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Sohlengerberei

Datierung 1948–1951
Architekt/in Vladimír Kubečka
Kode Z12
Adresse třída Tomáše Bati 1566, Otrokovice
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Otrokovice-Zahradní (BUS 55, 70) Otrokovice, Trelleborg (BUS 55, 70) Otrokovice, Hurdisky (TROL 2; BUS 55, 70)
GPS 49.2128631N, 17.5187697E

Anfang der dreißiger Jahre begann die Firma Baťa mit dem Bau eines großen Zweigwerks auf einem freien Sumpfgelände in der Nähe der historischen Stadt Otrokovice. Die Absicht war klar: hier sollten unterstützende und vorbereitende Produktionsbereiche entstehen, die das Werk in Zlín entlasten sollten. Der reichlich vorhandene Baugrund in der Nähe der Flüsse Dřevnice und March trug dazu bei, dass das Werksgelände in Baťov innerhalb weniger Jahre zum Zentrum der Gerbereiindustrie wurde. Gleichzeitig siedelten sich hier weitere ergänzende Zweige der Schuhindustrie wie Papierherstellung, Lederfärberei oder Strumpfproduktion, aber auch Chemiewerke, ein Kraftwerk, eine Raffinerie oder eine Schiffswerft an.

Die Produktionsanlage wurde großzügig in fünf Reihen angelegt, entsprechend der Idee Gahuras von einer Fabrik zwischen Gärten. Die regelmäßigen Reihen der Fabrikgebäude waren durch breite Straßen getrennt, die zusammen mit der Bepflanzung den Eindruck einer luftigen, sauberen und angenehmen Arbeitsumgebung vermittelten. Der Haupteingang des Werksgeländes befand sich in der Mitte seiner Westflanke, direkt gegenüber dem Gemeindezentrum mit dem Hauptplatz. Er wurde durch ein im Jahr 1933 fertiggestelltes zweistöckiges Bürogebäude und eine 1936 errichtete ärztliche Ambulanz ergänzt.

Die Verwendung eines erprobten standardisierten Systems ermöglichte ein enormes Bautempo. In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre umfasste das Werksgelände mehrere Dutzend Produktionshallen. Die standardisierten Fabrikgebäude reichten von Stahlbeton-Skelettbauten mit unverputztem Mauerwerk und großen Fenstern in Metallrahmen bis hin zu einfachen eingeschossigen Werkshallen.

Die Kriegsjahre unterbrachen die fieberhafte Bautätigkeit. Während der Besatzungszeit verfiel das Industriegebiet, und die Gerbereiproduktion verfügte kurz nach dem Krieg nicht mehr über ausreichende Kapazitäten. Im Zweijahresplan 1947–1948 konzentrierte man sich daher neben dem Wohnungsbau und der Instandsetzung der durch den Krieg beschädigten Straßen gerade auf den Wiederaufbau des Fabrikviertels.

Im Jahr 1948 beauftragte die Leitung des verstaatlichten Unternehmens den Architekten Vladimír Kubečka mit dem Entwurf einer neuen Sohlengerberei. Noch im selben Jahr wurde mit den Bauarbeiten begonnen, und Anfang 1951 erfolgte die Inbetriebnahme. Vladimír Kubečka war seit 1936 in der Bauabteilung des Unternehmens tätig und gehörte zu den wichtigsten Persönlichkeiten, die die architektonische und städtebauliche Ausrichtung Zlíns in der Nachkriegszeit beeinflussten. Er war Mitglied der Arbeitsgruppe, die in den Jahren 1946–1947 den neuen Bebauungsplan der Stadt erstellte, und leistete gleichzeitig zusammen mit dem Architekten Jiří Voženílek einen Beitrag zur Vervollkommnung der Bautechnologie der Produktionsgebäude. Sein zentrales Schuhlager in Zlín aus den Jahren 1947–1955 vereinte eine Reihe von technischen Innovationen und ausgeklügelten visuellen Details in einem Gebäude von gewaltigen Ausmaßen. Auch die Sohlengerberei in Otrokovice zeichnete sich zum Zeitpunkt ihrer Errichtung durch eine neuartige Konstruktion und produktionstechnische Innovationen aus.

Das Objekt der Sohlengerberei befand sich in der ersten Reihe der Fabrikhallen am südwestlichen Rand des Geländes und war in zwei miteinander verbundene Teile gegliedert. An das siebengeschossige Gebäude schlossen sich im Westen zwei niedrigere, 2 x 27 m große Hallen an, die bis über das zweite Obergeschoss hinausragten.

Der in drei Teile gegliederte mehrgeschossige Bau weist ein traditionelles verputztes Skelett auf, in das Bänder aus Stahlbeton eingefügt sind. Die Fassaden der Endteile, in denen sich die Treppenhäuser und Sanitärbereiche der Gerberei befinden, ragen über das Dach des mittleren Gebäudeteils hinaus und rahmen dieses in markanter Weise ein. Kubečka passte die Höhe der einzelnen Geschosse ihrer praktischen Nutzung an. Ebenso arbeitete er mit der Größe der Fenster, die die Ziegelfassade durchbrechen. In den obersten drei Geschossen sind die Module im Mittelteil weitgehend zugemauert und werden nur durch ein schmales Fensterband beleuchtet. An der dem Industriegebiet zugewandten Fassade, wohin auch der Gleisanschluss führt, befanden sich zwei Fluchttreppen in Leichtbauweise.

Die angrenzenden Gerbereihallen wurden mit 4,2 m breiten Leichtbetonschalen überdeckt. Die Betonschalen wurden direkt vor Ort unter Verwendung von Dampf getrocknet, was die Aushärtung des Betons und den gesamten Bauprozess erheblich beschleunigte. Die Beleuchtung der Halle erfolgte über vorgefertigte Oberlichter, die zwischen den Schalen eingefügt wurden. Die Gerberei war dank ihrer technologischen Errungenschaften eine der modernsten Anlagen des Landes – eine Kranbahn und die zentrale Dosierung der Gerbmittel erleichterten den Beschäftigten die Arbeit erheblich.

Vladimír Kubečka arbeitete bei diesem Projekt mit dem Bauingenieur Konrád Hruban (1893–1977) zusammen, der als Professor an den technischen Universitäten in Brünn und in Prag wirkte und hier für die spezielle Baukonstruktion der Gerberei verantwortlich zeichnete. Hruban war einer der führenden Experten dieses Landes auf dem Gebiet der dünnwandigen Schalentragwerke aus Beton. Zusammen mit Bohuslav Fuchs war er am Entwurf des Busbahnhofs beim Grand Hotel in Brünn beteiligt, dessen Dach aus gewellten Betonschalen besteht.

 

Derzeit ist das Gebäude Teil eines Gewerbegeländes und dient als Sitz einer Speditionsfirma. Die niedrigeren Hallen, die nachträglich umgebaut und deren Oberlichter entfernt wurden, dienen heute als Schießstand. Trotz der baulichen Eingriffe, die die architektonische und bauliche Ausführung teilweise verändert haben (Fenster, Eingänge), ist die ursprüngliche Form noch immer sehr gut erkennbar. Noch heute ist die Gerberei ein repräsentatives Beispiel für die Architektur des Zweijahresplans mit ihren noch immer erkennbaren Anklängen an die Baťa-Baukultur. Ihre monumentale Silhouette prägt deutlich das Stadtbild.

 

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