Stadthaus Formel
Datierung
1996–1997
Architekt/in
Jiří Gebrian
Route
Die Neunzigerjahre
Kode
Z16
Adresse
Soudní 5259, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr
Öffentlicher Nahverkehr: Náměstí Míru (TROL 1, 2, 3, 4, 5, 8, 9, 11, 13; BUS 31, 32, 33, 35, 36, 70, 90)
GPS
49.2265106N, 17.6650319E
In der Straße Soudní wurde 1997 in unmittelbarer Nähe des Friedensplatzes in einer Baulücke zwischen Häusern aus den zwanziger und dreißiger Jahren ein Haus mit dem extravaganten Namen Formel errichtet. Die Nachbargebäude überragt es um fast zwei Stockwerke – die Abteilung des Hauptstadtarchitekten war in den neunziger Jahren bestrebt, die Aufstockung der Bebauung des ganzen Rathausblocks zu fördern, zu dem das Haus gehört.
In den Werken des Architekten und Autors des Hauses Formel Jiří Gebrian spiegelt sich schon lange eine fundierte Kenntnis des lokalen Kontextes und seine gute Informiertheit über das Geschehen im Ausland deutlich wider. Gliederung und auch Höhe des Hauses verweisen auf die Geschäftswohnbauten von František Lýdie Gahura (z.B. das Mietshaus von František Jelínek, 1928−1929) und Miroslav Lorenc (die Häuser in der Straße Rašínova). Ebenso wie bei diesen Gebäuden musste sich Jiří Gebrian auch dort mit einem relativ schmalen Baugrundstück auseinandersetzen, das 11 m breit und 18,5 m tief war.
Den Hauptausdruck des fünfstöckigen Hauses Formel richtete der Architekt in Richtung der Straße Soudní aus, wo sich das asymmetrisch gestaltete Skelett noch in der Hauptfassade erkennbar ist. Über den großzügigen Schaufenstern im Erdgeschoss springt ein über drei Stockwerke gehender geschwungener Erker hervor. Die einzelnen Stockwerke werden durch Fensterbänder gegliedert, der Südrand der Fassade wird von zweiteiligen französischen Fenstern mit schrägem Geländer durchbrochen. Das oberste Stockwerk krönt eine große verglaste Dachgaube mit Terrasse und Geländer.
Die Dynamik des Hauses, an das unmittelbar der Schlosspark anschließt, wird durch Spiegelglasfenster und deren Farbgebung betont – die grünen Fensterrahmen bilden zum hellen Putz des Erkers einen Kontrast, der Rest der Fassade ist weinfarben. Nicht zu übersehen ist die außermittig angebrachte Griffleiste der Eingangstür, die Ausrichtung der Keramikverkleidung oder die Form des Geländers. In der Plandokumentation sind interessante Farbvarianten für die Frontfassade überliefert.
Den ersten Plänen nach sollte im Parterre eine Großraumgarage untergebracht werden, was eine Antwort auf die Forderung gewesen wäre, direkt auf dem Grundstück von Neubauten eine eigene Parkmöglichkeit bereitzustellen. Von dieser Bedingung hat man letztendlich jedoch abgesehen, und im Straßenparterre wurde die Halle eines Wettbüros untergebracht. Das erste Obergeschoss beherbergte eine öffentliche Spielhalle, den Rest des Stockwerks nahmen Büros und deren Nebenräume ein. Die einzelnen Etagen sind über eine einläufige Treppe miteinander verbunden, die von einem Aufzug ergänzt wird.
Der sich in direkter Nähe zum Haus Formel befindende Bereich, d.h. die Umgebung der Straße Soudní und die quer zu ihr verlaufende Straße Bartošova haben in den neunziger Jahren mehrere Änderungen durchgemacht. Das ehemalige Café Malot wurde definitiv zum Kaufhaus Modus. Die am Rand des Schloßgeländes stehenden Gebäude wurden abgerissen. An deren Stelle sollte das Eckgebäude der Investitionsbank entstehen. Der repräsentativ konzipierte, den Gärten zugewandte Miniblock und die beiden Nachbarstraßen sollten sowohl Geschäftsräume als auch Tiefgaragen anbieten. Von dem ursprünglichen Vorhaben hat man jedoch abgesehen, und heute ist das leere Grundstück mit unansehnlichen Billboards ausgekleidet. Das Haus Formel hat jedoch immer noch sein ursprüngliches Aussehen einschließlich der Details beibehalten. Es wird von verschiedenen Geschäftszweigen und Büros genutzt. Das Gebäude zeigt die Tendenz, den städtischen Raum mit seiner visuell ausdrucksstarken Gestaltung auszufüllen. Das Bestreben, die individuelle Form von Neubauten so klar wie nur möglich zum Ausdruck zu bringen, ist (in Zlín) für die neunziger Jahre typisch.
LŠ