Familienhaus der Eheleute Rybka
Datierung
1973
Architekt/in
Svatopluk Sládeček st.
Kode
Z9
Adresse
Filmová 278, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr
Öffentlicher Nahverkehr: Filmové ateliéry, točna (BUS 31)
GPS
49.1996533N, 17.6720217E
Das Arztehepaar Vlasta und Jaroslav Rybka ließen sich die Baupläne für ihr Familienhaus im Jahr 1972 für einen ruhigen Ort in der Nähe der Filmateliers in Kudlov ausarbeiten. Der Neubau sollte ein 1967 beim Bau einer Hauptstraße (heute Tomáš-Baťa-Straße) abgerissenes Haus ersetzen. Südlich von dem Areal entlang der Filmová-Straße wuchsen nach und nach einzelnstehende individuell entworfene Häuser als Gegenpol zu den primär für feste Mitarbeiter der Ateliers bestimmten Firmenwohnhäusern des Wohnviertels Fabiánka empor. Familienvillen tauchten damals nur in Ausnahmefällen auf, der überwiegende Wohnungstyp war damals bereits die Plattenbausiedlung. In Kudlov wurden exklusive Parzellen jedoch von erfahrenen Zlíner Architekten bebaut, die es fertigbrachten, zwischen den Häusern und der Natur und den Grünflächen der Umgebung eine Verbindung herzustellen. Die Straße Filmová wird gedachtermaßen von der 1959 fertig gestellten Villa des Filmkomponisten Zdeněk Liška beschlossen.
Der erste Entwurf von 1972 trägt die Unterschrift des Architekten Zdeněk Plesník. Das Familienhaus der Eheleute Rybka wurde letztendlich jedoch erst ein Jahr später nach den Bauplänen eines anderen Zlíner Architekten errichtet. Bei ihm handelte es sich um den Absolventen der Architekturfakultät der Brünner Technischen Hochschule Svatopluk Sládeček sen., der seine berufliche Laufbahn als praktizierender Architekt mit der Tätigkeit eines Pädagogen kombinierte. Von 1966 bis 2004 unterrichtete er an der Mittleren Gewerbeschule für Bauwesen. Noch während seiner Universitätszeit unternahm er eine Studienreise in die Schweiz, 1972 hat er auch Finnland besucht. Bei den von ihm entworfenen Familienhäusern – u.a. auch bei der Villa der Eheleute Ryka – begann er Elemente der skandinarischen Architektur zu verwenden. Dabei handelte es sich vornehmlich um die harmonische Einbettung der Architektur in die umliegende Landschaft, die Respektierung des menschlichen Maßstabs sowie um die Nutzung der Qualitäten natürlicher Baustoffe (Holzelemente kombiniert mit Backstein).
Ein von der Straßenseite her unauffälliger Erdgeschossbau mit Eingang und Garageneinfahrt erweist sich auf der Südseite als sensibel auf das abschüssige Grundstück reagierendes dreistöckiges Objekt mit länglicher Disposition. Jedes Stockwerk springt kaskadenartig in Richtung Garten zurück, wodurch die jedes Stockwerk säumenden Balkone geschaffen werden. Die mit einer dunkelbraunen Holzverkleidung versehenen Balkone bilden zu den weißen Kalk-Zement-Ziegelsteinen einen Kontrast und bestimmen den Charakter des ganzen Baus. Die Südfassade ist fast ganz verglast, die Fenster gehen über die gesamte Fassadenbreite. Das zweite Stockwerk wird von zwei Säulen getragen, dank denen ein verborgener Wohnraum geschaffen wird, der an das Souterrain anschließt. Unter der Bedachung befindet sich ein Kamin.
Das Haus betritt man durch einen vertieften Vorraum in eine Garderobe und Halle mit Treppe. In dieser Etage befinden sich auch das Bad und zwei Schlafzimmer mit Blick auf den Garten. Die in der Mitte der Disposition befindliche Treppe führt in die Untergeschosse, wo im zweiten Stock der Hauptwohnraum mit Wohnzimmer, die Küche und eine Essecke untergebracht sind. Diese durchgehende Zone umfasst auch eine Halle mit Arbeitszimmer und Waschraum. Im Untergeschoss befinden sich ein Abstellraum und eine Sauna. Der Ausgang zum Garten wird vom ersten Stockwerk überdacht.
1976 wurden in der Zeitschrift Domov Fotos vom Interieur des Hauses der Eheleute Rybka veröffentlicht auf denen man das Bestreben nach Materialvielfalt, Einfachheit und Funktionalität erkennen kann. Die Gestaltung des Innenraums wurde mit Kunstwerken von Vlasta Čančíková abgerundet, die Haupträume nutzen natürliches Licht und Ausblicke auf den Garten. Das Mobiliar ist hell gehalten und hat bunte Details, die Einbauschränke wurden mit holzfurnierten Wänden kombiniert.
Im Jahr 2003 wurden von Architekt Oldřich Šlesinger die Baupläne für einen Anbau ausgearbeitet. Die Garage wurde auf zwei Stellplätze vergrößert und das Haus um eine Zweizimmer-Wohneinheit erweitert, die mit dem bestehenden Haus räumlich verbunden ist. Materialmäßig passt sich der Anbau der ursprünglichen Lösung an, bei welcher die Holzverkleidung der Attika mit weißen backsteinartigen Verblendsteinen kombiniert wird. Das Haus der Eheleute Rybka ist auch heute ein Beispiel für die in den siebziger Jahren entstandenen individualisierten Bauten mit skandinavischen Elementen.
LŠ