heutigen Parkplatz an der Straße Lešetín II angebaut. In der Nähe der Villa stand seit 1923 ein größeres Gewächshaus aus Stein. Der abgetrennte nördliche Teil des ausgedehnten Grundstücks wurde überwiegend vom Bauhof der Firma Jarcovják eingenommen, jedoch befanden sich dort auch Ställe oder kleinere Gebäude mit Mietwohnungen.
Ursprünglich wurde in der Villa eine über zwei Etagen gehende Wohneinheit genutzt. In der Nachkriegszeit wurde sie jedoch teilweise in zwei Wohnungen im Erdgeschoss und im ersten Stock unterteilt, die weiterhin von der Familie Jarcovják bewohnt wurden, ferner wurde ein Zimmer und eine Garçonnière im Dachgeschoss zur Vermietung abgetrennt. Nach wiederholten Verhandlungen mit der Stadt über den Verkauf der Immobilie, wobei die Einrichtung eines Kindergartens oder einer Kita im Raum stand, kam es letztendlich erst im Jahr 1987 zu ihrem Verkauf. Käufer war der Betrieb Agropodnik Gottwaldov, der geeignete Räume für seine Abteilungen Reklame und wissenschaftlich-technische Entwicklung suchte.
Die letzten baulichen Veränderungen der Villa erfolgten im Jahr 1995, als sie in den Besitz des heutigen Eigentümers kam und zum Sitz einer Computertechnikfirma wurde. Die nach den Plänen von Pavel Šiška aus dem Architektenbüro S.M.S. durchgeführte Sanierung wurde sehr sensibel und mit nur wenigen Veränderungen in der Raumaufteilung geplant.
Die Villa wird als außergewöhnliches Beispiel für eine qualitativ hochwertige „vor-Baťasche“ Architektur angesehen, die keine wesentlichen unpassenden Veränderungen und ein hohes Maß an erhalten gebliebenen Originalelementen und -details aufweist. So sind beispielsweise architektonisch qualitativ hochwertige Teile der Innenräume erhalten geblieben, besonders die zentrale Holztreppe mit der Kassettenverkleidung. Bei der Sanierung wurden Originalelemente (ggf. neu angefertigte genaue Kopien) verwendet, so etwa die Kastenfenster und Beschläge. Die Beleuchtung des Dachgeschosses erfolgt durch formgleiche Dachgauben. Ein markanterer Eingriff war der Abriss, die Versetzung und der Wiederaufbau des etwas späteren Erdgeschossanbaus des heutigen, dem Parkplatz zugewandten Haupteingangs oder die Entfernung des Tores im Zaun des ursprünglichen Eingangs an der Hausecke zur Kvítková-Straße, über dem bis heute noch ein Buntglasfenster mit der Hausnummer zu sehen ist.
MK