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Fotografia – Neues Betriebsgebäude (Augenklinik Gemini)

Datierung 1985–1990
Architekt/in Zdeněk Plesník
Kode Z10
Adresse U Gemini 36, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Pančava-Gemini (TROL 1, 11, 12; BUS 90)
GPS 49.2206528N, 17.7068278E

Wenn man aus Zlín in Richtung Vizovice herausfährt, kann man des Gebäude der Augenklinik Gemini im Viertel Příluky nicht übersehen. Autor dieses dominanten Bauwerks, das ursprünglich für die Produktionsgenossenschaft Fotografia bestimmt war, ist der Architekt Zdeněk Plesník. Es ist ein Symbol für seine Schaffensaktivitäten in den achtziger Jahren und eines seiner letzten ausgeführten Bauprojekte. Für Zlín, d.h. für Gottwaldov, hatte er in den Jahren 1956–1961 für die Fotografia das erste Betriebsgebäude entworfen. Es war nicht nur aus architektonischer Sicht von Bedeutung, sondern auch im Hinblick auf die bauliche Entwicklung – es handelte sich damals offensichtlich um die erste Verwendung einer Hängefassade in der Tschechoslowakei. Mit diesem Bau knüpfte der Architekt an die Zlíner Zwischenkriegstradition an, obgleich das Bauen in jener Zeit bereits eine andere Richtung genommen hatte. Zdeněk Plesník wurde aufgrund seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Produktionsgesnossenschaft fast dreißig Jahre später darauf angesprochen, für die Fotografia ein neues Betriebsgebäude zu entwerfen, diesmal auf einem Grundstück im Osten Zlíns.
Seit den sechziger Jahren hatte Zdeněk Plesník vor allem an Entwürfen für Fabrikkomplexe, Forschungsinstitute der Leichtindustrie, Verwaltungsgebäude und öffentliche Bauten gearbeitet. Hinsichtlich Raum- und Betriebsentwurf, Anordnung der Bausysteme und Schaffung einer künstlichen Umgebung war er immer um innovatorische Lösungen bemüht. In einer Reihe von Studien und Entwürfen entwickelte er häufig schrittweise ein bestimmtes Konzept. Dies war auch bei den Bauprojekten der Gebäude für die Unternehmen Slovakotex in Trenčín und Centrotex im Prager Stadtteil Pankratz der Fall. In ihnen fasste er seine Langzeitstudien zum Thema optimale Büroumgebung zusammen und setzte konsequent das Konzept der umgekehrten Pyramide mit Quaderdurchdringung um. Diese von ihm detailliert ausgearbeitete Vision gelang ihm schließlich erst mit dem Bauprojekt des neuen größeren Sitzes für die Produktionsgesellschaft Fotografia in Zlín in die Tat umzusetzen. Der Bau des Gebäudes, das mit seiner Silhouette den östlichen Zipfel der städtischen Bebauung beherrscht, war Ergebnis langer Überlegungen über die Art einer Typologie, die auf der Idee basiert, inwieweit Baustrukturen dem Klima angepasst werden können. Der Architekt kombinierte das Motiv einer zentralen Gründen mit einer tragenden, im Sommer absonnigen Fassade. Die sechsstöckige Baumasse der umgekehrten Pyramide mit horizontaler Gliederung nutzt den Höhenunterschied des Geländes, in das sie sensibel hineinkomponiert wurde. Am Rande der Geländeterrasse wirkt die Quaderdurchdringung und der umgekehrten Pyramide sehr emotionsgeladen. Ihr skulpturaler Ausdruck war jedoch nicht das Ergebnis einer ästhetischen Spekulation, sondern des Bestrebens, eine Reihe praktischer Bedürfnisse zu erfüllen. Der Architekt bemühte sich, das Gebäude so zu entwerfen, damit es bestmöglichst solchen Betriebsanforderungen dient, die Schatten erforderlich machten. Den Bau erhob er über die Umgebung durch keilförmige Stützen. Durch seine Einbettung in den Hang befindet sich der Haupteingang erst im dritten Obergeschoss. 
Hauptbestreben des Architekten und auch des „geistig belichteten“ Investors war es, ein neues, technisch modern ausgestattetes Gebäude zu bauen, das den neuen Anforderungen entspricht. Das ist ihm jedoch nur teilweise und mit einer Reihe von Kompromissen gelungen. Hinsichtlich der insgesamt veränderten Situation im Bereich der fotografischen Technologien und der Marktbedürfnisse wurde die geplante Funktion des Gebäudes bereits nicht mehr erfüllt, und das Objekt begann gleich nach seiner Fertigstellung einem anderen Zweck zu dienen. Es wechselte mehrmals den Besitzer und wurde zum Sitz einer Bank aus der Nachwendezeit namens Foresbank umgebaut. Die Innenräume und Änderungen dazu entwarf der Architekt Jan Přehnal. Dem Charakter von Plesníks Entwurf hat vor allem der Dachaufbau nicht entsprochen.
Vor einigen Jahren machte das Gebäude eine weitere Innen- und Außenrenovierung durch, so wurde der Eingangsbereich und der Kundenparkplatz umgebaut und die Innenräume für die Tätigkeit der bekannten Zlíner Augenklinik Gemini angepasst. Ihre Tätigkeit entspricht Plesníks ursprünglichem Konzept des Schutzes vor direkter Sonneneinstrahlung durch Schatten. Auch trotz einer Reihe Änderungen blieb dieses Gebäude eines der bedeutendsten Bauwerke Plesníks und ist ein ausdrucksstarker Beitrag im Bereich kühn geformter skulpturaler Architekturen. Die Art und Weise der Nutzung des Bauplatzes und die erzielte plastische Qualität des Gebäudes hat in der Stadt kein Äquivalent. 
 
 
LH