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Straße Dr. Kolaříka

Kode Z13
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Vysoká mez (TROL 4, 5)
GPS 49.2352542N, 17.6807422E
Literatur
  • František Vašek, Zdeněk Štěpánek, První a druhé stanné právo na Moravě (1941–1942), Brno 2002, S. 35–41, 80–86

Als erster Name der heutigen Straße Dr. Kolaříka findet sich in schriftlichen Quellen aus dem Jahr 1934 Na Nivy oder Na Nivách. Von 1939 bis 1945 hieß die Straße offiziell Lékařská, wobei sich der Name auf eine Gruppe von Einfamilienhäusern bezog, die für die Ärzte des Baťa-Krankenhauses gebaut worden waren. Nach der Befreiung wurde die Straße in Dr. Kolaříka umbenannt. Der neue Name sollte an Dr. Jiří Kolařík erinnern, einen Arzt des Baťa-Krankenhauses, der im Rahmen der Racheakte nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich hingerichtet wurde. Die Familie Kolařík hatte allerdings in einem anderen Teil von Zlín gewohnt.

 

Nach dem erfolgreichen Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor und SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich am 27. Mai 1942 wurde über das gesamte Gebiet des Protektorats Böhmen und Mähren der Ausnahmezustand verhängt. Die nationalsozialistischen Sicherheitsbehörden versuchten, die Täter des Attentats zu ermitteln, illegale Organisationen aufzudecken und nicht zuletzt die tschechische Bevölkerung durch beispiellosen Terror in Angst und Schrecken zu versetzen. Rundfunk und Presse mussten täglich über die Hingerichteten berichten. In dieser Atmosphäre der Angst konnten die Bürger von Zlín drei Tage später in den Tageszeitungen unter den wiederholt veröffentlichten obligatorischen Loyalitätsbekundungen lesen:

 

Ferner wurden durch das Urteil des Standgerichts in Brünn vom 30. Mai 1942 zum Tode durch Erschießen verurteilt:

 

5. Kolařík Josef, Fachlehrer, geboren am 2. Januar 1876, wohnhaft in Valašské Meziříčí, Mírová ulice 500,

 

6. Kolaříková Josefa, geborene Kuldová, geboren am 8. Januar 1888, wohnhaft in Valašské Meziříčí, Mírová ulice 500,

 

7. Dr. med. Kolařík Jiří, Arzt, geboren am 1. Dezember 1909, wohnhaft in Zlín, Dílyho tř. 3474,

 

8. Kolaříková Jaroslava, geborene Mrštínová, geboren am 1. Juni 1916, wohnhaft in Zlín, Dílyho tř. 3474

 

9. Hrušák Bohumír, Oberstleutnant außer Dienst und Aktuardirektor, geboren am 5. Januar 1893, wohnhaft in Valašské Meziříčí, Máchova ulice 610,

 

10. Hrušáková Amalie, geborene Hlavinková, geboren am 16. Mai 1895, wohnhaft in Valašské Meziříčí, Máchova ulice 610,

 

11. Hrušákova Milada, geboren am 3. Oktober 1920, wohnhaft in Valašské Meziříčí, Máchova ulice 610,

 

12. Dr. Hoblík Vladimír, Amtsanwalt, geboren am 29. März 1902, wohnhaft in Brno, Senefelderova 78.

 

Die Verurteilten haben wissentlich nicht polizeilich gemeldeten Personen, die an reichsfeindlichen Handlungen beteiligt waren oder sich nach dem Befehl des stellvertretenden Reichsprotektors vom 27. Mai 1942 nicht polizeilich gemeldet haben, Unterschlupf gewährt oder öffentlich zur Unterstützung der Attentäter aufgefordert und das Attentat gebilligt. Das Urteil wurde am 30. Mai vollstreckt. Das Vermögen der Verurteilten wurde eingezogen.“

Verbunden waren die hingerichteten Familien Kolařík, Hrušák und Dr. Vladimír Hoblík durch Ivan Kolařík, Soldat der tschechoslowakischen Armee im Westen und Mitglied der dreiköpfigen Fallschirmgruppe Out Distance. Nach dem gescheiterten Absprung im Protektorat am 28. März 1942 versteckte sich Kolařík kurzzeitig bei seinen Verwandten in Valašské Meziříčí und im Firmenwohnhaus der Familie seines Bruders Jiří in Zlín. Nachdem seine Identität aufgedeckt worden war, nahm sich Ivan Kolařík auf der Flucht in Vizovice das Leben, um die Verfolgung seiner Verwandten abzuwenden. Trotzdem wurden seine Eltern, sein Bruder Dr. Jiří Kolařík und dessen schwangere Ehefrau Jaroslava, Ivans Verlobte Milada Hrušáková, ihre Eltern und sein Cousin Dr. jur. Vladimír Hoblík sofort verhaftet und nach der Verhängung des Standrechts hingerichtet.

 

MM