Doppelhaus Typ Benš–Jech
- František Lýdie Gahura, Stavba rodinných domků s Tomášem Baťou, Zlín 1944
- Berty Ženatý, Americké domečky, Praha 1931
- Jindřich Chatrný, Dagmar Černoušková, Pavel (ed.) Borský, Nový dům Brno 1928, Brno 2018, S. 43-146
- , Vypsaná soutěž: Firma Baťa a.s. ve Zlíně vypisuje dvě byt. soutěže, Architekt SIA XXXIV, 1935, S. 16
- , Do 15. dubna je prodloužena byt. soutěž, Architekt SIA XXXIV, 1935, S. 48
- , Výsledky Baťovy mezinárodní bytové soutěže, 289 návrhů – 94.500 Kč odměn, Zlín, velké vydání IV, 1935, S. 1
In Zlín wurde in der Zwischenkriegszeit ein einzigartiges Beispiel für Wohnkultur realisiert. Bis zum Jahr 1934 errichtete die Firma Baťa 2 529 Mietshäuser und schuf laut den Äußerungen der Firmenpresse Wohnanlagen für 70 % ihrer Arbeiter. Nirgendwo sonst in der Tschechoslowakei wurden in einem solchen Ausmaß qualitativ hochwertige Bedingungen zur Unterbringung von Arbeitskräften geschaffen.
An der Wende der zwanziger und dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden in Europa mehrere einzigartige Ausstellungen über modernes Wohnen veranstaltet und Mustersiedlungen errichtet, beispielsweise die Weißenhofsiedlung in Stuttgart (1927), die Werkbundsiedlung Brünn (Kolonie Nový dům/Neues Haus, 1928) und die Werkbundsiedlung Prag (Siedlung Baba, 1932). Auch in Zlin wurde im Januar 1935 ein internationaler Wohnungsbauwettbewerb ausgeschrieben, von dem sich die Firma Baťa die Schaffung optimaler Pläne für den Bau modernster Wohnungen versprach, die gleichzeitig billig und hinsichtlich Disposition und Innenausstattung zweckmäßig gestaltet werden. Die ausgewählten vier Entwürfe wurden in nur einem Monat in der Musterkolonie U Lomu im Viertel Nad Ovčírnou am Nordhang des Barrabashügels zusammen mit einem von der Bauabteilung der Firma Baťa entworfenen Mustereinfamilienhaus realisiert (U Lomu 632).
Einer der prämierten und gebauten Entwürfe des Wettbewerbs war auch das Doppelhaus der Architekten Adolf Benš und František Jech. Beide Autoren zählten zu den führenden Vertretern des tschechischen Funktionalismus und waren vor allem in Prag tätig. Benš entwarf öffentliche Bauten, Ausstellungspavillons und beschäftigte sich mit Raumplanung. Zu seinen maßgeblichen Realisationen zählt das Gebäude der Elektrischen Betriebe in Prag. Von Bedeutung war auch seine Tätigkeit als Pädagoge. František Jech hat sich intensiv vor allem dem Wohnungsbau gewidmet. Für den Zlíner Wettbewerb entwarfen sie gemeinsam ein einzelstehendes Doppelhaus mit Flachdach und symmetrisch angeordneten Baumassen. In der Musterkolonie steht es von allen realisierten Wettbewerbsentwürfen an der höchsten Stelle des Hangs und ist von einem Garten umgeben. Es besteht aus zwei unterkellerten Zweietagenwohnungen mit einer Wohnfläche von jeweils 42 m2. Ebenso wie die übrigen drei prämierten Häuser des Wettbewerbs war der Doppelhaustyp Benš–Jech ein wichtiger Bestandteil der Präsentation der Zlíner Bauwirtschaft auf dem Ende 1935 in Prag veranstalteten Internationalen Kongress für Wohnungspflege. Gäste aus der ganzen Welt hatten die Möglichkeit, nicht nur die Prager Architektur kennenzulernen, sondern am 27. – 28. Juni stand auch eine Exkursion nach Zlín auf dem Programm. Die Bauabteilung der Firma Baťa hatte für die Teilnehmer in der Tomáš-Baťa-Gedenkstätte eine Themenausstellung vorbereitet, in der sie die Ergebnisse der Zlíner Bauwirtschaft und Baťas Internationalen Wohnungsbauwettbewerb präsentierte sowie Filmaufnahmen der Arbeitsabläufe bei der Realisierung der einzelnen Haustypen vorführte. Danach hatten die Gäste die Möglichkeit, diese vier ausgewählten, in Rekordzeit realisierten Musterfamilienhäuser zu besichtigen. Sie belegten die Schnelligkeit ihrer Errichtung und die geringen Baukosten der Firmengebäude. Wegen des Besuches der Kongressteilnehmer wurden sie bereits im Juni 1935 fertiggestellt, ihre offizielle Bauabnahme erfolgte jedoch erst drei Monate später.
Das Doppelhaus entspricht heute nicht mehr dem ursprünglichen Entwurf. Es wurden Anbauten hinzugefügt und die – Spuren der Schiebeschalung aufweisenden – Fassaden wurden mit einem modernen hellgrauen Putz versehen. Im Jahr 1966 erteilte man die Genehmigung zum Bau einer Garage, und ständig wurden einzelne Änderungen und Ausbesserungen durchgeführt. Trotzdem zählt dieses Doppelhaus zu den bedeutenden Objekten der städtischen Denkmalzone und ist seit 1958 ein unbewegliches Kulturdenkmal.
LH