cz en

Fabrikeingang

Datierung 1925–1993
Kode Z3
Adresse Gahurova 4467, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: náměstí Práce (TROL 2, 3, 4, 5, 6, 10, 11, 12, 13, 14, BUS 31, 38, 70)
GPS 49.2239711N, 17.6613117E
Literatur
  • Antonín Cekota, Baťa, Menschen und Werk , Zlín 1935

Die im Jahre 1894 liegenden Anfänge der Unternehmertätigkeit der drei Baťa-Geschwister Antonín, Anna und Tomáš sind verbunden mit dem Haus ihrer Tante Rozálie Červinková in der Straße Dlouhá und anschließend mit der Anmietung von Räumlichkeiten in Haus Nr. 63 am Zlíner Stadtplatz. Nach Aufnahme der Produktion von Segeltuchschuhen ließen die Geschwister Baťa im Jahr 1900 in der Nachbarschaft des Zlíner Bahnhofs ein Wohnhaus, ein Büro und eine Werkstatt errichten. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde der schnell wachsende Produktionsbetrieb um ein dreistöckiges Fabrikgebäude vergrößert, das für das folgende Jahrzehnt zum Produktionszentrum der Firma wurde. Der Betrieb in dem Gebäude wurde dann um ein neues zweistöckiges Lagergebäude für fertiges Schuhwerk und um eine ebenerdige Weberei ergänzt, und das bestehende Bürogebäude wurde aufgestockt. Das Gestalt annehmende Firmenareal, das damals das Gelände auf der Fläche der heutigen Gebäude 15 und 16 einnahm, machte bereits eine systematische Kontrolle des Zutritts zum Arbeitsplatz erforderlich. Aus den narrativen Quellen über Tomáš Baťa geht hervor, dass die Arbeiten des „Sicherheitsdienstes“ von verdienten gealterten Arbeitern geleistet wurden. Unter ihnen würden wir auch Hubert Klaus antreffen, den zweiten Ehemann der Stiefschwester der Baťa-Geschwister Josefa, geborene Bartošová.
Eine wesentliche Änderung für das Unternehmen brachte der Erste Weltkrieg, als die Firma T. & A. Baťa eine exklusive Stellung bei der Bereitstellung von Schuhwerk für die österreichisch-ungarische Armee erlangte. Die bis dahin überschaubare, sich auf einige kleine Gebäude konzentrierende Schuhproduktion erstreckte sich binnen kurzer Zeit über die Fläche von mehreren Hektar.

 

Erster Eingang (Pforte am Bahnhof)
 
Von der ersten stabilen, sich in direkter Nachbarschaft des Bahnhofs befindlichen Eingangspforte sind außer einer vergilbten Fotografie nur wenige authentische Aufzeichnungen übriggeblieben. Auf der Fotografie sind zwei Wachmänner vor dem Fabriktor und einer hinter dem Fenster einer kleinen Holzbude zu sehen. Neben der Eingangskontrolle und der Bewachung des Objektes kann noch der Brandschutz zu ihren Aufgaben gezählt werden. Im Hinblick auf den zuvor fieberhaft erfolgten Bau der auf primitiven Holzkonstruktionen basierenden Kriegsgebäude, die wiederholt von kleineren und größeren Bränden heimgesucht wurden, war eine stabil funktionierende Feuerwehr für die Existenz des Betriebes unverzichtbar. Aus den Quellen wird ebenfalls deutlich, dass das Baťa-Management (Tomáš Baťa, Josef Blažek, Václav Rojt, František Klátil, Antonín Jambor und andere) in der Zeit, als es bei der Versorgung der Armee mit Schuhwerk lernte, die Arbeit von mehreren Tausend Beschäftigten zu orgaisieren, mit der Pforte auch einige, die Personalerfassung betreffende Dienstleistungen verbunden waren. Die Registratur war mit der dokumentierten Arbeitszeiterfassung zusammen mit der Kartothek, die ab dem Ersten Weltkrieg die Beschäftigungskartei eines jeden Arbeiters enthielt, eines der Hauptarbeitsinstrumente des damaligen Personalmanagements.

 

Zweiter Eingang (Pforte am Verwaltungsgebäude Nr. 2)
 
Nach Überwindung der ungefähr fünf Jahre dauernden Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit stellte sich ein neuer wirtschaftlicher Aufschwung ein, mit dem auch die Bautätigkeit einherging. Das Fabrikareal dehnte sich nach Süden und nach Westen aus. Die Neubauten wurden im Einklang mit den zuvor ausgearbeiteten und ständig ergänzten Regulierungsplänen des Architekten F. L. Gahura errichtet. Die provisorischen Holzhallen wichen einem neuen standardisierten Konstruktionssystem für Fabrikgebäude. Die in den Jahren 1923–1924 erfolgte Verlegung des Haupteingangs der Fabrik hing mit dem Bau eines neuen dreistöckigen Verwaltungsgebäudes zusammen (heutiges Gebäude Nr. 2 – Haus der Kultur). Bestandteil der Eingangspartie war ein in den Jahren 1924–1925 errichtetes Pförtnerhaus aus Stein, zu dem 1925 in der Nachbarschaft das parallele Gebäude einer medizinischen Ambulanz hinzukam. Bei dem Pförtnerhaus handelte es sich um ein zweistöckiges, teilweise unterkellertes Viertelhaus. Es bestand aus unverputzen Backsteinmauern, einer Deckenkonstruktion und einem mit Dachpappe ausgelegten Flachdach aus Holz. Das Gebäude war mit zwei Holztreppen ausgestattet. Im ersten Stock befanden sich die Pförtnerwohnungen. Eine ähnliche Bauweise wies das geräumigere Erdgeschossgebäude der medizinischen Ambulanz auf.

 

Da das Tor am neuen Verwaltungsgebäude Nr. 2 ab 1925 gleichzeitig als Haupteingang der Beschäftigten in das Areal, als Eingang für die das Verwaltungsgebäude besuchenden Geschäftspartner und als LKW-Einfahrt diente, musste seine Bauweise es ermöglichen, tausende eintreffende Beschäftige zu bedienen und dabei eingeladene nur vor allem ungeladene Besucher sicher herauszufiltern. 
Die Lösung basierte auf einer zweifachen Einzäunung der Eingangsbereiche. Das Pförtnerhaus war von einem massiven Eisenzaun umgeben, der in Richtung Verwaltungsgebäude weiterführte, das er ebenfalls einzäunte. Ein Eisentor ermöglichte es den Pförtnern, jeden Besucher anzuhalten und bei Bedarf an den gewünschten Bestimmungsort zu begleiten. Die Beschäftigten begaben sich nachdem sie einen verengten Tordurchgang an der Pforte passiert hatten zur zweiten Einzäunung, die den Raum zwischen dem Gebäude der Ambulanz und dem Anbau des Verwaltungsgebäudes Nr. 2 abschloss. In der rechten Hälfte des Innenzauns befanden sich mehrere überdachte, mit Stechuhren ausgestattete Korridore. Die linke Hälfte füllte ein zweiflügeliges Tor, das sich für Automobile öffnete, die am Außentor abgefertigt wurden.
Mit der Funktionalität der Eingangsbereiche wurde mit gleicher Sorgfalt auch deren ästhetische Gestaltung behandelt. Außer der sorgfältigen Ausführung des Verwaltungsgebäudes, des Pförtnerhauses und der Ambulanz enthielt der Eingangsbereich gepflasterte Gehwege, eine Schotterstraße, Parkplätze für die Automobile der Firmenleitung, Grünflächen um die Gebäude und Laubbaumreihen mit regelmäßig geschnittenen Kronen. Die Neugestaltung des Eingangs hinterließ bei niemandem Zweifel, dass es sich dabei um einen neuen repräsentativen Raum der Firma Baťa handelte.
 Dritter Eingang (Haupttor bei Gebäude Nr. 11)
Als auch nach dem Bau des zweiten fünfstöckigen Verwaltungsgebäudes Nr. 3 Anfang der Dreißiger Jahre die Raumkapazitäten der Firmendirektion nicht ausreichten, um die Dienstleistungen eines Weltkonzerns abzuwickeln, entschloss man sich zum Bau des neuen repräsentativen 16-stöckigen Verwaltungsgebäudes Nr. 21. Im Zusammenhang mit dem Beginn der Bauarbeiten an dem „Wolkenkratzer“ wurde der Haupteingang in das Areal zwischen das Gebäude Nr. 11 und das Gebäude der Ambulanz verlegt. Da das Haupttor an die Bürgersteige vom Platz der Arbeit angebunden und mit seinen Kapazitäten dem täglichen Ansturm von bis zu siebentausend Beschäftigten standhalten sollte, wurden im Jahr 1936 an der Ostseite des Fabrikgebäudes Nr. 11 zwei Felder mit der Gesamtlänge von 12,30 m abgerissen. Gegenüber den Standardgebäuden mit 13 Feldern war dieses Gebäude somit um zwei Felder kürzer. Die Achsenverschiebung des "elften" Gebäudes im schachbrettartigen Grundriss des Werks ist älteren Datums und steht in keinem Zusammenhang mit der Errichtung des Haupttors; Grund dafür war die ursprüngliche Streckenführung des damals stillgelegten Gleisanschlusses, der das Werksgelände mit der nahe gelegenen Ziegelei verband.
Wegen den Änderungen in der das Firmenareal betreffenden Logistik, der Verlagerung der repräsentativen Bereiche näher zu Gebäude Nr. 21 und nicht zuletzt auch durch den Einfluss der politischen Ereignisse kam es an der Wende der dreißiger und vierziger Jahre zu einer veränderten Nutzung des Pfortenbereichs. Das ursprüngliche Haupttor an Gebäude Nr. 2 wurde weiterhin als Einfahrt für den LKW-Verkehr genutzt, an der früheren Inneneinzäunung wurde im Jahr 1940 ein überdachtes Wagentor und eine Laderampe errichtet. Das ursprüngliche Pförtnerhaus wurde im Jahr 1941 an das deutsche Zollamt angepasst, und im Keller wurde ein Luftschutzraum und ein Lager eingerichtet. Im Gebäude der medizinischen Ambulanz, wo für lange Zeit auch die Wohnungsabteilung und die Gendarmerie ihren Sitz hatten, bot nach geringeren baulichen Veränderungen im Jahr 1941 das Reisebüro ČEDOK seine Dienstleistungen an. Nach dem Krieg hat man im freigewordenen vorderen Teil dieses Gebäudes eine Verkaufsstelle der Parteizeitung der tschechoslowakischen kommunistischen Partei eingerichtet. Nach Errichtung eines neuen Haupttors wurde die Agenda der Pforte in das früher der Schuhproduktion dienende Gebäude Nr. 11 gebracht, das man zuvor für Verwaltungszwecke hergerichtet wurde. Vor schlechtem Wetter war der Pförtner durch einen an der nordöstlichen Ecke dieses Gebäudes angebrachten verglasten Anbau geschützt. 
Das Eingangstor aus dem Jahr 1936 bestand aus einem zweiflügeligen Leichtmetalltor, das auf beiden Seiten von einer Reihe aus geschweißten Eisenrohren bestehenden, schmalen und mit kurzen Blechdächern versehenen Gängen umschlossen war, wo sich die ankommenden Mitarbeiter an hängenden Stechuhren anmelden konnten. Zu dieser einfachen Lösung hat man auch deshalb gegriffen, um den Eindruck zu steigern, den man beim Anblick des Fabrikgeländes von den höher gelegenen Partien des Platzes der Arbeit aus hatte. Bei schlechtem Wetter erwies sich diese Lösung jedoch als unpraktisch, sodass das Tor nach dem Krieg mit einem größeren Blechdach versehen wurde. Aus der repräsentativen Lösung ist dann in späteren Jahren durch Steinanbauten und durch die Anbringung von unansehnlichen massiven Blechflächen dann nichts mehr geworden.

 

Abänderung des dritten Eingangs (neues Haupttor des Unternehmens Svit)
 
Der Haupteingang in das Areal, aus dem in regelmäßigen Intervallen tausende von Arbeiter und Arbeiterinen strömten, wurde zu einem immer deutlicheren Kollisionspunkt auf der entlang der an der Nordseite des Platzes der Arbeit verlaufenden Durchgangsstraße. Gegenüber der ursprünglichen Baťa-Vorstellung, den zunehmenden Verkehr unter die Erde zu verlegen, gab die Stadtplanung in den siebziger Jahren dem Verkehr den Vorrang. Die Fußgängerverbindung zum Platz der Arbeit wurde durch eine Unterführung gelöst, die an den neu gebauten Eingang des Unternehmens Svit anschloss. Das zweistöckige Eingangstor in das Areal mit einem Innenbereich für das Wachpersonal hatte der Architekt Ladislav Pastrnek entworfen. An die robuste Baumasse mit den vorspringenden Arkaden knüpfte im Jahr 1993 an der Stelle des ehemaligen Baťa-Pförtnerhauses und auf der Freifläche vor der medizinischen Ambulanz das von dem Architekten Jiří Gebrian entworfene postmoderne ABS-Einkaufsszentrum an, mit dem die deutlich veränderte Form des Eingangstors vollendet wurde. 

 

Weitere Eingänge (Nebentore)
 
Im Hinblick auf die Lage des Haupttores und den Umfang des Fabrikareals war es unpraktisch, dass alle Beschäftigten durch den Haupteingang kamen. Das Erfordernis, Nebentore zu öffnen, wurde in der Nachkriegszeit auch dadurch gestützt, die Fabrikproduktion in mehrere selbständige staatseigene Betriebe zu unterteilen, die im Fabrikareal dann über unterschiedlich kompakte Gebäudekomplexe verfügten. Im Hinblick auf die Verkehrslage und die jeweils zugeteilten Arbeitsplätze benutzten die Beschäftigten neben dem Haupteingang auch das hintere Tor an Gebäude Nr. 91 und das mittlere Tor an Gebäude Nr. 51, die beide von der Hauptstraße aus zugänglich waren, oder das Tor des an den örtlichen Bahnhof angeschlossenen Gebäudes Nr. 16. 
 
 
MM