Verwaltungsgebäude der staatl. Kraftverkehrsgesellschaft ČSAD in Gottwaldov
Datierung
1954–1956
Architekt(inn)en
Hynek Adamec,
Adolf Zikmund
Kode
Z10
Adresse
Třída Tomáše Bati 3910, Zlín
GPS
49.2215167N, 17.6560533E
Einer der nach 1948 entstandenen staatseigenen Betriebe war auch die Kraftverkehrsgesellschaft Tschechoslowakischer staatlicher Automobilverkehr (ČSAD), die nach und nach alle Subjekte des Personen- und Güterkraftverkehrs in sich vereinte. Für ihre Bedürfnisse ließ sie sich in den Jahren 1954–1956 ein eigenes Gebäude bauen, das den im Westteil der Stadt am Rande des Stadtviertels neu entstehenden Platz (heutiger Milada-Horáková-Park) ergänzte. Bei dem vom Tomáš-Baťa-Boulevard umgebenen quadratischen Platz stand bereits damals ein gerade fertiggestelltes neues Gesundheitszentrum. Der geplante neue öffentliche Raum mit großzügiger Parkanlage wurde später an der Westseite vom Gebäude des staatlichen Bauplanungsinstituts Stavoprojekt ergänzt, die Ostseite schloss dann das Verwaltungsgebäude der ČSAD ab.
Autor des Entwurfs ist der Architekt Hynek Adamec (1910–1960), ein Absolvent der Technischen Universität Brünn (VUT) und ein ehemaliger Angestellter der Bauabteilung der Firma Baťa, der nach dem Krieg zum Staatlichen Institut zur Planung von Siedlungen und Hoch- und Tiefbauwerken Stavoprojekt wechselte. Einige Zeichendokumentationen wurden auch von dem Zlíner Architekten Adolf Zikmund unterfertigt.
Das vierstöckige ČSAD-Gebäude steht in einem leicht abschüssigen Gelände, die Hauptfassade zeigt nach Westen. An dem Projekt verewigte sich auch die Zeit des stilistischen Zauderns am Ende der Ära des sozialistischen Realismus, eines Stils in der Architektur, der historische Vorbilder kopierte. Das Aussehen der Fassaden hat sich in der Planungsphase mehrmals geändert, von einer ursprünglichen verzierenden Version mit dekorativen Gesimsen, einer Attika und Fertigelementen auf dem Dach im Stil des sozialistischen Realismus wurde letztendlich abgesehen. Das endgültige Aussehen hatte einen nüchterneren Ausdruck, der eher auf das von Miroslav Drofa entworfene und 1954 fertiggestellte Nachbargebäude der Poliklinik verwies.
Die einfache Gebäudeform wird nur durch die breite, auf der Mittelachse liegende Treppe mit abgerundeten Stufenenden und Seitenmäuerchen hervorgehoben. Die zentrale Komposition wird noch durch das von vier Säulen getragene Vordach des Haupteingangs, ein flaches Relief aus Kunststein im zweiten und dritten Stock und durch eine Skulptur mit einem Transportmotiv – einem Rad mit Flügeln als Symbol der ČSAD – betont. Der Rhytmus der hellen Brisolitfassaden wird durch Bänder rechteckiger Fenster bestimmt, und der Gebäudesockel ist mit einem Backsteinband verkleidet. Das dritte und vierte Stockwerk wird jeweils durch ein subtiles Gesims getrennt.
Die innere Gliederung des Gebäudes sollte nicht nur den Anforderungen zur Schaffung von Verwaltungsräumen, sondern auch von Unterkünften und Gesellschaftsräumen genügen. Bestandteil der Eingangshalle war eine Pforte, die einzelnen Stockwerke wurden von einer doppelläufigen Treppe in der Mittelachse miteinander verbunden, eine zweite Treppe befand sich an der Südfassade. Im ersten Stock war beispielsweise die Kaderabteilung, aber auch ein Gesellschaftsraum, Lehrsäle für die Werksschule, ein Archiv und ein Waschraum untergebracht. Im Nordteil standen ein Vortragssaal mit einem Unterrichtsraum, einem Kabinett, einer Bibliothek und den notwendigen Nebenräumen im Dienst der Öffentlichkeit. Das zweite Stockwerk enthielt fast ausschließlich Büroräume, die durch LIKUS-Montageplatten abgetrennt wurden. Die identisch entworfenen Stockwerke drei und vier verfügten im Südteil des Gebäudes über jeweils vier Wohnungen (eine Dreizimmer- und drei Zweizimmerwohnungen mit Küche, Bad und Diele). Der Nordteil stand für Büroräume und die nötigen Nebenräume zur Verfügung. Im Souterrain waren Garagen für fünf PKW, ein Maschinenraum, Kellerräume und weitere Betriebsräume untergebracht, ein Teil des Souterrains diente als Schutzraum.
Schon im Jahr 1960 wurde die Hälfte des Erdgeschosses als Kindergarten für 45 Kinder umgestaltet, nach und nach begann man auch die anderen Räume für Labors oder Arztpraxen herzurichten, wozu das Gebäude übrigens bis heute noch dient. Im Interieur sind lediglich in den Gemeinschaftskorridoren einige ursprüngliche Materialien und Elemente erhalten geblieben. Außen wurden die Fenster ausgewechselt, die Gebäudefassade blieb ohne Wärmedämmung, die Frontfassade wird auf dem Eingangsvordach überflüssigerweise durch Kästen der Klimaanlage verunziert. Im Jahr 2008 wurde an die Nordfassade ein Aufzugsschacht angebaut. Selbst trotz dieser Veränderungen blieb das Aussehen des ČSAD-Gebäudes gut lesbar und belegt die genügsame Produktion der Zlíner Architekten in den fünfziger Jahren.
LŠ