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Gemeinschaftshaus Baťov

Datierung 1935–1936
Architekt/in Vladimír Karfík
Kode Z12
Adresse třída Spojenců 727, Otrokovice
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Otrokovice, Společenský dům (TROL 2, BUS 55, 70)
GPS 49.2148911N, 17.5124356E

Das wichtigste Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in Bat'ov war das Gemeinschaftshaus, welches sich in zentraler Lage auf der westlichen Seite des Parks neben der Fabrik befand. Ähnlich wie auch das Gemeinschaftshaus in Zlín, das im Jahr 1933 nach Plänen des Architekten Vladimír Karfík fertiggestellt wurde, sollte auch das Haus in Bat'ov die repräsentative Umgebung internationaler Hotels für auswärtige Besucher und ein gesellschaftliches Zentrum mit allen Annehmlichkeiten für die einheimische Einwohner miteinander verbinden.

Der architektonische Entwurf für Bat'ov stammt wiederum von Vladimír Karfík. An einem internen Wettbewerb nahmen auch František Lýdie Gahura und Antonín Vítek teil. Gahura entwarf das Haus in Form eines vierzackigen Sterns, wobei die einzelnen Gebäudeteile in der Mitte durch einen verglasten kreisförmigen Umgang mit einem eingeschlossenen grünen Hof verbunden werden sollten. Laut den Memoiren Karfíks lehnte Jan Antonín Baťa jedoch diese Variante kategorisch ab. Vítek legte ein ähnliches Konzept vor, wobei er jedoch anstelle eines Hofes im Schnittpunkt der einzelnen Trakte eine Halle plante, die in Form eines quadratischen Hochhauses deutlich die Seitenflügel überragte. Der siegreiche Entwurf stammte jedoch von Vladimír Karfík, der sich für einen dreizackigen Stern mit einem zentralen Hallenbereich entschied. Der Y-förmige Grundriss war in der Tschechoslowakei erstmals im Jahr 1927 von Oldřich Tyl in einem Wettbewerb für eine Gewerbeschule in Hradec Králové verwendet worden.

Der Bau des Gesellschaftshauses in Bat'ov begann im Frühjahr 1935, und es wurde in weniger als einem Jahr fertiggestellt. Die Baukosten beliefen sich auf fast 5,5 Millionen Kronen. Die feierliche Einweihung des aufwendig angestrahlten Hauses fand zusammen mit der Eröffnung des benachbarten Kaufhauses am Vorabend des traditionellen Maifestes am 30. April 1936 statt, wobei auch der Konzerndirektor Jan Antonín Baťa und der Direktor der Baťa-Gerbereien, Hynek Baťa, anwesend waren. Bereits im Juni 1936 weilte Präsident Edvard Beneš hier im Rahmen eines Besuchs der Stadt Zlín.

Vladimír Karfík verwendete für das Gemeinschaftshaus eine traditionelle Stahlbetonkonstruktion, die auch an den Fassaden sichtbar ist. Aufgrund des instabilen Untergrunds wurde es in einem System von fast hundert Schächten mit einer Breite von bis zu 2,5 m und einer Tiefe von bis zu 6 m gegründet. Die tragenden Wände bestehen aus isolierendem Hohlmauerwerk. Die Horizontalität des viergeschossigen Gebäudes wird durch breite, mit Glimmerputz verputzte Bänder akzentuiert, welche die einzelnen Stockwerke voneinander trennen. Die einzelnen Gebäudefelder im Erdgeschoss und im ersten Stock werden von großzügigen Fenstern in dezenten Stahlrahmen mit Lüftungsklappen dominiert. Für die Hoteletage verwendete Karfík wie in Zlín in jedem Feld zwei amerikanische Schiebefenster. Eine überdachte Terrasse im obersten Stockwerk bot den Besuchern die Möglichkeit, sich zu entspannen und die Aussicht zu genießen, außerdem gab es hier eine Tanzfläche und einen verglasten Wintergarten. Noch über die Terrasse ragte der mit der Wäscherei verbundene Maschinenraum des Aufzugs hinaus, hier war auch der Leuchtschriftzug „Hotel Společenský dům Bat'ov“ angebracht. Weitere Terrassen befanden sich im ersten Obergeschoss an den Enden der Flügel und im Mittelteil der Eingangsflügel.

Der Haupteingang des Gebäudes ist zum Hauptplatz hin ausgerichtet und wurde durch einen Vorgarten akzentuiert. Durch seinen dynamischen Grundriss ist das Gemeinschaftshaus in drei separate Flügel (A, B, C) unterteilt, die durch eine zentrale Halle mit indirekt beleuchteter ovaler Decke verbunden sind. Die Halle bildete den Hauptzugang zu allen Gebäudeteilen. Sie verfügte über zwei Personenaufzüge, Toiletten und eine effektvoll geformte Treppe mit verchromten Handläufen, die durch große Fensterflächen großzügig beleuchtet wurde.

Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss waren den Gesellschaftsräumen vorbehalten. Der nach Westen ausgerichtete Flügel A war unterkellert und beherbergte im Erdgeschoss eine Küche mit einem Raum für die Zubereitung von Gemüse, Fleisch und Konditoreiwaren sowie einen Friseursalon und eine öffentliche Garderobe für den Theater-, Vortrags- und Kinosaal im Flügel C. Dieser Saal sollte für einige Jahre als Provisorium dienen. Ein geplantes eigenständiges Kinogebäude in der Nähe des Gemeinschaftshauses wurde jedoch nie realisiert.

Im Flügel B befand sich eine Kantine für die Mitarbeiter des Unternehmens mit 420 Sitzplätzen.

Im ersten Stock befand sich im Flügel C eine Cafeteria mit Holzfußboden und Sitzgarnituren. Im Flügel B gab es einen Spielraum mit Billardtischen und Tischtennisplatten sowie eine Bibliothek mit Leseraum. Im Flügel A befand sich ein französisches Restaurant mit Klubräumen. Die Zimmer für die Hotelgäste befanden sich in allen Flügeln im zweiten Obergeschoss.

Im Gegensatz zum Gemeinschaftshaus in Zlín, für das der Architekt Karfík auch deshalb den Auftrag gewann, weil er in seinem Entwurf alle Zimmer mit eigenen Bädern ausstattete, bot das Hotel in Bat'ov andere Zimmervarianten. In den Flügeln B und C gab es Zimmer mit gemeinsamem Sanitärbereich am Eingang zum Flügel sowie auch große Schlafsäle. Der Flügel A war für besonders anspruchsvolle Gäste eingerichtet, die über ein Bad direkt im Zimmer verfügten.

Die Böden in den Hallen waren aus Terrazzo, in den Restaurants und Cafés aus rotem Zementestrich und in den Zimmern aus Steinholz ausgeführt. Das Hotel verfügte über elektrische Beleuchtung, die Heizung und Belüftung erfolgte über ein modernes Lufttechniksystem.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Hotel mehrfach umgebaut. Größte Veränderung war die Zumauerung der Terrasse im obersten Stockwerk, um eine weitere Wohnetage zu schaffen. Die ursprünglichen Fensterrahmen und Neonschriftzüge wurden ersetzt. Die Nutzung der Gesellschaftsräume wurde immer wieder den aktuellen Bedürfnissen angepasst – nach der Revolution von 1989 wurden hier etwa eine Diskothek, eine Konditorei oder eine Bibliothek betrieben.

Im Jahre 2015 wurde das Haus als einziges Objekt in Otrokovice in die Liste der unbeweglichen Kulturdenkmäler eingetragen. Gegenwärtig wird es als Hotel, Wohnheim und für Konferenzen genutzt, und es finden sich hier die verschiedensten Ladengeschäfte. Das Haus befindet sich heute in einem sehr vernachlässigten Zustand, sein Bild wird durch zusätzliche Anbauten und übermäßige Werbeflächen beeinträchtigt. Das Gebäude wartet noch immer auf eine gründliche und hochwertige Renovierung zur Wiederherstellung seiner ursprünglichen architektonischen Reinheit. Die erhaltenen originalen Details, die Baukonstruktion, der Grundriss und die verwendeten Materialien zeigen jedoch, dass das Gebäude zu seiner Entstehungszeit von außergewöhnlicher Qualität war und zweifellos zu den besten architektonischen Leistungen Vladimír Karfíks für die Firma Baťa gehört.

 

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