Verpflegung in getrennten Kantinen - Kaufhaus
- Katrin Klingan, Kerstin Gust (edd.), A Utopia of Modernity: Zlín, Berlin 2009
- Dana Kasperová, Výchova průmyslového člověka a firma Baťa v meziválečném Zlíně, Liberec 2014
- Vilém Klega, Příprava továrního dorostu a další profesní vzdělávání u firmy Baťa, a. s. Zlín v letech 1894-1945, Prešov 1991
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- Ondřej Ševeček, Zrození Baťovy průmyslové metropole. Továrna, městský prostor a společnost ve Zlíně v letech 1900-1938, České Budějovice 2009
- Madla Vaculíková, Já jsem oves: rozhovor s Pavlem Kosatíkem, Praha 2002
Im Jahr 1931 wurde ein neues zehnstöckiges Kaufhaus eröffnet. Die meisten heutigen Besucher bringen seinen Betrieb eher mit der Besorgung von Dingen des täglichen Lebensbedarfs in Verbindung. Aber schon bei der Planung wurde ihm von den Investoren noch eine wichtige Funktion zugewiesen: es sollte die Verpflegung der Beschäftigten der benachbarten Betriebe gewährleisten. Das zehnstöckige Gebäude war für tausende von Kostgängern dimensioniert, die in kurzer Zeit bedient werden konnten. Die anspruchsvolle Bedienung konnte auch dank einer ganzen Reihe von technischen Innovationen und Einrichtungen gemeistert werden, angefangen von Gasherden bis zu Dampfspülmaschinen von hoher Kapazität.
Das Aussehen von Kantine und Küche war sprichwörtlich die materialisierte Form der kühnsten Planungsprojekte eines modernen hygienischen Betriebs. Das Kantinenmobiliar aus gebogenen Stahlrohren mit einer Marmorplatte wurde von eleganten Stühlen ergänzt. „Und was hinter der Glaswand vom Fußboden bis zur Decke zu sehen war, nur unterbrochen von den schmalen Rahmen zum Halten des Glases – das ist ein Märchen der Sauberkeit,“ schrieb die Baťa-Presse enthusiastisch über die neue Werksküche. „Das weiße Emaille der Kessel und Kacheln, mit denen die Wände unter den Fenstern verkleidet sind, konkurrieren mit den blitzenden Metallteilen der Einrichtung und dem Glanz des Glases auf allen Seiten. Es ist der Ort eines musterhaften Beispiels dafür, wie weit ein gesteigertes Streben nach Sauberkeit und Hygiene führen kann. Jede Bewegung des Kochs bei seiner sicherlich delikaten Arbeit kann von allen Seiten beobachtet werden.“
Die ursprünglich im zweiten Stock eröffnete Kantine wurde später auch auf andere Etagen erweitert, und während der Hochkonjunktur wurde sie komplett ein paar Stockwerke höher verlegt. In den Sommermonaten war auch eine beliebte Kantine auf der Dachterrasse in Betrieb. Die gemeinsame Verpflegung von Jugendlichen und Erwachsenen kam den Interressen der Firmenleitung jedoch nicht entgegen, während der Essenszeit verlor sie nämlich über die Minderjährigen die Kontrolle. Die Lösung dieses Problems begnügte sich nicht nur mit einer „generationsmäßigen“ Trennung. Ab November 1933 wurden im siebten Stock des Kaufhauses gleich zwei voneinander getrennte Kantinen geöffnet – die linke Hälfte nahm die Kantine für junge Männer ein, für die jungen Frauen war dann die Kantine im rechten Teil der Etage bestimmt. Die Geschlechterteilung der Kantinen war keine zufällige: sie wohnten getrennt, lernten, machten ihre Übungen und arbeiteten für gewöhnlich auch getrennt. Die getrennt stattfindende Verpflegung entsprach den traditionellen bürgerlichen Vorstellungen von einer unterschiedlichen Welt der Mädchen und Jungen. Wie auf zeitgenössischen Fotografien aber zu sehen ist, wurde diese Trennung vor allem bei dem großen mittäglichen Andrang nicht immer strikt eingehalten.
Das Interieur der Kantinen war ebenso wie in den übrigen Betriebsstätten der Firma Baťa einfach, zweckmäßig und so durchdacht, dass dort tausende von Kostgängern so schnell wie möglich satt gemacht werden konnten. Es war gefüllt mit dutzenden von mit jeweils vier Stühlen ausgestatteten Tischen, die mit sauberen Stofftischtüchern und einem Teller in der Mitte mit viel Brot als Beikost gedeckt waren. Und natürlich durfte auch die erforderliche Essensausgabe nicht fehlen. Ein derart angeordneter Raum und seine Einrichtung entsprachen den Ansprüchen an eine schnelle Bedienung und einen unverzüglichen Verzehr des Essens. Anschließend wurde die Holzeinrichtung gegen eine aus Chrom ausgetauscht, damit auch die Vorstellungen von einer hygienischen Verpflegung erfüllt wurden.
Auch während der Essenszeit verzichtete die Firmenleitung nicht darauf, auf seine jugendlichen Schützlinge einen direkten Einfluss auszuüben. Ihr Verhalten wurde ständig von Erziehern kontrolliert, manchmal kam auch einer der Fabrikdirektoren vorbei um nachzusehen, und in deren Abwesenheit wurden die Jugendlichen symbolisch von den Porträts und Büsten der Firmengründer beaufsichtigt. Korrekte Tischmanieren, auf die besonders geachtet wurde, gehörten zum erwünschten guten Ton.
MM