Jan Hrubý
Datierung
1931–1937
Route
Häuser und Menschen
Kode
Z18
Adresse
Hotel Záložna, náměstí Míru (dříve Masarykovo náměstí) 174, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr
Öffentlicher Nahverkehr: Dlouhá (TROL 2, 4, 5, 8; BUS 33, 35, 36, 38)
GPS
49.2264581N, 17.6681475E
Literatur
- Eduard Malota, Adresář. Úřady a podnikatelé města Zlína , Zlín 1940
- , Baťovci-hrdinové, Naše pravda, 22. 6. 1947, S. 5
- Jiří Deml, Jan Hrubý, Život, doba a kamarádi jednoho z mužů 18. června 1942 , Kunovice 2016
- Yvona Činčová, Zlínské hospody – střediska společenského života města na konci 19. a v první polovině 20. století , Acta musealia Muzea jihovýchodní Moravy ve Zlíně 4, 2004, S. 79–84
- Kamila Nečasová, David Valůšek, Tomáš Garrigue Masaryk a Zlín, Zlín 2018, S. 58
Das Hotel und Restaurant Záložna (Darlehenskasse), (https://zam.zlin.eu/de/objekt/3-burgerliche-darlehenskasse) wurde im historischen Stadtzentrum in zwei Etappen nach den Entwürfen von Josef Drahoš (1891–1892) und Dominik Fey (1896) in dem damals populären historisierenden Neorenaissancestil erbaut. Jahrzehntelang hat sich in ihm das gesellschaftliche Leben vieler Einwohner und Besucher Zlíns abgespielt.
In der Zwischenkriegszeit, als gedruckte Zeitungen zu den einflussreichsten Kommunikationsmedien zählten und als Radioempfänger die Sache von Eliten oder häufiger auch von fähigen Bastlern ohne entsprechende Radiokonzession waren, haben Stadtführer in Buchform den Besuchern, Handelsreisenden und Touristen dazu gedient, die neue Umgebung kennenzulernen. Vor der Ära der Goldenen Seiten und heutigen Internetsuchmaschinen haben sich lokale Kunden über ihre Lieferanten gerne in gedruckten Adressbüchern informiert, in denen solide Gewerbetreibende und Handwerker veröffentlicht wurden.
Das von dem Redakteur Eduard Malota zusammengestellte Adressbuch der Behörden und Unternehmer der Stadt Zlín wurde zu einem informellen „Baedeker“ des Zlíner Angebots an Kulturinstitutionen, Attraktionen, Hoteldienstleistern oder der Gastronomie, vor allem aber an lokalen Handwerker und Produktionsstätten. In dem Adressbuch konnten die Besucher etwa nachlesen: „Das Hotel, Restaurant und Café Záložna zählt zu den besten in Zlín. Von Anfang an hatte das Záložna den Ruf eines erstklassigen Restaurants und gut geführten Hotels. Mit seiner günstigen Lage im Stadtzentrum war und ist das Záložna ein Stelldichein für die Bevölkerung Zlíns, des Landkreises und für Fremde sowie ein Ort kultureller Bemühungen und gehobener Unterhaltung. Restaurant und Hotel wurden im Jahr 1925 von dem ehrgeizigen und unternehmungslustigen, den Zlínern gut bekannten Oberkellner aus dem Bahnhofshotel in Hulín Augustin Mikša gepachtet, der direkt nach Übernahme des Záložna die Leitung umorganisierte, die Einrichtung modernisierte und die Dienstleistungen für die Öffentlichkeit bis in alle Details erweiterte. Sein angeborener Einsatzwille und Bestreben, allen Gästen von dem Guten das Beste zu bieten, brachte den Betrieb in eine nie dagewesene Höhe. Kaum hatte er seine Ideen umgesetzt – starb er. Der von ihm begonnene Weg wurde von seiner Frau Leopolda Mikšová fortgesetzt, die den Betrieb ständig aufbaute und den Verhältnissen Zlíns anpasste, das zwischenzeitlich zu einer Großstadt herangewachsen war. Der älteste Sohn František lernte währenddessen das Gastronomie- und Schankgewerbe, besuchte die Fachschule, und als er nach Aneignung der Praxis die Leitung des Betriebs übernahm, starb die Mutter. Den Weg, den der Vater und die Mutter gingen, geht auch der Sohn, der heutige Pächter des Hotels, Restaurants und Cafés Záložna in Zlín, und er ist ebenfalls von dem Bestreben geleitet, die Bevölkerung Zlíns, des Landkreises und Fremde so gut wie möglich zu bedienen.“ (S. 40)
Die Betreiber von Hotels und gastronomischen Einrichtungen haben für gewöhnlich nur qualifiziertes Personal mit mehrjähriger Berufserfahrung eingestellt oder sie in ihren Einrichtungen selbst ausgebildet. Die am 1. Februar 1931 erfolgte Einstellung des sechzehnjährigen Jugendlichen Jan Hrubý im Hotel Záložna fiel in die zweite Kategorie. Dies obwohl auch er eine über einjährige Erfahrung mit dem Kellnerberuf hatte. Ab dem 1. November 1929 hatte er nämlich gegen Kost und Logis bei der Gastwirtin Marie Pavelcová ihn ihrem Hotel U Slunce (Zur Sonne), das sich in der Nachbarschaft des Záložna befand, eine Lehre gemacht. Wegen schlechter Arbeitsbedingungen hat er es verlassen und wechselte zum damals von Leopolda Mikšová betriebenen Hotel Záložna.
Von seiner neuen Arbeitgeberin wurde er in keinem der über den Standard hinausgehenden Gästezimmer und auch nicht in der Wohnung der Gastwirtin untergebracht, sondern im Wohnhaus Nr. 113 in der Straße Dlouhá in der Gesellschaft von Schlafgästen seinesgleichen. Seine Lehrjahre beendete er irgendwann nach dem 1. Dezember 1932, als das Restaurantpersonal unter der Aufsicht des Oberkellners Augustín Chytil arbeitete. Mitte Februar 1933 wurde er laut neu abgeschlossenem Vertrag im Hotel Záložna Kellner und arbeitete dort bis Juni 1937, als er seine Stelle für seinen Schwager František Duda freimachte. Die anschließenden drei Monate vor Eintritt in den Militärdienst nutzte er zum Atemholen.
Bereits einen Monat nach Entlassung aus der tschechoslowakischen Armee im April 1939 meldete sich Jan Hrubý freiwillig für eine Arbeit in der deutschen Hafenstadt Kiel, offenbar mit der Absicht von dort ins Ausland zu emigrieren. Es gelang ihm jedoch nicht, die Flucht von Deutschland aus zu organisieren, weswegen er zum Verlassen des Landes einen Urlaub nutzte, den er im Protektorat verbrachte. Schließlich flüchtete er mit zwei Kameraden direkt zu Jahresbeginn 1940 über die Balkanroute nach Frankreich, wobei er die Türkei und Syrien durchquerte. Nach dem Fall Frankreichs begab er sich nach Großbritannien, wo er später für Sonderaufgaben ausgewählt wurde. In den schottischen Highlands absolvierte er eine militärische Spezialausbildung.
In der Nach vom 27. auf den 28. April 1942 wurde er im Rahmen des Luftlandeeinsatzes Bioscop zusammen mit dem Rottmeisteranwärter Bohuslav Kouba und dem Brigadieraspiranten Josef Bublík im Protektorat in der Region Křivoklát (Pürglitz) ausgesetzt. Die Fallschirmjäger hatten die Aufgabe Fabriken und ausgewählte Eisenbahntrassen in Mähren zu sabotieren. Nachdem es ihm zusammen mit Bublík nicht gelungen war, mit den örtlichen Widerstandskämpfern Kontakt aufzunehmen, begab er sich nach Prag und schloss sich den übrigen eingesetzten Fallschirmjäger unter der Führung von Adolf Opálka an. Die nach dem erfolgreichen Attentat auf Heydrich vom 27. Mai 1942 vom deutschen Sicherheitsapparat systematisch durchgeführten Razzien machte es den Fallschirmjägern unmöglich, konspirative Wohnungen zu benutzen. Anfang Juni fanden sieben Fallschirmjäger nach und nach ein Versteck in der Krypta der Prager Kyrill-und- Method-Kirche.
Die entscheidende Information, die letztendlich die Angehörigen der Gestapo zu den Leuten führte, die den Aufenthaltsort der Fallschirmjäger kannten, lieferte am 16. Juni 1942 ihr Kollege Karel Čurda von der Fallschirmstaffel Out Distance. Er hielt dem psychischen Druck des als Reaktion auf das Attentat entfesselten Naziterrors nicht stand. Bereits zwei Tage später überfielen am 18. Juni 1942 in den frühen Morgenstunden deutsche Einheiten der SS und Angehörige der Gestapo mit einer Gesamtzahl von ungefähr 800 Mann die Kirche und anschließend auch ihre Krypta. Nach sieben Stunden Kampf haben sich sechs Fallschirmjäger in der ausweglosen Situation nach und nach eigenhändig das Leben genommen, einer starb an den Folgen seiner Verletzung. Unter den Gefallenen befand sich auch der Brigadier Jan Hrubý.
Wie die Fallschirmjäger ihre letzten Tage in der Krypta der Kirche erlebten, wissen wir nicht. Gesprächsstoff hat aber auch Zlín oder die Firma Baťa sein können, denn gleich drei von ihnen waren vor dem Krieg mit dieser Region verbunden.
Sei es eine frühere Tätigkeit im Baťa-Konzern, ein mehrjähriger Aufenthalt im Ballungsraum Zlín-Otrokovice, oder gar das familiäre Umfeld. Neben Jan Hrubý waren es Josef Valčík, ein ehemaliger Gerber in den Baťa-Werken von Zlín und Otrokovice und sein Kollege Josef Bublík, der nach Abschluss des Realgymnasiums in Uherský Brod im Jahr 1939 einen Monat lang im Arbeitslager der Firma Baťa in Lutonina beim Bau der Eisenbahnstrecke Vizovice – Valašská Polanka arbeitete, und dessen älterer Bruder František, der lange in Zlín lebte und in den weltweit geführten Baťa-Unternehmen zu den erfahrensten Ausbildern gehörte.
MM
Jan Hrubý
Datum und Ort der Geburt: 4. 3. 1915, Kunovice
Vorübergehender Wohnsitz: Dlouhá, Nr. 113, Zlín
Ständiger Wohnsitz: Kunovice
Eintrittsdatum im Hotel Záložna: 1. 2. 1931
Ausgeübte Arbeit: Kellner
Sterbedatum: 18. 6. 1942
Quellen und Literatur:
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Mährisches Landesarchiv in Brno, Staatl. Bezirksarchiv Zlín, Bestand Gesellschaft der Gastwirte Zlín, Acquisitionsnr. 5/1966, Nr. 111, Lehrlingsbuch.
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Mährisches Landesarchiv in Brno, Staatl. Bezirksarchiv Zlín, Bestand Gesellschaft der Gastwirte Zlín, Acquisitionsnr. 5/1966, nicht inv., Hilfskräftebuch.
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Militär-/Zentralarchiv – Militärhistorisches Archiv, Sammlung Bescheinigungen laut Gesetz 255/1946 Slg., AZ 310266/92.
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Militär-/Zentralarchiv – Militärhistorisches Archiv, Sammlung „24“, Jan Hrubý.
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Adressenbuch. Behörden und Unternehmer der Stadt Zlín. Zusammengestellt vonEduard Malota. Druck, Zlín, [1940 in tschechischer Sprache].
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Baťovci-hrdinové. Naše pravda, 22. 6. 1947, S. 5.
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Jiří DEML, Jan Hrubý. Život, doba a kamarádi jednoho z mužů 18. června 1942. Kunovice 2016.
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Yvona ČINČOVÁ, Zlínské hospody – střediska společenského života města na konci 19. a v první polovině 20. století. Acta musealia Muzea jihovýchodní Moravy ve Zlíně 4, 2004/1–2, S. 79–84.
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Kamila NEČASOVÁ – David VALŮŠEK, Tomáš Garrigue Masaryk a Zlín. Zlín 2018, 58 S.