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Typischer Dreietagenbau - Gebäude 22

Datierung 1926–1927
Kode Z3
Adresse Jana Antonína Bati 5520, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Dvacátá (BUS 38) J. A. Bati (BUS 38)
GPS 49.2235433N, 17.6579894E
Die Entstehung der Tschechoslowakei im Jahr 1918 bedeutete für die Firma Baťa einen starken Rückgang an Aufträgen und damit einhergehend auch eine Drosselung der Bauaktivitäten im Fabrikareal. In den darauffolgenden fünf Jahren konnte somit ein weiteres Entwicklungskonzept ausgearbeitet werden, dessen Ergebnis ein Regulierungsplan des Firmenarchitekten František Lýdie Gahura aus dem Jahr 1924 war. Baťas Fabrikviertel mit breiten Asphaltstraßen und Betongehwegen, um welche in parallel verlaufender Folge die Gebäude angeordnet waren, wurde zu einem Musterindustriekomplex mit einem ausgearbeiteten Verkehrslogistiksystem und einer ebensolchen effizienten Bauweise mit den Prinzipien einer Standardisierung und Typisierung. Die ursprünglichen, ab 1906 in der Nähe des Bahnhofs errichteten dreistöckigen Backsteingebäude mit Holzdach und gewölbten Fenstern wurden durch einen neuen Typ moderner Skelettbauten ersetzt.
Gebäude Nr. 22 wurde in den Jahren 1926–1927 als eines der dreistöckigen Standardgebäude errichtet, die in regelmäßigen Reihen das Fabrikareal füllten. Grundbestandteil des dreistöckigen Gebäudes ist ein Konstruktionsmodell mit einer Spannweite von 6,15 × 6,15 m, das auf amerikanischen Maßeinheiten basierte (20 × 20 Fuß). Das Gebäude hat ein Volumen von 13 × 3 Feldern, eine Ziegelsteinausmauerung der Fensterbrüstungen, großflächige Stahlfenster und ein mit Dachpappe eingedecktes Flachdach. Es handelte sich um einen klassischen Dreiertakt mit Mittelkorridor und parallel verlaufenden Produktionsräumen. An der (längeren) Südseite des Gebäudes wurde ein drei Felder hoher Anbau hinzugefügt, in dem eine doppelläufige Betontreppe und Seitenräume mit Umkleideräumen, Waschräumen und Toiletten untergebracht wurden.
Für die Decken verwendete man das „Hennebique“-Balkensystem mit einer 6 cm starken Platte, auf der sich ein 2 cm starker Zementestrich befand, der als Fußboden diente. Ein typisches Merkmal des 1898 von dem französischen Bauingenieur François Hennebique erfundenen Systems ist der konsequent monolithische Charakter der gesamten Konstruktion, was hinsichtlich der Statik die Festigkeit und Tragfähigkeit außerordentlich erhöht. Diese Belastbarkeit wurde in Zlín jedoch bisweilen beeinträchtigt durch die Verwendung von Materialien minderer Qualität – konkret Lehmkies aus dem Fluss Dřevnice, der auch beim Bau von Gebäude Nr. 22 verwendet wurde. Das war auf das von der klaren Forderung geleiteten Bestreben zurückzuführen, die Gesamtkosten des Baus zu senken.
Das Gebäude hatte deshalb bald mit Konstruktions- und Baumängeln zu kämpfen, die durch das dynamische Einwirken des Betriebs der Schuhproduktionsmaschinen noch verstärkt wurden. Bereits im Jahr 1937 musste ein Teil der Deckenplatten im Südteil des Gebäudes ausgetauscht werden. Bei einer Tiefenkontrolle wurden 1941 schlechte Konstruktionseigenschaften des Gebäudes festgestellt, die sich nach und nach verschlimmerten. Einer der Gründe dafür war auch eine über den erlaubten Grenzwert hinausgehende Überlastung der Decken.
Im Jahr 1942 erfolgte im Fabrikareal eine weitere Tiefenkontrolle bei ausgewählten Gebäuden, die in Zukunft einen Überbau erhalten könnten. Aufgrund dessen liegen uns von vielen Fabrikobjekten Informationen über den technischen Zustand und die Nutzung vor. In Gebäude 22 war in der ersten Etage die Unter- und Oberlederbearbeitung untergebracht, die zweite und dritte Etage dienten zur Produktion von Damen- und Kinderschuhen. Wegen der unzulänglichen Konstruktion des Baus sollte das Gebäude dann nur in den anschließenden sechs Jahren genutzt und danach abgerissen werden. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen, das Gebäude blieb stehen, und die Schuhwerkstätten wurden nach 1948 durch Büro- und Lagerräume ersetzt.
Gebäude Nr. 22 beherbergt heute Geschäfts- und Büroräume, die Fassade hat eine Wärmedämmung erhalten, und die Fenster wurden ausgetauscht. Die Grundbaumasse des dreistöckigen Fabrikgebäudes blieb bis auf den technologischen Anbau auf dem Dach erhalten und erinnert in den Zehner- und Zwanzigerreihen zusammen mit umliegenden Objekten an die Bebauung der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.