Straße Mostní
Im Jahr 1915 sprach Tomáš Baťa den Architekten Jan Kotěra darauf an, einen Entwurf für den Regulierungsplan des ersten Arbeiterviertels in Zlín auszuarbeiten. Südlich vom Fabrikareal entstand in einem abfallenden Gelände das Viertel Letná, eine experimentelle Kolonie mit firmeneigenen Arbeiterhäusern. Kotěras Plan legte die ersten Straßen fest, die im Verlauf der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre mit Einfamilienhäusern, Reihenhäusern, Viertelhäusern mit Mansardendach und mit verputzten und unverputzten Viertelhäusern mit geradem Dach bebaut wurden. Viele dieser frühen Typen findet man heute in Letná nicht mehr vor, einige wurden wegen späterer Bauten abgerissen, andere wurden 1944 von einem Luftangriff ereilt. Die ersten Straßen waren die Straßen Zahradnická, Antonínova, Kotěrova und Mostní. Kotěras Plan wurde dann von dessen Schüler František. L. Gahura weiter ausgearbeitet, der den Regulierungsplan der Stadt Zlín im Jahr 1921 erstellt und im Viertel Letná neue Straßen hinzugefügt hat.
Die Straße Mostní ist eine der Hauptstraßen, die Letná durchschneiden, sie wird besonders von unverputzten Viertelhäusern mit geradem Dach gesäumt. Bei ihnen handelt es sich um Gebäude mit vier Wohneinheiten und den Maßen 17 x 9 m. Diesen Haustyp in einem hügeligen Gelände zu bauen bedeutete, sich mit Höhenunterschieden auseinanderzusetzen. Am Anfang der Straße Mostní wurden die Häuser mit ihrer längeren Front parallel zur Straßenachse in die Straßenreihen gesetzt. Eine derartige Lösung war jedoch kostspielig und baulich kompliziert. Die Bauabteilung der Firma Baťa mit František L. Gahura an der Spitze war bestrebt, das Bauen effizienter und billiger zu gestalten. Architekt Gahura hatte sich deshalb dazu entschlossen, die Häuser nach den Höhenlinien des gewachsenen Geländes auszurichten. Die Häuser wurden leicht gedreht, und ihre Position zur Straße wird von nur einer Hausecke bestimmt. Dieses rein praktische Prinzip brachte wirtschaftliche, ästhetische und technische Vorteile mit sich. Die natürliche Form des Geländes wurde nicht verletzt, die Baumasse des Hauses wurde waagerecht gesetzt, jedes Haus wurde entsprechend der Geländesituation einzeln platziert. Jeder Straßenteil hat dank dieser Vorgehensweise auch trotz des jeweils gleichen Hausvolumens einen unterschiedlichen Charakter und wirkt nicht eintönig, zwischen den Viertelhäusern werden dank dessen wohlige Plätzchen geschaffen. Später wurde von der gleichen Art und Weise, die Häuser zur Straße hin leicht zu drehen auch in anderen Vierteln Gebrauch gemacht, so etwa in Zálešná oder Podvesná. Das am Fluß liegende Gelände beider Viertel ist fast eben, dort beabsichtigte man durch die Drehung der Häuser gefühlt größere Zwischenräume zu schaffen.
Im Jahr 2016 wurde eine umfangreiche Sanierung der Straße Mostní abgeschlossen. Die Straße wurde um 75 cm verbreitert, die Fahrbahn ist zweispurig, der Straßenbelag aus Basaltpflastersteinen wurde gegen Asphalt ausgetauscht, auf einer Seite wurde ein Gehweg angelegt und die Kreuzungen wurden zwecks Verkehrsberuhigung mit Bremsschwellen ausgestattet. Durch die Sanierung wurden die Verkehrsweg und die Wege qualitativ zwar aufgewertet, gleichzeitig änderte sich dabei aber auch der ursprüngliche Charakter der Straße, in der man keine ausgewachsenen Bäume mehr vorfindet.
LŠ