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František Bublík

Datierung 1940–1944
Kode Z18
Adresse Kotěrova 925, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Zahradnická (TROL 1, 2, 3, 6, 10) Topolová (TROL 4, 5)
GPS 49.2195792N, 17.6464017E
Literatur
  • Vojtěch Šustek, Atentát na Reinharda Heydricha a druhé stanné právo na území tzv. protektorátu Čechy a Morava , Edice historických dokumentů. Sv. 3, Praha 2019, S. 358–359

Im Jahr 1939 ist es František Bublík mit seinen 25 Jahren nach 11 in den Diensten der Firma Baťa verbrachten Jahren gelungen, sich bis zu den hochqualifizierten Beschäftigten des Werks hochzuarbeiten und stand dadurch mit einem Bein in einer perspektiveträchtigen Karriere in den Reihen des mittleren Konzernmanagementes. Sein bisheriger Lebensweg passte somit nicht ganz in das Schema der Werbeleitfäden Baťas. František Bublík wuchs als ältester von sechs Kindern in der Familie eines Kleinbauers in der Gemeinde Bánov bei Uherský Brod auf. Nach Beendigung der Volksschule richtete er seine Schritte mit vierzehn Jahren in die Fabrik der Firma Baťa in Zlín, wo er parallel zur Arbeit drei Jahre die Baťa-Werksschule der Arbeit besuchte. Als Lehrling durchlief er die Gummiwerke, anschließend die Schuhproduktion und arbeitete schließlich in der Personalabteilung der Verkaufsstellen.
Mit nur 18 Jahren wurde er als junger Baťa-Ausbilder dazu ausgewählt, mit dem firmeneigenen Schiff Morava in die in Konnagar, einer Vorstadt Kalkuttas im damaligen Britisch Indien, gegründete Konzernfabrik zu fahren. Nach einer zweimonatigen Schifffahrt litt er an der „Seekrankheit in all ihren Formen“, wie er seine Erfahrungen in der Baťa-Presse pathetisch beschrieb. In Indien arbeitete er als Lagerarbeiter und Materialverwalter in der Fabrik, in den Metropolen richtete er Lager ein und war auch als Verkäufer der Firma tätig. Nach dreieinhalb in Indien verbrachten Jahren kehrte er 1936 in die Zlíner Fabrik zurück, reiste aber schon nach drei Monaten wieder zurück auf den indischen Subkontinent, diesmal um einen regelmäßigen und termingerechten Vertrieb der Waren seitens des Frachtverkehrs zu organisieren. „Er hat viel Tee im Interesse des Geschäfts getrunken, viele Betelnüsse gekaut und sich immer besser an die dortigen Sitten und Gebräuche gewöhnt,“ schrieb die Baťa-Presse über ihn.
Wegen seines Eintritts in den militärischen Präsenzdienst der tschechoslowakischen Armee kehrte er im September 1937 in die Tschechoslowakei zurück. Im Militärdienst erreichte er den Rang eines Korporals. Nach Auflösung der Armee im Frühjahr 1939 kehrte er zurück in den Konzern. Er durchlief einen Spezialkurs und arbeitete drei Monate in den Verkaufsstellen von Uherský Brod und Frýdek als Verkäufer und Fußpfleger.
Neben seiner in den vielen verschieden gearteten Positionen in der Mutterfirma erworbenen Qualifikation hatte er sehr wertvolle Erfahrungen aus den Beschäftigungen in anderen Bereichen der Weltwirtschaft zu bieten. Deshalb boten ihm die Firmenvertreter die Stelle eines Referenten in der Musterhalle der Baťa-Großhandelsgesellschaft Kotva in Zlín an. Damals sprach er bereits fließend Englisch, beherrschte teilweise die Sprachen Französisch, Deutsch, Hindi und begann Russisch zu lernen, das er binnen drei Jahren auf einem Niveau beherrschte, sich gut verständigen zu können. Der Erfolg seiner Karriere wird u.a. auch dadurch bestätigt, dass er in den Personalkatalog von 1939 unter die ersten zweihundert Beschäftigten aufgenommen wurde, die für einen weiteren Karrieresprung für irgendeine Bedarfsstelle im weltweit agierenden Konzern vorgesehen waren. In der Baťa-Zeitung erschien im gleichen Jahr noch ein Lobesartikel, in dem seine bisherige Karriere rekapituliert wurde.
Das Jahr 1939 stellte für Františka Bublíka auch in seinem Privatleben eine große Veränderung dar. Im Juli heiratete er seine erste Frau Zdeňka Škapová, ebenfalls eine Beschäftigte der Firma Baťa. Sie hat im September 1939 die Firma nach acht Jahren in der Gummischuhproduktion verlassen, um sich im Einklang mit den Baťaschen Konventionen um den gemeinsamen Haushalt zu kümmern. Die Familie erhielt 1940 eine moderne Wohnung in einem firmeneigenen Standardviertelhaus im Wohnviertel Letná. Gleichzeitig bereiteten sich die Eheleute auf einen mehrjährigen Aufenthalt in der Südafrikanischen Union (heutige Republik Südafrika) vor, wohin die Zlíner Firmenleitung František Bublík als Ausbilder für die geplante Konzernfabrik schicken wollte.
Obwohl die Abreise der Neuvermählten letztendlich durch den Zweiten Weltkrieg vereitelt wurde, hat sich František Bublíks Karriere im weiteren Jahrzehnt weiterentwickelt. Im Falle von Bublíks Karriereerfolg von Glück, Zufall oder gar Vorsehung zu sprechen, wäre im Hinblick auf den speziellen Charakter des Arbeitsumfelds im Konzern und auf die sozialen Bedingungen seiner Fabrikstädte wohl fehl am Platze. 
Trotzdem hat der Krieg in das Leben seiner ganzen Familie heftig eingegriffen. Františeks jüngerer Bruder Josef trat nach seiner Flucht ins alliierte Ausland im Dezember 1939 in die tschechoslowakische Exilarmee ein und kam nach Absolvierung einer militärischen Spezialausbildung in die Fallschirmstaffel Bioscop, die in der Nacht vom 27. auf den 28. April 1942 über dem Protektoratsgebiet ausgesetzt wurde. Die Gestapo, die nach ihm auch im Haus von Františeks Eltern in Bánov nach ihm fahndete, konnte seiner jedoch nicht habhaft werden.
Erst nach sechs Wochen angestrengter Fahndung, ganze drei Wochen nach dem erfolgreichen Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich, gelang es der Gestapo, das Versteck der Fallschirmjäger in der Krypta der Prager orthodoxen Kyrill-und-Method-Kirche ausfindig zu machen. Nach einem mehrstündigen Kampf mit den Angehörigen des NS-Sicherheitsapparates haben alle sieben dort versteckten Fallschirmjäger am 18. Juni 1942 dort den Tod gefunden. Die Gestapoangehörigen gingen glücklicherweise von keinem direkten Kontakt zwischen den Familienangehörigen und Josef Bublík aus. Der grausamen Folter und dem Massentod entgingen so nicht nur die Familie von František Bublík, sondern auch seine alternden Eltern in Bánov, seine jüngeren Brüder Jaroslav, der seit 1941 in den Schuhfabriken der Firma Baťa in Zlín arbeitete, und Bohumil, ein frischer Abiturient des Realgymnasiums, sowie seine jüngeren Schwestern, die verheiratete Františka, die sich um den Haushalt ihrer Familie kümmerte, und die bis dahin noch ledige Arbeiterin Anežka. 
 
 
MM
 
 

František Bublík

Datum und Ort der Geburt: 2. 6. 1914, Klobušice, Bezirk Ilava
Vorübergehender Wohnsitz: Kotěrova 925, Zlín
Ständiger Wohnsitz: Bánov, Bezirk Uherské Hradiště
Eintrittsdatum in der Firma Baťa: 8. 10. 1928
Ausgeübte Arbeiten: Arbeiter in den Schuhwerkstätten, zuständig für die Exportabteilung, Lagerarbeiter und Materialverwalter in Britisch Indien, Referent der Musterhalle
 

 

Zdeňka Bublíková

Datum und Ort der Geburt: 14. 8. 1914, Kunčičky
Geburtsname: Škapová
Vorübergehender Wohnsitz: Kotěrova 925, Zlín
Ständiger Wohnsitz: Bánov, Bezirk Uherské Hradiště
Ausgeübte Arbeit: 14. 7. 1931 – 19. 9. 1939 in der Firma Baťa, anschließend Hausfrau
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Quellen und Literatur:

  • Vojtěch ŠUSTEK, Atentát na Reinharda Heydricha a druhé stanné právo na území tzv. protektorátu Čechy a Morava. Edice historických dokumentů. Bd. 3, Praha 2019, S. 358–359.