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Die Arbeit der Lehrlinge in der Fabrik - Fabrikgebäude Nr. 22

Datierung 1926–0
Architekt/in Breník
Kode Z4
Adresse J. A. Bati, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Dvacátá (BUS 38)
GPS 49.2236122N, 17.6582394E
Literatur
  • Katrin Klingan, Kerstin Gust (edd.), A Utopia of Modernity: Zlín, Berlin 2009
  • Dana Kasperová, Výchova průmyslového člověka a firma Baťa v meziválečném Zlíně, Liberec 2014
  • Vilém Klega, Příprava továrního dorostu a další profesní vzdělávání u firmy Baťa, a. s. Zlín v letech 1894-1945, Prešov 1991
  • Bohumil Lehár, Dějiny Baťova koncernu (1894-1945), Praha 1960
  • Petr Mareš, Sonda do kultury města - Zlín, modelové město modernity, Sociologický časopis/Czech Sociological Review, S. 681-701
  • Pavel Novák, Zlínská architektura 1900-1950, sv. 1, druhé rozšířené vyd., Zlín 2008
  • Annett Steinführer, Stadt und Utopie. Das Experiment Zlín 1920–1938, Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, München 2002, S. 33-73
  • Petr Szczepanik, Mediální výstavba Ideálního průmyslového města. Síť médií v Baťově Zlíně 30. let, Kinematografie a město. Studie z dějin lokální filmové kultury. Sborník prací filozofické fakulty brněnské univerzity, Brno 2005, S. 18-60
  • Zlínský funkcionalismus. Sborník příspěvků sympózia pořádaného u příležitosti 100. výročí narození Františka Lydie Gahury a 90. narozenin Vladimíra Karfíka
  • Ondřej Ševeček, Zrození Baťovy průmyslové metropole. Továrna, městský prostor a společnost ve Zlíně v letech 1900-1938, České Budějovice 2009
  • Madla Vaculíková, Já jsem oves: rozhovor s Pavlem Kosatíkem, Praha 2002
Fabrikgebäude Nr. 22 wurde in den Jahren 1925–1926 als dreistöckiges Objekt mit Stahlbetonkonstruktion errichtet. Für den Bau wurde qualitativ schlechter Lehm-Kies aus Dřevnice verwendet, weswegen das Gebäude bald mit Konstruktions- und Baumängeln zu kämpfen hatte. Man musste sogar einen Teil der Deckenplatten austauschen und Risse an den Dehnungsfugen mit Holzstützen armieren. Die statischen Störungen wurden durch die dynamischen Wirkungen der Schuhproduktionsmaschinen und durch regelmäßige Überlastung der Decken noch verstärkt. Den Arbeitern wurde der Aufenthalt im Gebäude dadurch erschwert, da es schlecht isoliert war. Besonders in den Anbauten, in denen sich die sanitären Anlagen befanden, waren die Wände feucht, der Putz blätterte ab und die Ziegelsteine wurden vom Frost bröckelig. Beschwerden kamen auch aus der sich im dritten Stock unter dem Dach befindenden Werkstatt. Die Beschäftigten mussten nicht nur jahreszeitlich bedingte Temperaturschwankungen ertragen, sondern auch solche, die selbst während einer einzigen Schicht in starkem Maße auftraten.
In den einzelnen Stockwerken dieses Gebäudes wurden Schuhe produziert. Im Erdgeschoss wurde das Unter- und Oberleder bearbeitet, dort wurde das Leder für alle Lederteile eines Schuhs zugeschnitten, in den anderen zwei Stockwerken stellte man Damen- und Kinderschuhe her – Alltagsschuhe, modische Schuhe, und im Falle der Damenschuhen auch Arbeitsschuhe. In solchen Werkstätten arbeiteten junge Männer und Frauen in vielen einfachen Positionen. Bevor sie in der Produktion eingesetzt wurden, hat man sie in speziellen Werkstätten in einem langsameren Tempo eingearbeitet. Die Ausbildung erfolgte unter der fachlichen Aufsicht von Ausbildern. Während der Lehrjahre erwarben die Jugendlichen alle Kenntnisse über die technologischen Abläufe ihrer Branche, damit die Absolventen jede der vorgesehenen Tätigkeiten ausführen konnten.
Trotz der ständigen Propagierung von "männlicher" manueller Arbeit flüchteten sich die Lehrlinge oft in die Verwaltung. Wiederholt erteilte Verbote, Lehrlinge in der Werkstattverwaltung zu beschäftigen, deuten darauf hin, dass die Vertreter der Jugend und die Unternehmensleitung jeweils unterschiedliche Vorstellungen von einer Karriere hatten. Im System der Fließproduktion zu bestehen war bei weitem nicht einfach. Das Industriezeitalter hat die Arbeitsmethoden im Vergleich zu früheren Epochen stark verändert. Die jungen Männer und Frauen mussten sich exakte Zeitabläufe zu eigen machen, ihren Körper an die maschinelle Produktion anpassen und aus Firmenhandbüchern lernen, wie sie motorische Bewegungen bei den einzelnen Arbeitsvorgängen strukturiert einzusetzen hatten. Die Präzision der Zeiteinteilung wurde zu einem wesentlichen Punkt bei der Aneignung der erforderlichen Gewohnheiten, Regeln, der Ordnung und Macht, die ständig um sie herum und an ihnen selbst praktiziert wurden.
Die vierzig Stunden dauernde Arbeitswoche in der Fließproduktion der Fabrik laugte die Körper aller Beschäftigten aus, auch die der Jugendlichen. Eine zweistündige Mittagspause sowie zwei kürzere zehnminütige Pausen dienten der sofortigen körperlichen Erholung und zum Kräftesammeln und den weniger gewandten Beschäftigten dazu, einen Zeitverlust aufzuholen und Materialien für weitere Arbeitsschritte vorzubereiten. Im Zusammenhang mit dem Arbeitstempo, den Anforderungen an die Präzision und etwa auch einem Ausfall der Maschinen tauchen in vielen Memoiren Erinnerungen an das Geschrei in der Werkstatt auf, wenn das Produktionsband stillgelegt werden musste, weil ein Mitarbeiter hinter seinem Tempo zurückblieb. In den Personalkarteien enthaltene Untersuchungen zeigen ferner, dass Schreien bei weitem nicht das einzige Mittel war, das von Vorarbeitern und Aufsehern zur Wiederaufnahme des Arbeitsbetriebs eingesetzt wurde. Es kamen auch körperliche Übergriffe vor, obwohl sie mit hohen Geldstrafen, der Aussetzung von Prämien oder, in schwereren und wiederholten Fällen, der Verhängung von Strafurlaub mit einer oder mehreren Wochen ohne Anspruch auf Bezahlung geahndet wurden.
Die zweistündige Mittagspause, die die Arbeitszeit in zwei Abschnitte (7:00-12:00 Uhr und 14:00-17:00 Uhr) unterteilte, wurde in den dreißiger Jahren nur für kurze Zeit beibehalten. Sie wurde am 9. Juli 1934 im Zusammenhang mit der Kürzung der bisherigen Fünf-Tage-Woche von 45 auf 40 Stunden eingeführt. Nach der Besetzung der böhmischen Länder wurde im Zusammenhang mit der Einführung der Kriegsproduktion ein Zweischichtenbetrieb eingeführt, der den Tagesablauf der höheren Jahrgänge der Baťa-Schule grundlegend beeinflusste. Anfangs war es zumindest für Jugendliche möglich, die 40-Stunden-Woche beizubehalten. In den Berechnungen der Betriebsleiter finden wir folgenden Eintrag bzgl. der Einführung des Zweischichtenbetriebes:
 
 
Art der Tätigkeit
I. Schicht (v hod.)
Stundenanzahl
II. Schicht
Stundenanzahl
Arbeit
5:00–13:00
8:00
14:00–19:00
5:00
20:00–23:00
3:00
Mittagessen
13:00–14:30
1:30
12:00–14:00
2:00
Schule
14:30–17:30
3:00
9:00–12:00
3:00
Abendessen
17:30–19:00
1:30
19:00–20:00
1:00
Freizeit
19:00–20:00
1:00
23:00–24:00
1:00
Schlafenszeit
20:00–4:00
8:00
24:00–8:00
8:00
Ankleiden, Frühstück
4:00–5:00
1:00
8:00–9:00
1:00
(Quelle: Mährisches Landesarchiv in Brno, Staatl. Bezirksarchiv Zlín, BestandBaťa a. s. Zlín, Sign. II/5, Karton 1187, Inv.-Nr. 9 – Instruktion Junge Männer in Schichtarbeit, Zlín, 4. 4. 1940)
 
 
MM