Nach einem erfolgreichen Zweijahresplan (1947–1948), in dessen Verlauf sich das Potenzial der Baťa Architektur mit dem effizienten System eines von der skandinavischen Architktur inspirierten Bauens miteinander verband und Zlín für die tschechoslowakische Bauwirtschaft zum Vorbild wurde, kam nach 1948 die vom Staatsregime durchgesetzte Richtung des sozialistischen Realismus zu Wort.
Während des ersten Fünfjahresplans (1949–1953) tauchten in Gottwaldov auch eine Reihe in diesem Geiste entworfener Gebäude auf. Zu ihren Beispielen zählen das Bezirksgesundheitszentrum (heute Poliklinik) von Miroslav Drofa oder das Eckwohnhaus T13/54 von Jindřich Merganc. Zierelemente in Form von Steinreliefs über den Eingängen mit dem Motiv der Arbeit tauchten an vielen Plattenbauten auf. In Gottwaldov war das Dekor jedoch gemäßigter, dies möglicherweise auch deshalb, weil die Fassadenlösungen von Häusern (zumindest der an exponierter Stelle stehenden) lebhaft diskutiert wurden. Ein Beispiel für einen öffentlichen Bau aus jener Zeit ist auch das im historischen Stadtzentrum am Platz des Friedens in einer Häuserreihe stehende Gebäude der Tschechoslowakischen Staatsbank in der damaligen Stalinallee (heute Tomáš-Baťa-Boulevard).
Die Pläne der Gottwaldover Filiale der Tschechoslowakischen Staatsbank sind mit 1951 datiert. Im gleichen Jahr war auch Baubeginn. Das Objekt nutzt die fast 25 m lange Tiefe des Baugrundstücks und ist in zwei Teile unterteilt. Das letzte Obergeschoss des ersten zum Platz gerichteten viergeschossigen Teils ist so zurückgesetzt, damit das Höhenniveau der Nachbargebäude eingehalten wird, ebenso wurde auch die Höhe des Parterres eingehalten. Das dritte; mit einer Terrasse ausgestattete Obergeschoss wird von einem subtilen Geländer gesäumt, die Form des Hauses krönt ein markantes, das vierte Geschoss überragendes pyramidenförmiges Oberlicht über der Haupttreppe. Der zweite zweigeschossige Teil der Bank füllt den Innenhof. Beide Teile sind durch die vom Parterre her zugängliche Bankhalle miteinander verbunden, deren Decke mit einem kleineren pyramidenförmigen Oberlicht versehen ist.
Im Innenhof wurde auch das Backoffice der Bank untergebracht. Im der Straße zugewandten Hauptteil waren in den ersten zwei Etagen Büroräume, die oberen zwei Etagen füllten Wohnungen. In der dritten Etage standen zwei raummäßig großzügig konzipierte Dreizimmerwohnungen mit Küchen und Zubehör (Kammer, Einbauschränke, Toilette, Bad, Speisekammer und Diele), im vierten, zurückgesetzten Stock befanden sich zwei Zweizimmerwohnungen mit Zubehör und Blick in den Innenhof. Das Haus verband eine durch ein Oberlicht beleuchtete dreiläufige Treppe.
Die Fassade der Bank zeigt in Richtung Friedensplatz und wurde zum Hauptthema des Projektanten (Ing. Arch. Šebánek) und der Vertreter von Stavosvit (Ing. Arch. Eduard Staša, Ing. Arch. Arnošt Kubečka). Von April 1952 stammt eine zwischen der Prager Filiale der Tschechoslowakischen Staatsbank und dem Nationalkomitee in Gottwaldov geführt Korrespondenz, aus der hervorgeht, dass der Projektant „instesamt 12 Entwürfe der Fassadenlösung und 18 Details“ ausgearbeitet hatte, wohingegen von Stavosvit, das ebenfalls die Fassade ausarbeiten sollte, lediglich zwei Entwürfe vorgelegt wurden. In dem Dokument empfiehlt Stavosvit auch, die Fassade mit Fensterpaaren zu versehen, jedoch habe diese Gliederung laut den Prager Kollegen dem Entwurf des Interieurs nicht entsprochen.
Das endgültige Aussehen der Fassade ist zentralsymmetrisch. Ein Fertigbaupfeiler mit geometrischen Ornamenten und floralen Reliefs trennt in der Mitte die über das erste bis dritte Stockwerk gehenden Kippfensterbänder. In den zentralen Teil des Parterres wurde ein figurales Sandsteinrelief namens Die Einheit der Werktätigen, Bauern und der arbeitenden Intelligenz gesetzt. Autor der Plastik war der Prager Künstler Josef Kaplický (1899–1963), das Aussehen des Reliefs war bereits in der Dokumentation von 1951 verzeichnet, zu dessen Ausführung es höchstwahrscheinlich aber erst einige Jahre später kam.
Das spätere Schicksal des Gebäudes ist mit anderen Bankinstituten verbunden. In den neunziger Jahren hatte die Tschechische Sparkasse dort ihren Sitz, außer ihr beherbergte es eine Arztpraxis, Geschäftsräume und das CAFE CORSO, wofür Räume im ersten Stock und im Souterrain hergerichtet wurden. Heute betreibt die Trinity Bank a.s. dort eine Filiale.
Mit dem letzten Besitzer hat das Gebäude auch eine bedeutende Veränderung durchgemacht, der an der Fassade am deutlichsten zu sehen ist. Im Jahr 2016 kam es während der Sanierung zur unsensiblen Entfernung von Josef Kaplickýs Relief, wobei es von einem Bagger zerstört wurde. Anschließend wurde das Parterre von einem großflächigen Werbebanner verdeckt, hinter dem außer dem Relief auch eins der zwei Originaltore verschwand. Dadurch ging die zentrische Komposition der Fassade und auch die Materiallösung des Parterres endgültig verloren. Ähnlich unsensibel wurde die Renovierung der Fassade durchgeführt. Die neu aufgetragene gelbe Farbe entspricht nicht der ursprünglichen Wirkung des fast monochromatischen Baus. Die Farbgebung knüpfte an die Sandsteinverkleidung des Parterres und an die Zierdetails der Fensterpfeiler an. Das Haus, das von Anfang an eine klare öffentliche Funktion hatte, ist definitiv um seinen historischen und architektonischen Wert gekommen, der ursprünglich auch durch das einstige Treppenvorfeld betont wurde.
LŠ