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Haus von Herrn Javorský (Archa)

Datierung 1932–1934
Kode Z6
Adresse Třída Tomáše Bati 190, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Dlouhá (TROL 2, 3, 5, 9, BUS 33, 35, 36)
GPS 49.2253417N, 17.6679019E

Miroslav Lorenc war einer der Architekten, die in den dreißiger Jahren das Aussehen des „nicht-Baťaschen“ Teils der Stadt deutlich mitgeprägt hat. Seine Bauten finden wir in den Straßen Bartošova, Štefánikova, Rašínova und auch in der Tomáš-Baťa-Avenue. Er befasste sich intensiv mit der Typologie des Hauses, das er mit einer im Parterre untergebrachten Geschäftsfunktion und einer Wohnfunktion in den übrigen Stockwerken miteinander verband.
Im historischen Stadtzentrum setzte Miroslav Lorenc seine während der in Prag bei Pavel Janák, Josef Gočár und vor allem bei Jaromír Krejcar absolvierten Praktikta gemachten Erfahrungen zinsbringend um; gut vertraut war er auch mit dem deutschen Bauhaus oder mit dem russischem Konstruktivismus. In Zlín baut er ab 1931 für vermögende Unternehmer und die Oberschicht Häuser im funktionalistischen Stil. Häufig handelt es sich dabei um charakteristische moderne Objekte, die für den jeweiligen Straßenzug oder Standort ein stadtbildendes Element darstellten. Eines dieser Beispiele ist auch das für den Zlíner Unternehmer, Glasproduzenten und Inhaber einer Immobilienfirma František Javorský gebaute Haus. Es befindet sich an der Ecke der heutigen Tomáš-Baťa-Avenue (einst Komenský-Straße) und des Kleinen Stadtplatzes vor der Kirche St. Philipp und Jakob.
Das mit einem Flachdach versehene viergeschossige Gebäude befindet sich auf einem leicht abschüssigen Grundstück an einer exponierten Stelle im Stadtzentrum, an der früher die Bürgerschule stand. Mit seiner Kubatur schließt es die Straßenreihe in der Nähe des Friedensplatzes ab. Es hat eine Stahlbetonkonstruktion, die mit Ziegelsteintrennwänden gefüllt ist. Erdgeschoss und erster Stock sind mit großflächigen Schaufenstern verglast.
Die Nordfassade charakterisiert ein mächtiger, mit Fensterbändern versehener Risalit, der von der vertikalen Baumasse des Eckturms überragt wird. Der Turm sticht hervor durch eine andere Gliederung der Fensterfüllungen. In subtilen Rahmen wurden in jeweils zwei senkrechten Reihen in Längsrichtung rechteckige Glasscheiben gesetzt. Die im Turm befindlichen Räume dienten als Wohnräume, im Erdgeschoss hatte die Darlehenskasse ihren Sitzungssaal. Der markant gegliederte Eckturm ragt mit seiner Kubatur über das vierte Geschoss hinaus, von ihm werden dann Fensterbänder bis zur Südkante weitergeführt, die durch einen zweiten, aus dem dritten und vierten Geschoss hervortretenden Risalit kompositionell ausgeglichen wird.
Das nach Osten hin abschüssige Gelände bewältigt Lorenc durch höhergezogene Fensterbrüstungen. Zu Werbezwecken diente ein Opaxitglasstreifen über dem Geschäftsparterre, wo ursprünglich Aufschriften mit den Namen der Betriebe und Neonreklame angebracht waren.
František Javorský war nicht nur als Unternehmer tätig, sondern beteiligte sich auch an den Aktivitäten der Darlehenskasse für Gewerbe und Industrie, die in Zlín seit 1912 existierte. Zunächst war er in der Schätzungskommission tätig, im Jahr 1937 war er bereits Vorstandsvorsitzender. Dieses persönliche Engagement schlägt sich auch in den großzügigen Räumlichkeiten nieder, die in dem Gebäude der Darlehenskasse vorbehalten waren. Die Darlehenskasse hatte im Erdgeschoss ihren Sitz, wo sich auch die Hauptgeschäftsstelle, das Büro des Direktors und ein Verhandlungsraum befanden. Das Institut war mit modernem Mobiliar und Rohrstühlen ausgestattet, eine Wandverkleidung aus Stein wurde kombiniert mit verglasten Trennwänden und Holz. 
Im Geschäftsparterre waren vier Geschäftseinheiten untergebracht (beispielsweise der Textilhändler Maláč, ein Fotoatelier, Geschenkartikel aus Glas und Keramik der Gebrüder Císař u.a.). Das zweite und dritte Geschoss diente ausschließlich zu Wohnzwecken. Den ersten Bauplänen nach waren für das zweite Geschoss vier Zweizimmerwohnungen mit Diele vorgesehen, für das dritte dann drei Wohnungen, ein Wasch- und ein Trockenraum.
Der erste Eingriff in das Konzept von Lorenz erfolgte, als auf dem Nachbargrundstück ein weiteres Gebäude mit Glaswerkstätten errichtet wurde. Das eingeschossige Objekt wurde von der Firma des Baumeisters Bohumil Zámečník in demselben Jahr fertiggestellt, in dem die Bauabnahme des Hauses von František Javorský durchgeführt wurde. Die größten Veränderungen hat das Gebäude in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchgemacht, als die ursprünglichen Eigentümer ins Ausland emigrierten. Im ersten und zweiten Geschoss hat man ein Theatercafé und eine Konditorei untergebracht, wodurch es zu einer Umgestaltung der Innenräume und zu einer Änderung der ursprünglichen Fassadengliederung kam.
In den neunziger Jahren wurde das Gebäude den Angehörigen von František Javorský zurückgegeben. Im Jahr 1996 erfolgte eine Komplettsanierung nach von dem Zlíner Architekten-Atelier ADDO (Architekten Jaroslav Habart und Jiří Záhořák) sensibel ausgearbeiteten Plänen. Die Fassade wurde in ihrer ursprünglichen Gliederung wiederhergestellt, und im Interieur war zumindest zeitweise wieder ein Bankinstitut untergebracht (die Ekoagrobanka), die dann von der heute dort betriebenen Buchhandlung abgelöst wurde. Die Geschäftsräume dienen ebenso wie die Wohneinheiten in den oberen Stockwerken zu ihrem ursprünglichen Zweck.