Firmenwohnungen
Zu Beginn der dreißiger Jahre, als sich die Aufmerksamkeit der Vertreter der Firma Baťa auf den Bau und die Entwicklung der Fabrikkolonie Baťov in der Nähe der historischen Ortschaft Otrokovice konzentrierte, hatte das Unternehmen am Sitz seines Hauptwerks in Zlín bereits eine Reihe von Bemühungen unternommen, um die geeignetste Wohnform für seine Mitarbeiter zu finden.
Unter dem Einfluss des Phänomens der Gartenstädte hatte sich als Standard für verheiratete Angestellte ein eigenes Wohnhaus in gesonderten Stadtvierteln etabliert, das ihnen nach der Arbeit die nötige Privatsphäre gewährte. Die Firma stellte die Häuser ihren Mitarbeitern als attraktive betriebliche Leistung zu einem günstigen Mietpreis zur Verfügung und sicherte sich so deren Verbundenheit mit dem Unternehmen.
Die Wohnungspolitik des Konzerns entwickelte sich im Laufe von fast zwei Jahrzehnten zu einem streng organisierten und ausgeklügelten System. Hierdurch wurde eine noch nie dagewesene Geschwindigkeit und Effizienz bei der Bautätigkeit unter gleichzeitiger Wahrung einer hohen Wohnqualität und moderner technischer Standards (Stromanschluss der Häuser, Anschluss an die Abwasserkanalisation, fließendes Warmwasser) erreicht. Die Bauabteilung entwarf die Häuser als in Großserie realisierbare zweigeschossige Objekte mit meist unverputzten Fassaden, bei denen Wohnfläche, Raumaufteilung und architektonische Details variiert werden konnten.
Aus all diesen Erfahrungen konnte auch im Falle des neu errichteten Werks in Otrokovice geschöpft werden. Die ursprüngliche Gemeinde verfügte nicht über ausreichende Unterkunftskapazitäten, um den verstärkten Zustrom von Arbeitskräften zu bewältigen, die bei der Firma Baťa Anstellung fanden. Die Leitung des Schuhfabrikunternehmens musste daher rasch eigene Wohnungen für Arbeiter errichten, dabei aber gleichzeitig die besonderen Geländeverhältnisse vor Ort berücksichtigen.
Während die Arbeiter unter fachkundiger Aufsicht das sumpfige Gelände zwischen dem Flusslauf der March und der Fabrik nutzbar machten, indem sie Erdreich vom gegenüberliegenden Berg Tresný anschwemmten und hier über das umgebende Geländeniveau aufschütteten, konzentrierte sich die Bauabteilung der Firma auf das Gebiet südlich der Fabrik in der Nähe des Flusses Dřevnice. Das als „Alte Kolonie“ bezeichnete Gebiet wurde in den Jahren 1931–1934 hauptsächlich mit Vierfamilienhäusern bebaut, einem Typ, den das Unternehmen in Zlín bereits in den dreißiger Jahren als zu beengt verworfen hatte.
Der in Otrokovice verwendete Typ unterscheidet sich jedoch von den unverputzten Vierfamilienhäusern in Letná. Die Haupteingänge zu den vier kleineren Wohneinheiten befanden sich an den Stirnseiten, parallel zu den Achsen der Treppenhäuser im Innenraum. Der gleiche Typ von Vierfamilienhäusern wurde 1935 auf dem bereits erhöhten Gelände um die Moravní ulice verwendet.
Nach den Bebauungsplänen von František Lýdie Gahura sollte das Hauptwohngebiet einen separaten Bereich bilden und den zentralen Gemeinschafts- und Gewerbebereich des Hauptplatzes auf drei Seiten umgeben. Eine klare, geometrisch angeordnete Straßenstruktur mit rechtwinkligen Linien definierte den Raum für den Bau von Zweifamilienhäusern verschiedener Typen (am verbreitetsten sind die Typen 28, 35, 38, während des Krieges wurden auch die verputzten Modelle Florián und Musil errichtet), welche die vorherrschende Form des Wohnens in der Kolonie Baťov darstellten.
Die unterkellerten Häuser mit ihrem großzügigeren Grundriss boten in jeder der beiden einander gegenüberliegenden Wohnungen einen Flur, ein Wohnzimmer, eine abgetrennte Küche und ein Bad im Erdgeschoss sowie zwei Schlafzimmer im ersten Stock. Einfamilienhäuser für Mitarbeiter, die im Rahmen der Unternehmenshierarchie eine höhere Stellung innehatten, fügten sich organisch in das Wohngebiet ein. Verbreitet war ein Typ von Einfamilienhäusern, der neben einer Garage, welche die Basis für eine großzügige Terrasse bildete, auch über eine Veranda, eine Küche mit Speisekammer, ein Wohnzimmer und zusätzlich ein Gästezimmer im Obergeschoss verfügte.
Ein Beispiel für individuell gestaltete Häuser ist die im Jahr 1934 in der Třída Odboje errichtete Villa des Fabrikdirektors Josef Hlavnička. Ihr spezifischer Grundriss entsprach der führenden Position ihres Besitzers. Besonders hervorzuheben sind die miteinander verbundenen Räume der Halle und des Speisesaals und das Arbeitszimmer im Erdgeschoss, hinzu kamen mehrere Schlafzimmer und ein Bad mit Ankleideraum im ersten Stock sowie zwei Garagen.
Auch in Otrokovice entstanden Massenunterkünfte, die für junge unverheiratete Arbeitnehmer und Studenten vorgesehen waren. Anfang der dreißiger Jahre wurde in der Nähe des Haupteingangs der Fabrik ein dreigeschossiges Wohnheim in klassischer standardisierter Stahlbetonbauweise mit Ziegelausmauerung errichtet. Die Wohnheime mit drei Trakten, einem Mittelgang und Zimmern zu beiden Seiten stellten den niedrigsten Wohnstandard in den Baťa-Firmenstädten dar. Der Tagesablauf der hier wohnenden weniger qualifizierten Arbeiter war streng geregelt.
Unverheiratete Angestellte, meist aus dem Verwaltungs-, Lehr- oder medizinischen Bereich, konnten in einem Junggesellenhaus mit Zimmern für eine oder zwei Personen Quartier nehmen. Vier Junggesellenhäuser befanden sich in unmittelbarer Nähe des Schulgeländes und eine weitere Reihe von fünf Häusern am Rande des Wohngebiets in der Moravní ulice (1936–1940). Die Junggesellenhäuser griffen die architektonische Gestaltung der kleinen Wohnhäuser auf und wurden auch in standardisierten Varianten realisiert, die sich in Grundriss und Zimmeranzahl unterschieden. Im Vergleich zu den in Letná üblichen Typen verfügten die Junggesellenhäuser in Otrokovice über mehr Zimmer – der Typ III bot insgesamt 21 Zimmer mit Sanitäranlagen im Erdgeschoss und im ersten Stock, der Typ VIII für Frauen aus dem Jahr 1939 hatte 14 Zimmer.
Die fieberhafte Bautätigkeit, die in weniger als einem Jahrzehnt rund 400 firmeneigene Wohnhäuser entstehen ließ, wurde im Jahr 1938 und mit Kriegsbeginn drastisch eingeschränkt. In der Nachkriegszeit wurde die Entwicklung von Wohnvierteln nicht weiter verfolgt und stattdessen das Konzept mehrstöckiger Wohnblöcke verfolgt, von denen man sich einen geringeren Platzbedarf und niedrigere Baukosten versprach. In Otrokovice wurde der Typ des dreigeschossigen Wohnhauses in Obeciny von Vladimír Karfík aus den Jahren 1946–1949 mit geringfügigen Änderungen des Grundrisses übernommen.
Die Wohnviertel von Zlín sind Teil der städtischen Denkmalschutzzone und haben sich daher weitgehend ihren ursprünglichen Charakter erhalten. Die Arbeiterhäuser in Otrokovice stehen dagegen nicht unter Schutz. Durch das verheerende Hochwasser von 1997 wurde das gesamte Wohngebiet von Bat'ov überflutet und die Häuser stark beschädigt.
Die anschließend im Rahmen der notwendigen Reparaturen vorgenommenen baulichen Veränderungen haben vielerorts den ursprünglichen architektonischen Ausdruck der Wohnhäuser und auch der Junggesellenheime verfälscht. Einige der Häuser wurden mit modernen bunten Putzschichten überzogen. Verschiedene Anbauten und eigenwillige Zierelemente wie historisierende Balustraden oder Uhren an der Fassade haben die Grundrisse und das äußere Erscheinungsbild der Häuser bis zur Unkenntlichkeit verändert. Auch der Charakter der Gartenviertel mit Häusern, die locker in das grasbewachsene Gelände eingebettet waren, hat sich verändert. Die einzelnen Grundstücke befinden sich heute in Privatbesitz, und die ehemals zusammenhängenden Gartenparzellen sind meist durch Zäune getrennt.
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