Platz der Arbeit - Der Weg zum Arbeitsplatz
- Katrin Klingan, Kerstin Gust (edd.), A Utopia of Modernity: Zlín, Berlin 2009
- Dana Kasperová, Výchova průmyslového člověka a firma Baťa v meziválečném Zlíně, Liberec 2014
- Vilém Klega, Příprava továrního dorostu a další profesní vzdělávání u firmy Baťa, a. s. Zlín v letech 1894-1945, Prešov 1991
- Bohumil Lehár, Dějiny Baťova koncernu (1894-1945), Praha 1960
- Petr Mareš, Sonda do kultury města - Zlín, modelové město modernity, Sociologický časopis/Czech Sociological Review, S. 681-701
- Pavel Novák, Zlín nepostavený, Zlín 1999
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- Annett Steinführer, Stadt und Utopie. Das Experiment Zlín 1920–1938, Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, München 2002, S. 33-73
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- Ondřej Ševeček, Zrození Baťovy průmyslové metropole. Továrna, městský prostor a společnost ve Zlíně v letech 1900-1938, České Budějovice 2009
- Madla Vaculíková, Já jsem oves: rozhovor s Pavlem Kosatíkem, Praha 2002
Die Wahrnehmung junger Frauen und junger Männer war geprägt vom Aufeinanderprallen der aufkommenden Muster der modernen Industriegesellschaft mit dem traditionellen landwirtschaftlichen Hintergrund von Podřevnice und der allmählichen, wenn auch schnellen Wandlung der Kleinstadt zu einem regionalen Zentrum und einem der wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes. Es beeinflusste ihr Verständnis von Fortschritt als etwas Vorgegebenes, Übermenschliches, als ein geplanter Prozess, der von einer unterentwickelten Vergangenheit über eine temporäre und unvollkommene Gegenwart zu einem strahlenden Morgen der Zukunft führt. Der moderne Mensch glaubte an einen reibungslosen und ungehinderten technischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt, und die überwältigende Flut an Symbolen der ständig im Aufbau begriffenen Industriestadt bestätigte diese Einstellung nur.
Noch zu Beginn der zwanziger Jahre war der Bereich des späteren Platzes der Arbeit nur ein gewöhnliches bestelltes Feld. Die ersten Lehrlinge liefen von den neu errichteten Wohnheimen zum Werksgelände buchstäblich über eine Baustelle, deren Ränder von Feldern, Wäldern, einer Ziegelei mit Lehmgrube, einem Gleisanschluss und von Wohnhäusern gesäumt waren, die eher einem ländlichen als einem städtischen Charakter entsprachen. Im darauffolgenden Jahrzehnt hat der Platz einen deutlichen Wandel durchgemacht. Nach und nach zog die Firma darauf kommerzielle Objekte hoch – eine Markthalle, ein Kaufhaus, das Hotel Gemeinschaftshaus, ein Kino, ein Internat (das spätere Sozialmedizinische Institut), eine Tankstelle und Großraumgaragen. Ihre Errichtung war eine Reaktion auf die unzufriedenstellende soziale Infrastruktur der Stadt.
Bei den oben genannten Objekten fand das von der Firma übernommene Konstruktionssystem von 6,15 × 6,15 m Anwendung, das ursprünglich für den Produktionssektor bestimmt war (nähere Informationen über das Konstruktionssystem findet man auf der Route über das Fabrikareal). Die Struktur der Fabrikgebäude hat sich hier in verschiedenen Typenvarianten durchgesetzt. Aus ursprünglich wirtschaftlichem Pragmatismus wurde ein Firmenmarkenzeichen, ein Werbemittel, das die architektonische Form weiterer Objekte beeinflusste. Den Zlíner Architekten gelang es durch Hervorhebung oder Unterdrückung einiger Elemente, durch die Anordnung der Gebäude und ihre Orientierung, der neu errichteten Geschäftszone einen eigenwilligen Ausdruck zu verleihen.
Die Schritte der jungen Frauen und Männer führten gleich mehrmals täglich in den Bereich des heutigen Platzes der Arbeit. Morgens überquerten sie ihn auf dem Weg zur Fabrik. Nach dem mittäglichen Ertönen des sog. „Autocalls“ strömten sie über den Platz zum Mittagessen, zur Erholung, und einige von ihnen schafften auch kurze Filmvorführungen im Kino. Auch abends überquerten sie den Platz auf der Trasse zwischen den Kantinen, Internaten und den Unterrichtsräumen der Schulen für gewöhnlich mehrmals.
Die Verteilung der kommerziellen Gebäude entsprach – zumindest anfänglich – der älteren Raumordnung der parallelen Zufahrtsstraßen (von Malenovice und Březnice). Später wurde autonomer mit ihnen umgegangen, ihre Volumen sollten die Südfront des vorgesehenen Platzes der Arbeit schließen. Der Innenraum des Platzes kam zum Zeitpunkt seiner Entstehung den aktuellen Bedürfnissen des Unternehmens entgegen – neben provisorischen Verkaufsständen hat man dort vornehmlich dutzende von Linienbussen geparkt, die die Beschäftigten von ihren Schichten abholten.
Eine spezielle Nutzung hat man an der Wende der zwanziger und dreißiger Jahre dem dreieckigen Raum zugewiesen, der von der Malenovská-Straße (der heutigen Tomáš-Bata-Str.), der Südfront der neu errichteten Markthalle und der Ostfront der gemauerten, senkrecht an die Markhalle angrenzenden Kiosk-Passage umschlossen wurde. Dieser so abgegrenzte Bereich wurde zur ersten Ruhezone für die Beschäftigten. Wie auf zeitgenössischen Fotografien zu sehen ist, entstanden schon kurz nach Aufnahme des Betriebs auf dem Platz eindrückliche Kontraste: Die ungewöhnliche funktionalistische Architektur, die moderne industrielle Infrastruktur und die genau strukturierten Essens- und Ruhezeiten bildeten einen Kontrast zu den Wolltüchern der jungen weiblichen Beschäftigten vom Lande, den überdachten runden Pergolen mit ungemähten Rasen unter dichter Baumbepflanzung und den reichverzierten Armlehnen der Bänke und Stühle, die auf Vorbilder und Modelle aus der Zeit vor Baťa verweisen.
Dem Erscheinungsbild des Platzes wurde im Hinblick auf die aktuellen Bedürfnisse der angrenzenden Fabrik auch bei der für lange Zeit letzten architektonischen Änderung Mitte der dreißiger Jahre Rechnung getragen. Die offenen Flächen mit kurzgeschnittenen Rasen entsprachen den Ansprüchen an die Veranstaltung der großen Maifeiern, auf denen die Macht der Werksleitung in der Stadt in Anwesenheit von zehntausenden von Mitarbeitern und Zuschauern manifestiert wurde. Die Dynamik auf dem ansonsten horizontal angeordneten Platz wurde durch einen mächtigen Springbrunnen aufrechterhalten. Sein vertikales Volumen wurde durch eine in Sichtweite stehende, hohe gläserne, von einer Uhr gekrönten Litfaßsäule hervorgehoben.
An Werktagen diente der Platz bei gutem Wetter zur Erholung, wo die Mitarbeiter in der Mittagspause Energie für den nächsten Teil ihrer Schicht tanken konnten. Besonders die Baťa-Jugend verhielt sich bei der Nutzung der Erholungsplätze ziemlich ungezwungen. Fotografien aus der Zeit zeigen dichte Gruppen junger Männer, die es sich auf den relativ kleinen Rasenflächen bequem machten. Eine solche idyllische Einstellung war jedoch an das freundliche Wetter in der wärmeren Jahreszeit gebunden.
MM