Villa von Stanislav Landa
Im Verlauf der dreißiger Jahre – besonders in seiner zweiten Hälfte – wuchsen am Rand des Wohnviertels gleich mehrere Familienhäuser empor, die eine individualisiertere Form als der überwiegende Teil der dortigen Viertel-, Doppel- und Einzelhäuser haben. Sie wurden im südöstlichen Zipfel des Viertels in seinem höchstgelegenen Teil errichtet und grenzten so dicht an das waldbedeckte Gelände des Hügels Tlustá hora. Sie zeigen sehr gut auf, dass es auch im Rahmen des streng organisierten, standardisierten und stilistisch einheitlichen Systems der Bauaktivitäten der Firma möglich war, räumlich und von der Disposition her großzügige Variationen Baťascher Wohnbauten zu realisieren. Die Häuser waren jedoch Angestellten des Unternehmens vorbehalten, die höhere Positionen innehatten, häufig die eines Abteilungsleiters. Eines dieser in der unmittelbaren Umgebung der Straße Pod rozhlednou gelegenen Villen ist auch das für den Chemiedozenten und Professor der Tschechischen Technischen Universität Stanislav Landa und dessen Familie gebaute Haus. Den führenden Experten Landa hatte Jan Antonín Baťa selbst von Prag nach Zlín gelockt, damit er im Rahmen des Schuhunternehmens eine neue Chemieabteilung gründe und leite. Landa kam 1933 nach Zlín und gründete während seiner Tätigkeit ein erfolgreiches Chemieforschungsinstitut.
Im Jahr 1939 wurde das Haus mit einem Flachdach entworfen, jedoch wurden die Pläne bald überarbeitet und das Haus erhielt ein Zeltdach. Das Haus wurde in eine Linie mit der sich auf der anderen Straßenseite befindenden Villa für Doktor Josef Zavrtálek aus dem Jahr 1936–1937 (Entwurf von Vladimír Karfík) gesetzt. Der Bau ergänzte gleichzeitig die Diagonale der übrigen drei größeren Familienhäuser im Hang unterhalb der Straße Pod rozhlednou. An die Straße ist die Villa durch einen eigenen Zufahrtsweg angeschlossen und hält von ihr einen, auch durch das Gefälle des Geländes gegebenen leichten Abstand.
Die Unterkellerung des Hauses wird durch dessen auf Betongurten gelagerten ebenerdigen Betonsockel gebildet. Das horizontal angelegte Haus hat einen rechteckigen Grundriss (13,35 × 10,25 m) und ist mit dem Eingang und der Garage der Straße zugewandt. Von allen Seiten ist es von einem ausgedehnten 2 500 m2 großen Garten umgeben. Der Eingang wird von einem dekorativ zusammgengefügten, geometrischem Backsteinornament umsäumt und ist mit einer breiten seitlichen Treppe versehen. Die Straßenfassade wird außer durch den markanten Eingang auch durch die aus einem Band amerikanischer Fenster bestehende Treppenhausbeleuchtung und durch die zwei kleineren Fenster der Speisekammer und des Dienstmädchenzimmers definiert. Die offene Erholungsterrasse an der Westseite des Hauses erstreckt sich über die gesamte Breite des Objektes und stellt sein Erkennungszeichen dar. Die glatte Südfassade wird von den großformatigen drei- und vierteiligen Fenstern der Wohnräume durchbrochen.
Die Innendisposition des Hauses verrät direkt, dass es nicht für einen gewöhnlichen Produktionsbeschäftigten des Schuhunternehmens bestimmt war. Die repräsentative Eingangshalle führte sowohl in Landas Arbeitszimmer, als auch in das Wohnzimmer, das aus einem mit dem Speisezimmer zusammengelegten Raum besteht. Dieses wurde von der Küche aus bedient, das mit einer Arbeitszeile direkt am Fenster und mit einer Speisekammer ausgestattet war. Das Obergeschoss war über eine mit einem Eichenholzhandlauf versehene Wendeltreppe aus Holz zugänglich. Während zwei geräumige Schlafzimmer nach Süden dem Wald zugewandt sind, ist das Gästezimmer nach Osten gerichtet. Der Familie stand auch eine abgetrennte Garderobe zur Verfügung, von der aus man die mit Terrazzo ausgelegte Terrasse betrat und in das mit einer Toilette, einem Bidet und einer Badewanne ausgestattete Badezimmer gelangte.
In dem von den Wohngeschossen durch eine Stahlbetondeckenplatte abgetrennten Souterrain befand sich außer der Garage noch ein Keller, ein Wasch- und Trockenraum, der Kesselraum und ein Lagerraum für Kohlen.
Nach dem Krieg verließ Stanislav Landa Zlín und ging nach Záluží bei Most, wo er sich am Wiederaufbau einer im Krieg zerstörten Fabrik für synthetische Motorkraftstoffe beteiligte. Das Haus wechselte seinen Besitzer und hat bis in die heutigen Tage mehrere nachträgliche Eingriffe durchgemacht, die ihm nicht allzu gut taten. Die ursprüngliche Außenterrasse im ersten Stock wird heute von einer mächtigen Verglasung mit markanten Holzrahmen verdeckt und erinnert eher an einen Anbau für den Garten. Auch die Anordnung der Innenräume hat sich geändert. Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre hat man sich intensiv um eine Herrichtung der Villa für die Bedürfnisse eines Kindergartens bemüht. Trotzdem ist die Originalform des Hauses auch heute noch gut erhalten, und zwar einschließlich aller Details wie etwa die Garagentore aus Holz, die Gliederung der Fenster oder die Gestaltung des höhergelegten Haupteingangs.
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