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Geschäfts- und Vergnügungszentrum Goldener Apfel

Datierung 2007–2008
Kode Z1
Adresse náměstí Míru 174, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Dlouhá (TROL 2, 4, 5, 9, BUS 33, 35, 36)
GPS 49.2264581N, 17.6681475E

Der Geschäftskomplex im historischen Stadtkern ist der größte moderne Eingriff in die Bebauung des Friedensplatzes, der zuvor im Laufe der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts fast unverändert geblieben war. Das an der Ostfront des Platzes gelegene dreistöckige Objekt hat lange ungenutzte Räume und baufällige Bauten miteinander verbunden. Die ausgedehnte Parzelle zählte zwei Eckgrundstücke und vier Baulücken. Der Name des Komplexes Goldener Apfel verweist auf eine alte Zlíner Legende, nach welcher die Stadt zum Zeichen ihres Wohlstandes so genannt wurde. Das neue Objekt des Geschäftszentrums musste eine von der Stadt vorgegebene Bedingung erfüllen, und zwar die Erhaltung der ursprünglichen Fassade der ehemaligen Bürgerlichen Darlehenskasse, die im Jahre 1896 von Dominik Fey entworfen worden war. Diese Neorenaissancefassade wurde so zu einem Bestandteil des architektonischen Entwurfs aus dem Jahr 2007. Autor des Projektes ist der Architekt Svatopluk Sládeček aus dem Architektenstudio NEW WORK.
Das gegenwärtige Aussehen des Friedensplatzes mit den barocken Statuen von St. Donatus und St. Florian verweist in Vielem auf das alte Zlín vor der Zeit Baťas, in dem auf den historischen Parzellen nicht allzu hohe ein- bis zweistöckige Bauten erschienen. An der Stelle des heutigen Geschäftskomplexes standen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gerade solche Familienhäuser. In der Zwischenkriegszeit hatten von der Firma Baťa unabhängige Architekten ihre Projekte auf dem damaligen Masaryk-Platz realisiert.
Einer der hervorstechendsten Architekten, die außerhalb der etablierten Bauabteilung der Firma Baťa wirkten, war Miroslav Lorenc, der in Zlín mehrere Dutzend Bauten für reiche Bürger und Unternehmer entwarf. In den Straßen Rašínova und Dlouhá befinden sich gleich mehrere Realisierungen von Lorenc, die in den dreißiger Jahren den Eingang zum Platz veränderten. Für die Bauten von Lorenc typisch sind (in Zlín ansonsten fast nicht anzutreffende) Keramikverkleidungen und verglaste Auslagen im Erdgeschoss. So beispielsweise am Haus des Bäckers Mizera oder am Haus von A. Minařík (das spätere Avion), das sich neben dem Eckhaus von Eduard Pelčák befindet. Lorenc hat dort, ebenso wie später Sládeček, die Schaffung einer größeren Nutzfläche im ersten Stock durch die Verwendung von vorspringenden Konsolen gelöst.
Im Falle des Goldenen Apfels handelt es sich dabei um die vorspringenden Säle des Multikinos, deren Volumen an der Gebäudeaußenseite zum Ausdruck kommen, bei Lorenc dann wiederum um den Wohnteil des Hauses, den er von der Geschäftspassage abgesetzt hat. Am Objekt des Geschäftskomplexes wurde ebenfalls eine Keramikkachelverkleidung verwendet, die sich mit großen transparenten Auslagen abwechselt, dank denen die Bewegung im Haus zu sehen ist. Svatopluk Sládeček ist als gebürtiger Zlíner mit der hiesigen Architektur und Geschichte vertraut und macht in seinem Entwurf von seinen Kenntnissen sensibel Gebrauch.
Das Exterieur des Geschäftszentrums bilden drei unterschiedliche Fassaden mit klar voneinander abgesetzten Baumassen. Diese einfache Gliederung wird durch die Verwendung eines dunklen und hellen Glasmosaiks für die einzelnen Baumassen des Hauses noch gesteigert. Der Komplex des Goldenen Apfels ragt nicht über die übrigen Objekte hinaus, eher ergänzt er die Ostfront des Friedensplatzes, in welche die Neorenaissancefassade der Bürgerlichen Darlehenskasse mit einbezogen wird. An die helle Fassade der Darlehenskasse schließt eine Komposition kubischer Baumassen an, die so zusammengefügt wurden, dass sie mit ihrem Maßstab auf die umliegende Bebauung reagieren.
Das Fassadenvolumen gibt hinsichtlich ihrer Komposition Auskunft über Svatopluk Sládečks Handschrift. Jeweils zusammenhängende Flächen ergänzen die Fensteröffnungen, dank denen die Fassade einen eigenwilligen gestalterischen Ausdruck erhält, welcher der sog. Figurativen Architektur zugeordnet werden kann. Rechteckige Felder, die Durchsichten ermöglichen oder eine große Wandfläche stören, sind ein gestalterisches Motiv, von dem das ganze Geschäftszentrum begleitet wird. Bernard Weinsteins Haus aus dem Jahre 1935 ist in der Eckparzelle der Straße Rašínova eingebettet. Obwohl es von einem Gebäudekomplex umbaut ist, dominiert es die Fassade der Straße Rašínova. Den raummäßig größten Teil des Hauses bildet die Front in der Straße Dlouhá, an welcher das unverkennbare Motiv eines Filmstreifens auf die Kinosäle in den oberen Stockwerken und auf die Zlíner Filmgeschichte hinweist.
Den Innenraum des Geschäftshauses bildet eine Passage mit organischem Grundriss, in die man durch sechs Eingänge gelangt. Die Passage wird durch ein mit Sonnenschutzblenden versehenes Glasdach mit Tageslicht versorgt. Das Motiv von rechteckigen Ausschnitten wird in den höheren Stockwerken an den Geländern wiederholt. Das Geschäftszentrum ist mit den Häusern der anliegenden Straße verbunden. Vom zweiten Stock aus kann man durch einen verglasten Tunnel das Haus der Firma Elkoma in der Rašinova-Str. betreten. Aus dem ersten Untergeschoss kann man durch eine Fußgängerunterführung zum Parkhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite gelangen.
Außer Svatopluk Sládeček hat auch der Architekt Ivan Bergman an dem Komplex mitgearbeitet, der den Teil des Geschäftshauses neben der ehemaligen Darlehenskasse entworfen hat. Autor der verglasten Gebäudebrücke über der Rašínova-Straße ist der Zlíner Architekt Pavel Mudřík.