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Elektrohäuser

Datierung 1939–1941
Architekt/in Miroslav Lorenc
Kode Z6
Adresse Lorencova 3345, 3346, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Lešetín I (BUS 38)
GPS 49.2270553N, 17.6729692E
49.2260394N, 17.6730269E

Reine mehrstöckige Mietwohnhäuser waren in den dreißiger Jahren in Zlín eine Typologie, die im Unterschied zu anderen größeren Städten in der Republik nur in sehr begrenztem Maße auftauchten. Die Wohnungspolitik der Firma Baťa, welche die Aufwärtsentwicklung der Stadt am stärksten vorantrieb, war vielmehr auf firmeneigene Einzelhäuser für verheiratete Angestellte und auf Ledigenheime und Internate für jüngere unverheiratete Arbeiter ausgerichtet. Von Baťa unabhängige, vornehmlich im Raum um den ursprünglichen historischen Stadtkern angesiedelte Gewerbetreibende bevorzugten zwar mehrstöckige Mietshäuser, in den meisten Fällen hatten diese jedoch noch ein Geschäftsparterre im Erdgeschoss. 
Die beiden sechsstöckigen Objekte, die in den Jahren 1939–1941 auf einem Gemeindegrundstück am östlichen Rand des Stadtzentrums emporwuchsen, hoben sich demnach vom Standard jener Zeit ab. Die als Elektrohäuser bezeichneten Gebäude stellten einen wertvollen Beitrag zur Kategorie des modernen, großstädtisch geprägten Wohnens dar und deuteten bereits zu Beginn des Zweiten Weltkriegs an, in welche Richtung sich der Wohnungsbau nach 1945 entwickeln sollte.
Das Bauprojekt der für die wachsende Beamtenschaft bestimmten Elektrohäuser wurde im Auftrag der Stadt von dem Architekten Miroslav Lorenc ausgearbeitet. Ihr durchdachtes Konzept und ihre rein funktionalistische Ästhetik verweisen auf zeitgenössische progressive Beispiele des Mietwohnungsbaus in Prag und Brünn, wo der Architekt studiert und in den Ateliers der Architekten Jaromír Krejcar oder Josef Gočár seine erste Praxiserfahrungen gemacht hatte. Zu Beginn seiner Zlíner Tätigkeit arbeitete Lorenc bei Baťa, nach ein paar Monaten und mehreren Firmenaufträgen verließ er die Firma aufgrund Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Baufinanzierung des Großen Kinos und gründete 1931 sein eigenes, sehr erfolgreiches Architektenbüro.
Als im Jahr 1939 das Bauprojekt der Elektroäuser entstand, hatte er also bereits herausragende selbständige Bauten hinter sich, wie etwa das Haus von Eduard Pelčák oder die Konditorei Malota. Die 1941 erfolgte Fertigstellung der Elektrohäuser hat er jedoch nicht erlebt. Als Bezirksleiter der Nationalverteidigung nahm er nämlich aktiv am Widerstandskampf teil, wofür er 1940 verhaftet und drei Jahre später in Breslau hingerichtet wurde. Die Elektrohäuser stellen eines seiner letzten Bauprojekte dar.
Nach 1936, als das Gesetz über Bauwesen in Kraft trat, das die finanzielle Förderung des Staates für den Bau von Armenwohnungen festlegte, wurde landesweit der Bau von in Wohnblöcken konzentrierten Kleinwohnungen intensiviert. Die Zlíner voll elektrifizierten Elektrohäuser machten zwar von der gleichen architektonischen Form Gebrauch, boten jedoch hingegen geräumige und über den Standard hinausgehend ausgestattete Wohnungen, die den Stadtbeschäftigten einen maximalen Komfort, Hygiene und Kontakt zum umliegenden Grün boten.
Beide Häuser fügte der Architekt sensibel in das abschüssige Gelände eines Parks ein, der von den heutigen Straßen Lorencova (die man später nach dem Architekten benannt hatte), Kvítková und der Tomáš-Baťa-Avenue abgegrenzt wurde. Die mächtigen, über einen U-förmigen Grundriss verteilten Wohnblöcke setzte Lorenc an die Straßenecken. An der Lorencova-Straße befindet sich zwischen den Gebäuden ein landschaftsgärtnerisch hergerichteter Hof mit großzügig angelegten Wegen. Der Rhythmus der Fassaden wird durch die Achsen der zwei- bis vierteiligen Wohnzimmerfenster in Kombination mit kleinen quadratischen Badfensterpaaren bestimmt.
Ein markanter vertikaler Akzent wird den Häusern durch einheitliche Glasbausteinbänder verliehen, durch welche vier doppelläufige Treppenaufgänge beleuchtet werden. Ein ähnliches Element hatte Lorenc kurz zuvor im Jahr 1937 bei dem nahegelegenen Kloster der Kongregation der Barmherzigen Schwestern verwendet. Von der Oberfläche der glatten, nüchternen und schmucklosen Fassaden der Elektrohäuser heben sich spielerisch kleine und leichte Balkone für jeweils zwei Wohnungen und die Loggien in den inneren Ecken der Hoftrakte ab. 
Für beide unterkellerte Wohnblöcke wählte der Architekt die Technologie von tragenden Ziegelsteinmauern, die in einigen Partien von Stahlbetonpfeilern gestützt werden; Decken und Treppen sind aus Stahlbeton. Jedes Haus zählte über 60 überwiegend Ein- und Zweizimmerwohnungen, immer jeweils zwei oder drei auf einer Etage an jedem Eingang. Die Wohnungen hatten zwar, je nachdem, in welchem Teil des Blocks sie lagen, eine jeweils unterschiedliche Raumaufteilung, allen war jedoch sowohl genügend Sonnenlichteinfall bei Tag, als auch ein Innenanstrich in sanften Tönen und weiße Kacheln in den Küchen gemeinsam.
Die Wohnungen bestanden aus einer Diele, einem oder zwei Zimmern mit Holzfußböden oder quadratischem Buchenholzparkett, einer kleineren Küche mit Speisekammer und einem Bad. Die Elektrohäuser waren voll elektrifiziert (elektrischer Backofen in der Küche, elektrische Wasserspeicher in den Bädern) und hatten eine Zentralheizung, die aus im Souterrain untergebrachten Heizkesseln beschickt wurden.
Die Wohneinheiten waren darüber hinaus nach dem Trend der Zeit mit einer Reihe von technischen Hilfsmitteln ausgestattet und verfügten etwa über Türtelefone mit elektrischen Türöffnern für Hausbesucher und über Müllschlucker in den Korridoren. Im Souterrain befanden sich in beiden Objekten Lattenverschläge als Kellerboxen, im letzten Stockwerk dann offene Terrassen, Waschküchen und Trockenräume (die später zu weiteren Wohnungen umgebaut wurden). Die Grundkonzeption des Hofes und des Volumens beider Bauten ist bis heute hervorragend erhalten geblieben. Ebenso auch viele authentische architektonische Details, wie das fragile Metallgeflecht der Balkone, die Fahnenmasten an den Fassadenecken, die Terrazzofußböden in den Korridoren oder die geschwungenen Treppengeländer mit Holzläufen, was bis heute die Kraft der von Lorenz gewählten Lösungen zum Ausdruck bringt.
In der Nachwendezeit hat man jedoch eine Reihe von Teiländerungen durchgeführt, wodurch die ursprüngliche Reinheit des Ausdrucks gestört wurde (Austausch eines Teils der Holzfenster mit Lüftungsklappen aus Kunststoff, Wärmedämmung in klaren Pastellfarben und mit neuer horizontaler farblicher Gliederung bei Haus Nr. 3345 im Unterschied zur ursprünglichen vertikalen). Trotzdem bieten die Elektrohäuser des Architekten Lorenc auch im Abstand von 80 Jahren seit ihrer Entstehung immer noch außerordentlich hochwertige Stadtwohnungen, die ihre früheren Vorzüge beibehalten haben.
 
 
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