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Tomáš-Baťa-Gedenkstätte

Datierung 1933
Kode Z1
Adresse náměstí T. G. Masaryka 2570, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Památník T. Bati (BUS 53)
GPS 49.2191372N, 17.6657828E
Denkmalschutz Die Tomáš-Baťa-Gedenkstätte ist immobiles Kulturdenkmal mit der Registernummer ÚSKP 29818/7-7101

Der an der höchsten Stelle eines abfallenden Parkgeländes stehende und an den Seiten von Internatswohnheimen umgebene, um zwei Lehranstalten erweiterte verglaste Quader ist zweifellos eines der bedeutendsten Zlíner Bauten der Zwischenkriegszeit. Und zwar nicht nur wegen der präzisen, innovativen und in der Umgebung der streng organisierten Industriestadt ungewöhnlich spirituellen, emotionsgeladenen und künstlerischen architektonischen Lösung, sondern auch wegen des gedanklichen und gesellschaftlichen Hintergrunds, in dem der Entwurf der Tomáš-Baťa-Gedenkstätte entstand. Der Bau wurde im Jahr 1933 in einer Stadt fertiggestellt, die über den plötzlichen Tod des Unternehmenschefs und gleichzeitigen Bürgermeisters durch einen Flugzeugabsturz im Jahr 1932 bestürzt war, und wurde anlässlich dessen ersten Jahrestags eröffnet. Er repräsentierte ein ideelles Denkmal des Firmengründers Tomáš Baťa und seiner Charaktereigenschaften, die nicht nur für die Schuhindustrie in Zlín ein wichtiger Katalysator waren. Der Architekt und langjährige Mitarbeiter Baťas František Lýdie Gahura, der in hohem Maße hinter der urbanistischen Form der Firmenstadt in den Gärten stand, setzte sich zum Ziel, in der Architektur der Gedenkstätte Baťas Großzügigkeit, Klarheit, Schwung, Optimismus und Einfachheit zu vergegenwärtigen.
Das Gebäude, in dem auch eine Kopie des Flugzeugs untergebracht wurde, in dem Tomáš Baťa umgekommen war, konzipierte er als luftige dreistöckige transparente Halle. In der Form der Gedenkstätte hat Gahura die Variabilität des Konstruktionssystems der aus der Ästhetik von Fabrikgebäuden gewachsenen Baťa-Architektur mit aller Kraft demonstriert. Bei öffentlichen Bauten war es möglich, auch größere Abweichungen von den üblichen Backsteinausmauerungen des Stahlbetonskeletts zu verwenden.
Deshalb hat Gahuras „Variation über dasselbe Konstruktionsthema“ Backsteine völlig eliminiert. Der Autor betrachtete sie als zu museales Material und brachte so eine moderne, komplett verglaste Außenhaut, denn „mehr Licht wird immer eher zum Nutzen als zum Schaden sein“1. Das Objekt der Gedenkstätte komponiert der Architekt gleichzeitig deutlich vertikal, indem er die vorgesetzten runden Pfeiler der Konstruktion über die gesamte Fassadenhöhe spannt. Diesen Effekt steigert er visuell noch durch lange, in feinen Stahlleisten befestigte Fensterstreifen. Als ausgebildeter Bildhauer behandelt Gahura die Baumasse der Gedenkstätte auf eine sehr plastische Art und Weise. Das entlastete lichtdurchflutete Interieur der Gedenkstätte bleibt fast komplett leer, durchdrungen von dem regelmäßigem Rhythmus der Stützpfeiler (6 × 3 Modulfelder) und der einläufigen Treppe in die oberen Stockwerke.
Die Gedenkstätte war gleichzeitig ein Ausstellungsstück, das Tomáš Baťas Persönlichkeit, den mit ihm verbundenen historischen Denkmälern, seinem öffentlichen Wirken und dem Auftreten der Firma in der Region und der Republik gewidmet ist. Autor einer modernistischen Installation aus dem Jahr 1934 war der politisch links orientierte Architekt und Bühnenbildner Zdeněk Rossmann, der in den Kreisen der Brünner Künstlergruppe Devětsil aktiv war.
Die Gedenkstätte wurde zunächst durch die Bombardierung von Zlín im Jahr 1944, wobei die gläserne Außenhaut zu Bruch ging, und besonders durch den anschließenden Nachkriegsumbau des Objektes nach den Plänen des Architekten Eduard Staša zu einem Kunsthaus, sehr beschädigt. Mit der im Staat veränderten politischen Ordnung wurde Baťas Gedenkstätte seiner früheren Funktion entledigt, der kapitalistische Unternehmer sollte im damaligen Gottwaldov in Vergessenheit geraten. Gleichzeitig wurde ihr sparsamer minimalistischer Ausdruck verändert. An die leichten transparenten Wände wurden an den Seiten mächtige Backsteinanbauten angebaut, die als Treppenhäuser und Büros dienten. Der früher zusammenhängende Innenraum wurde in gewöhnliche Stockwerke untergliedert, die als Konzertsaal und Betriebsräume des örtlichen Symphonieorchesters sowie als Ausstellungsräume für die Regionalgalerie der Bildenden Kunst Gottwaldov diente.
Auf diese Weise wurde das Objekt während der ganzen zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts betrieben, erst im neuen Jahrtausend kam eine Diskussion auf, wie mit ihm zu verfahren sei, nachdem die Philharmonie und die Regionalgalerie in neue Räume umgezogen war. Seine über ein Jahrzehnt vorbereitete Gesamtsanierung erfolgte in den Jahren 2016–2019 unter der Leitung des Architekten Petr Všetečka vom Brünner Atelier TRANSAT architekti. Sie wurde auf sorgfältige, restauratorische Weise durchgeführt und brachte hervorragende Ergebnisse, die bzgl. der Instandsetzung moderner Kulturdenkmäler gleichzeitig denkmalpflegerische und auch architektonische Ansätze reflektierte. Der Bodensatz an nachträglichen, qualitativ schlechten historischen Schichten wurde komplett beseitigt.
Die kristallklare kubische Baumasse des Objektes hat sich so wieder in voller Kraft gezeigt. Materialmäßig kehrte das Haus zu den von Gahura bevorzugten Baustoffen Beton, Glas und Stahl zurück. Seine Idee von einer Gedenkstätte als leuchtende Dominante in nächtlicher Stadt kam wieder zu Wort. Dank dem transparenten gemusterten Kathedralglas wurde die verschwommene Sicht auf das umliegende Grün wiederhergestellt, die – zusammen mit dem sich verändernden durchdringenden Licht – der Gedenkstätte eine fast sakrale Atmosphäre verleiht. Durch die Rekonstruktion hat das Haus darüber hinaus seine originale Farbgebung wiedererlangt – die blauen Innenbrüstungen der Treppen bilden zusammen mit den weißen Stützen und den (in den oberen Etagen in ursprünglicher Form freigelegten) roten Fußböden Motive der tschechischen Trikolore. In den Raum der Gedenkstätte wurde auch wieder eine einläufige Treppe eingebaut, die beim Umbau zum Haus der Kunst beseitigt worden war und in Seitenansicht wie der Buchstabe Z wie Zlín erscheint. Das Objekt ist seit 2019 wieder als Tomáš-Baťa-Gedenkstätte öffentlich zugänglich und vermittelt den Besuchern die stärksten Qualitäten der Zlíner Baťa-Architektur.

 

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