Dienstleistungshaus
Datierung
1974– (P)
–1977 (R)
Architekt/in
Zdeněk Plesník
Kode
Z10
Adresse
třída Tomáše Bati 44, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr
Öffentlicher Nahverkehr: Divadlo (BUS 31)
GPS
49.2253853N, 17.6723042E
Eine der Tätigkeiten der Planungs- und Hoch- und Tiefbauorganisation Centroprojekt war es, den Stadtvertretern bei der Erfüllung des Wahlprogramms der Nationalen Front Hilfe zu leisten. In den siebziger Jahren beteiligten sich die Beschäftigten der Gesellschaft Centroprojekt daran auf Grundlage einer Vereinbarung über eine gemeinsame Zusammenarbeit an der „Verbesserung der Umwelt in der Stadt“. Im Rahmen dieser Absprache entstanden zwischen 1973 und 1974 beispielsweise Bauprojekte für den Bau von Wohnhäusern in der Straße Přílucká, ein 50-Meter-Becken im Winterbad (Architekt Jiří Kotásek) oder der Kindergarten in der Straße Santražiny (Daniela Jungwirthová, Karel Klement). Mit gleicher Motivation wurde auch das Dienstleistungshaus errichtet. Dem Entwurf desselben hat sich Zdeněk Plesník, einer der führenden Architekten von Centroprojekt angenommen, der bereits mit dem Bau von mehreren öffentlichen Gebäuden in der Stadt Erfahrungen gemacht hatte. Das Dienstleistungsangebot von Gottwaldov war früher beispielsweise bereits vom Verkehrsbetrieb am Stadtrand (1955–1958) oder durch einen Solitärbau für die Produktionsgenossenschaft Fotografia (1959–1962) erweitert worden.
Die Lage des Dienstleistungshauses an der Grenze der Straßen Revoluční (heute Tomáš-Baťa-Boulevard) und Hluboká wurde von den Mitarbeitern der Abteilung des Hauptarchitekten beschlossen, die dafür ein Grundstück in einem leicht abschüssigen Gelände wählten, das fast im historischen Stadtzentrum lag. Das Dienstleistungshaus sollte die Betriebsschule für Dienstleistungen der Stadt Gottwaldov beherbergen und gleichzeitig als Verwaltungsgebäude dieser Organisation dienen. Zdeněk Plesník teilte beide Einrichtungen in zwei separate fünfstöckige Gebäude auf, die er durch eine gemeinsame Außentreppe miteinander verband. Wegen des abschüssigen Geländes hat er beide Gebäude höhenmäßig um ein halbes Stockwerk versetzt. Die Ecke des ersten Gebäudes verlegte er darüberhinaus von der Baufluchtlinie in Richtung der Straße Hluboká, damit ein größerer Abstand von der Kreuzung und gleichzeitig ein größerer Raum für Fußgänger entstand. Die Fassade der Häuser werden durch horizontale Fensterbänder mit ausgefachten, fast über deren gesamte Länge gehenden Brüstungen charakterisiert. Das auf Geschäftseinheiten in den benachbarten Mietshäusern verweisende verglaste Parterre sollte durch seine Transparenz das Interieur mit der belebten Straße verbinden.
Das erste fünfstöckige (Eck-) Gebäude war für die Schule bestimmt, die auf Kosmetik, Massage und Fußpflege ausgerichtet war. Das zweite Objekt diente überwiegend zu Verwaltungszwecken der Organisation Dienstleistungen der Stadt Gottwaldov. In die Mitte der Disposition beider Gebäude wurde ein Kern mit Toiletten und einer kleinen Küche eingefügt. Die Räume um den Kern konnten in den einzelnen Stockwerken mit verstellbaren Trennwänden zu Büros, Unterrichtszimmern oder Gesellschaftsräumen unterteilt werden. Im mit einer großen Halle ausgestatteten Erdgeschoss brachte der Architekt den Raum für den Pförtner und die Telefonzentrale unter. Im Schulgebäude wurden Vitrinen für Kosmetikartikel und andere Produkte aufgestellt. Im Verwaltungsgebäude gab es neben der Eingangshalle mit der Pforte und mit Lagerräumen auch eine Geschäftseinheit – einen Blumensaal (Blumenladen), an den ein Musterziergarten im Innenhof anschloss.
Gegenüber dem in der zeitgenössischen Presse veröffentlichten Entwurf wurde der Haupteingang nicht durch ein subtiles vorspringendes Flachvordach geschützt, auch wurde die Gliederung der verglasten Auslagen im Parterre verändert. Außer diesen Änderungen wurde Zdeněk Plesníks Entwurf beibehalten. Die Entwurfslösung des Dienstleistungshauses brachte einen klaren Abschluss der Straßenflucht mit sich, ähnlich wie diese auch bei den Eckgebäuden aus der Zwischenkriegszeit von Miroslav Lorenc der Fall war. Die Disposition und der zweckentsprechende Umgang mit dem Gelände erinnert auch an die Entwurfslösung von Valdimír Karfíks eigenem Haus im Viertel Nad Ovčírnou oder an die Wohnhochhäuser von Adolf Zikmund, wo beide Architekten anhand einer Treppe den Höhenunterschied des Geländes ausglichen.
Das Dienstleistungshaus wird heute als Sitz der Kreisdirektion der Polizei des Landkreises Zlín genutzt. Das Gebäude hat eine Sanierung durchgemacht, bei der die Fenster ausgetauscht wurden, der helle Putz hat heute eine graue Farbtönung, die Stützpfeiler im Parterre wurden darüberhinaus unglückseligerweise mit einem dunklen Mosaik versehen. Das Gebäude hat seine ursprüngliche öffentliche Funktion und mit ihr auch die transparente Lösung des Parterres verloren, trotzdem ist die ursprüngliche architektonische Lösung klar erkennbar.
LŠ