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Lesní čtvrť I (J. Kojeckého)

Kode Z13
Adresse Lesní čtvrť I, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Příkrá (TROL 3, 13; BUS 13)
GPS 49.2208517N, 17.6941933E
Literatur
  • Petr Szczepanik, Mediální výstavba „Ideálního průmyslového města“. Síť médií v Baťově Zlíně 30. let, Sborník prací Filozofické fakulty Brněnské univerzity. Řada filmologická, 2005, S. 23-66
  • , Nezapomeneme. In memoriam Josefa Kojeckého, Tep nového Zlína, 9. 4. 1947, S. 3
  • Josef WIESNER, Kde skončila cesta Josefa Čapka, Hlas revoluce, 23. 2. 1968, S. 3
  • Josef Vaňhara, Pohledy do včerejšků Zlína, Zlínsko od minulosti k současnosti, S. 119, 122
  • Josef Kojecký, Bezpečné hranice. Ostraha hranic před dvěma tisíci léty a nyní, Časopis podnikavé práce, 22. 6. 1938, S. 1
  • Josef Kojecký, Moderní podnikatel – motorizovaný podnikatel , Průkopník obchodní a průmyslové výkonnosti, S. 24-25
  • Josef Kojecký, Pracovní tábor v Lutonině bude rozšířen. Půl tisíce mladých lidí staví dráhu , Pondělník zlínského kraje, Zlín 1. 4. 1935, S. 3
  • Josef Kojecký, Scelování pozemků – východisko k racionalizaci venkova , Pondělník zlínského kraje, Zlín 13. 9. 1937, S. 2
  • Josef Kojecký, Jeden kůň za dva. Jak zdvojnásobit tažnou sílu 700000 koní, našich pomocníků v míru i v obraně , Časopis podnikavé práce, Zlín 8. 6. 1938, S. 4
  • Josef Kojecký, Kdo by nám dodával auta za války? , Časopis podnikavé práce, Zlín 27. 10. 1937, S. 2

Der Bau der Baťa-Wohnhäuser in Zadní Díly begann bereits Anfang der dreißiger Jahre und wurde während des gesamten Jahrzehnts planmäßig fortgesetzt. Ähnlich wie in anderen Arbeitervierteln durchzog das Gebiet ein Netz von Hauptstraßen, die durch Fußwege miteinander verbunden waren. Zu einer der Hauptstraßen des neuen Viertels wurde die Straße Lesní čtvrť I, die von der Kreuzung der Straßen Lazy VI, Lesní čtvrť II und Slovenská abzweigt und durch hügeliges Gelände bergab führt, um den nördlichen Teil des Viertels zu umrunden.

Seit 1941 trägt die Straße den amtlichen Namen Lesní čtvrť. Die einzige Ausnahme bildeten die Jahre 1948–1950, in denen für die Straße auch der Name J. Kojeckého verwendet wurde. Dieser sollte an Josef Kojecký erinnern, einen Journalisten und Mitarbeiter der Firma Baťa, der während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet wurde.

Josef Kojecký wurde in Záhlinice bei Kroměříž geboren und besuchte nach Abschluss der fünfjährigen Volksschule in seinem Heimatort das achtjährige Gymnasium in Kroměříž. Nach dem Abitur folgten noch zwei Jahre an der Handelsoberschule. Nach Ableistung des Wehrdienstes ging er nach Prag. Seine Sprachkenntnisse und sein Interesse am gesellschaftlichen Geschehen prädestinierten ihn für eine Laufbahn als Übersetzer und Journalist. Ab der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre arbeitete er als Redakteur bei der Central European Press, besser bekannt unter dem Kürzel Centropress. Diese Redaktion war die Nachrichten- und Presseorganisation der Dritten (Nachrichten-)Abteilung des Außenministeriums der Tschechoslowakischen Republik.

 

Im Medienbereich arbeitete er hauptsächlich als Übersetzer und Dolmetscher für Französisch, Deutsch, Rumänisch und Russisch. Er beherrschte auch Englisch auf einem guten Niveau und konnte sich auf Polnisch und Serbokroatisch verständigen. In seinen Armeeunterlagen sind noch einige weitere Fähigkeiten vermerkt – er war Radfahrer, Schwimmer und Reiter. Im redaktionellen Bereich kam ihm jedoch eher seine Ausbildung als Maschinenschreiber zugute.

 

Am 13. November 1926 heiratete er in Prag die Redakteurin Marie Karásková. Sie ließen sich im Stadtteil Žižkov nieder, doch wurde ihre kinderlose Ehe bereits sechs Jahre später (am 9. November 1932) geschieden.

 

Nach fünfjähriger Tätigkeit bei Centropress und zwei Jahren als freier Journalist trat er 1935 in das Baťa-Unternehmen Tisk in Zlín ein. Das Verlagsunternehmen baute die mediale Infrastruktur des Baťa-Konzerns auf. In den dreißiger Jahren erreichte die anfänglich bescheidene Produktion einen gewaltigen Umfang, was die Zahl der herausgegebenen Titel, ihren Erscheinungsrhythmus und ihre Auflagenhöhe betraf. Die Konzernleitung maß den Medien in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Bedeutung bei. Neben der Presse trugen auch Film und Rundfunk dazu bei, im Baťa-Konzern Instrumente zur Kontrolle der Arbeiter zu legitimieren, die sonst nur schwerlich zu akzeptieren gewesen wären.

Kojecký arbeitete als Redakteur des wöchentlich erscheinenden Zpravodaj prodavačů firmy Baťa (Bulletin der Baťa-Verkäufer), welcher die Verbindung der tschechoslowakischen Firmenläden zur Zentrale in Zlín herstellte. Später gab er die monatliche Fachzeitschrift Průkopník úspěšného podnikání (Pionier der erfolgreichen Geschäftstätigkeit) heraus. Diese Zeitschrift informierte ihre Leser über Neuigkeiten aus den Bereichen Rationalisierung, Management und Werbung und hatte in diesen Bereichen zu ihrer Zeit eine bahnbrechende Wirkung in der Tschechoslowakei. Im Januar 1939 wurde Kojecký für kurze Zeit in die Redaktion der Národní noviny in Prag versetzt, nachdem der Baťa-Konzern die Kontrolle über diese Zeitung übernommen hatte. Nach seiner Rückkehr in die Baťa-Metropole wurde er Redakteur des wichtigsten Firmenperiodikums mit dem Titel Zlín.

 

Mit dem Aufkommen rechtsgerichteter Diktaturen in Europa und vor allem mit der Bedrohung der Tschechoslowakischen Republik in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre begann Kojecký, im Eigenverlag kleine Informationsschriften herauszugeben. So warnte er in thematisch sortierten Editionen unter dem Titel Palcát (Der Streitkolben, später Silný stát, Der starke Staat) die tschechische Öffentlichkeit vor der Gefahr, die von der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland für Europa ausging. Die Titel der einzelnen Broschüre wie Das Hakenkreuz droht? und Das Wort hat die Luftwaffe lieferten dem nationalsozialistischen Sicherheitsapparat später den Anlass zur Verfolgung Kojeckýs. Aus den Jahren 1937–1938 stammen auch mehrere Texte Kojeckýs in der Baťa-Zeitung Zlín, in denen er die Themen Soldatentum und Wehrpflicht mit den etablierten Baťa-Narrativen von Arbeit, Industrialisierung und Rationalisierung verband.

Mit der Besetzung der übrigen tschechischen Gebiete durch das nazistische Deutschland beendete Kojecký im Grunde die Publikation eigener Artikel. Dennoch sah er sich mit dem Sicherheitsapparat der Nazis konfrontiert. Im Sommer 1939 wurde Kojecký von der Gestapo in Zlín vorgeladen und aufgefordert, alle Exemplare von Broschüren mit antinazistischem Inhalt abzugeben. Am 25. Oktober 1939 wurde er schließlich festgenommen und in Brünn inhaftiert. Im Jahr 1940 folgte seine Überführung in das Konzentrationslager Sachsenhausen, wo er bis März 1945 blieb.

 

Als die Nationalsozialisten das Lager in Anbetracht des Vorrückens der Roten Armee aufgaben, verlegten sie die Häftlinge in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Zusammen mit Josef Kojecký wurde auch der Maler und Schriftsteller Josef Čapek abtransportiert. Nach Aussage von Dr. Wiesner erkrankten beide an Fleckfieber und erlagen dieser Krankheit. Sie wurden in einem gemeinsamen Massengrab mit der Nummer 7000 bestattet.

 

MM