Rathaus
Das im Jahr 1924 fertiggestellte Rathaus entstand nach den Plänen des Architekten František Lýdie Gahura und ist eine seiner ersten selbständigen Realisierungen. Es repräsentiert ausgezeichnet wie moderne Architekturformen in die Umgebung des traditionellen historischen Zlíner Stadtkerns, des damaligen Masaryk-Platzes (früher Hauptstadtplatz, heute Friedensplatz) gedrungen sind. Dies änderte sich ab der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts nach und nach in Richtung des heutigen urbanen Charakters. Im Jahr 1896 tauchte dort das Neorenaissancegebäude der Bürgerlichen Darlehenskasse auf, und einen Katzensprung vom Martkplatz entfernt dann auch die neue Bürgerschule von Dominik Fey.
Das mit einem Einkehrgasthaus kombinierte und am Westrand des Marktplatzes gelegene ursprüngliche Renaissancerathaus ist im Jahr 1921 abgebrannt. Auf der freigewordenen Parzelle musste schnellstens eine fehlende Infrastruktur für die städtische Selbstverwaltung gebaut werden. Die damalige politisch linke Zlíner Stadtleitung mit Bürgermeister František Novák an der Spitze entschloss sich deshalb dazu, Gahuras im Rahmen eines gesamtstaatlichen Wettbewerbs eingereichten Entwurf (seine spätere Diplomarbeit) zu verwenden, der den Raum des Marktplatzes mit einem bis dahin ungewohnten monumentalen Akzent versah. Wegen der Kostenintensität des neuen Gebäudes hat sich der Gegenkandidat der kommunistischen Partei und spätere Wahlsieger Tomáš Baťa im Vorwahlkampf des Jahres 1923 gegen die Durchführung ausgesprochen.
František L. Gahura stand im Jahr 1922, als man mit dem Bau des Rathauses begann, erst am Anfang seiner Karriere und schloss an der Prager Akademie der Bildenden Künste bei Professor Jan Kotěra gerade sein Studium ab. Kotěras Einfluss und auch der von Gahuras früherem Lehrer Josip Plečník, zweier grundlegender Pioniere der Moderne in der Tschechoslowakei, ist am Zlíner Rathaus sehr gut zu erkennen. Es kombiniert in sich den gemäßigten, ausklingenden Jugendstil mit klassizistischen Tendenzen. Im Vergleich zu den progressivsten Beispielen der aktuellen Architektur, die sich in Prag bzw. Brünn in Form des Rondokubismus, Purismus und Konstruktivismus und auch mit den nur ein paar Jahre späteren Autorenarbeiten für die Firma Baťa entfaltete, wirkt das Rathausgebäude sehr konservativ. Gahura hat sich jedoch mit den historischen Formen der umliegenden Objekte sowie mit der gesamten urbanistischen Situation des damals eher kleinstädtischen Marktplatzes elegant auseinandergesetzt.
Der in L-Form angeordnete Grundriss des Rathauses ist mit dem mit den Steinbögen der vorgesetzten Terrasse beginnenden Haupteingang zum Marktplatz hin gewandt. Die zentrale Fassade unterteilte er in zwei selbständige visuelle Volumen. Der niedrigere zweistöckige Block mit dem überdachten ebenerdigen Laubengang, der den ausgedehnten Balkon am Hauptzeremoniensaal trägt, wird von einem Dachgeschoss mit Satteldach abgeschlossen. Der dicht angeschlossene, ein Stockwerk höhere Teil mit glatter Fassade und im Erdgeschoss mit steinverkleideter Laibung versehenen Rundbogenfenstern erinnert an die Ecktürme und Tore einer Stadt. Sein Höhencharakter wird von einem Spitzwalmdach unterstützt (in Gahuras Zeichnung noch durch einen nicht realisierten hervortretenden Dreiecksgiebel verstärkt).
In den dreißiger Jahren wurde die Nordwand in Höhe des dritten Stockwerks mit Gahuras Statue eines Schmiedes bestückt (damalige Schmiedstraße, heute Bartošova-Str.). Der lange Nordblock vom Ende der dreißiger Jahre wird durch eine dichte Folge der Fenster mit durchgehenden Fenstersimsen und einen dem Hauptgebäude angepassten Charakter rhythmisiert.
Die Dispositionen des Objektes entwickeln sich um die Eingangshalle mit der zweiläufigen Treppe, um welche ursprünglich auch ein Lesesaal, eine Bibliothek, die Stadtsparkasse, eine Arztpraxis und das Büro des Polizeibeamten angeordnet waren. Die daran anschließenden Gänge mit den umliegenden Büroräumen wurden von einer weiteren Hilfstreppe abgeschlossen.
Gahura hat das repräsentative Vestibül, die Gänge und die geräumige Treppe mit einer weißgeaderten bräunlich-rosafarbenen Marmorverkleidung, einer geometrisch gestalteten Brüstung mit strukturierter Messingplattenfüllung und mit einer in quadratische Kassetten mit runden Lampen gegliederten Decke dekoriert. In die öffentlichen Teile der Innenräume gelangt das Licht durch die aus den fünfziger Jahren stammende Mosaikverglasung an der Haupttreppe.
Ähnliche Zierelemente benutzte der Architekt auch im großzügigen Zeremoniensaal im ersten Stock. In diesem Festsaal befindet sich die ursprüngliche Stahlbetonkassettendecke mit Fresken mit Pflanzenmotiven auf blauem Hintergrund von F. L. Gahura und František Kysela. Die mächtigen Pfeiler und die bis in halber Höhe holzverkleidete Musikertribüne werden außerdem von regelmäßigen Stuckstreifen plastisch gegliedert.
Gahuras Rathaus bildet bis heute ein Verwaltungszentrum, das den Magistrat der Stadt Zlín beherbergt. Ihr ursprünglicher Zustand ist solide erhalten geblieben, einschließlich einer Reihe von Originaldetails in den Innenräumen, die auch heute noch die offizielle Atmosphäre der Stadtbehörde prägen.
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