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Dreigeschossige Häuser mit Geschäften

Datierung 1950–1952
Architekt/in Miroslav Drofa
Kode Z12
Adresse Erbenova 990-997, Otrokovice
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Otrokovice, aut. nádraží Baťov (TROL 2; BUS 55, 70)
GPS 49.2162194N, 17.5151678E

Der zentrale Platz in Baťov war bereits in František Lýdie Gahuras Grundplan der Gemeinden des Großraums Zlín aus dem Jahr 1934 als offene Parkfläche dargestellt, die an den Seiten symmetrisch von Straßen mit Ladenfronten begrenzt wurde. Die Südseite des Platzes erhielt reale Konturen in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, als kurz nacheinander das Kaufhaus und das Haus mit Ladengeschäften und Wohnungen aus der Feder von Vladimír Karfík eröffnet wurden. Die fieberhafte Bautätigkeit in der sich schnell entwickelnden Werkskolonie wurde jedoch durch die Kriegsjahre unterbrochen, und die gegenüberliegende Parzelle blieb bis Anfang der fünfziger Jahre unbebaut. Die Nordseite des Platzes, welche Gahura für Gewerbebauten, Geschäfte und ein Kino vorgesehen hatte, wurde erst im Jahr 1950 mit einem von Miroslav Drofa entworfenen und zwei Jahre später fertiggestellten Wohnhaus mit Geschäften bebaut.

Der Architekt Drofa stand seit Ende der zwanziger Jahre in den Diensten der Firma Baťa. Für die Schuhfabrik entwarf er eine beeindruckende Anzahl von Wohnhaustypen (Doppelhäuser mit Flach- und Steildächern, genannt Drofa I, II, III, Vierfamilienhäuser in Podvesná, Achtfamilienhäuser, Reihenhäuser). In der Nachkriegszeit leistete er einen bedeutenden Beitrag zum Wiederaufbau des Wohnungsbestandes in Zlín, er ist der Autor der Morýs-Häuser und der Wohntürme im Ostteil der Stadt, die zu den besten Beispielen der Architektur des Zweijahresplans von 1947–1948 gehören.

Diese Aktivitäten setzte er in der Siedlung Otrokovice fort. Sie spiegelten auch die Veränderungen in der Wohnungspolitik des damaligen Staatsunternehmens Svit wider. Statt des bis dahin favorisierten Wohnens in eigenen kleinen Wohnhäusern wurden nun mehrgeschossige Häuser mit modern ausgestatteten Wohnungen bevorzugt. Sie trugen dazu bei, die in den Kriegsjahren unterbrochene Bautätigkeit zu kompensieren. Ihre architektonische Form folgt noch der Ästhetik der Firma Baťa, in der Detailgestaltung und im Materialeinsatz ist der Einfluss von Drofas Reisen nach Skandinavien erkennbar.

Das Mehrfamilienhaus mit glatter Klinkerfassade ist klar horizontal ausgerichtet. Es vereint Wohn- und Gewerbefunktionen. Den Eindruck der gewaltigen Länge des Blocks mildert der Architekt durch eine Gliederung des Gebäudes in drei Teile, wobei der mittlere (viergeschossige) Teil ausschließlich Wohnzwecken dient und leicht zurückgesetzt ist. Daran schließen sich an beiden Seiten kürzere, dreigeschossige Flügel an, in denen sich im Erdgeschoss Ladenflächen und in den oberen Stockwerken Wohnungen befinden.

Das großzügig verglaste und mit einem Band für Werbeschriftzüge versehene Erdgeschoss wird von den Eingängen zu den einzelnen Ladengeschäften durchschnitten und von den Wohngeschossen durch ein abgerundetes Gesims getrennt, das in seiner Form an die gegenüberliegenden Karfík-Bauten erinnert. Die beiden Endflügel werden seitlich von großzügigen Loggien flankiert, die auch die Seitenfassaden durchbrechen und so die Nutzfläche der Wohnungen erweitern und einen schattigen Aufenthaltsbereich bieten. Miroslav Drofa verwendete das gleiche architektonische Element der offenen Loggien auch bei den Miethäusern im Stadtviertel Fabiánka in Kudlov aus den Jahren 1948–1950.

Der zentrale Gebäudeteil ist von Balkonreihen mit Blechverkleidungen geprägt, welche sich über den sechs Eingangsbereichen befinden. Die Balkonpaare mit einer mittigen Trennwand aus Beton wurden in eine leichte Abschrägung der Fassade eingefügt, die sich auch in den markanten schrägen Eckfenstern widerspiegelt.

Jeder Eingang besitzt ein eigenes Hausschild mit Relief, ähnlich wie bei den dreigeschossigen Häusern von Vladimír Karfík im Zlíner Stadtteil Obeciny, deren Varianten in Otrokovice sich gerade nördlich an Drofas Wohnhaus anschließen. Die Eingänge werden durch ein gut durchdachtes Detail in Form von fest installierten Blumenkübeln ergänzt. Die vom Platz abgewandten Fassaden sind glatt und einfach gehalten, gegliedert durch kleinere, zweigeteilte Fenster mit Lüftungsklappen und kleine Balkone mit filigranen Gittern, die sich in den Zwischengeschossen des Treppenhauses befinden. Der Architekt nutzte auch die dekorative Wirkung des Ziegelmauerwerks. Im Erdgeschoss des Wohnteils wurden auch Garagen untergebracht.

Das Drofa-Haus bietet nach wie vor komfortables Wohnen im Stadtzentrum mit Blick auf die Grünfläche des Parks. Es wurde mehrfach modernisiert, so wurden etwa die Fenster und Türen durch solche aus Kunststoff ersetzt, die Balkonverkleidungen erneuert, der mittlere Wohnbereich mit einem Ziegelband verkleidet und die Loggien teilweise verglast. Auch wenn das Haus keinen offiziellen Denkmalschutz genießt, zeigt die Renovierung das Bemühen, seine authentischen Qualitäten und einige originale Details zu erhalten.

 

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