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Mietshäuser Fabiánka

Datierung 1948–1950 / 1956–1957 (P)
Architekt(inn)en Miroslav Drofa, Zdeněk Plesník
Kode Z9
Adresse Fabiánka I 210, 211, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Filmové ateliéry (BUS 31)
GPS 49.2014161N, 17.6662986E
49.2012278N, 17.6662661E

An der Stelle, an der heute ein Doppelmietshaus steht, sollte nach Plänen aus dem Jahr 1947 eine Gruppe von zehn Einzelhäusern entstehen, welche die sechs bereits seit Ende der dreißiger Jahre existierenden Baťa-Häuser ergänzen würden. Wegen des hohen Kostenaufwands wurde ihr Bau jedoch nicht realisiert und stattdessen ein Mietshaus mit zwölf Wohneinheiten entworfen. Autor des Entwurfs ist der Architekt Miroslav Drofa, der seit 1928 in der Bauabteilung der Firma Baťa beschäftigt und nach dem Krieg am Wiederaufbau Zlíns beteiligt war. Nach seinen Bauplänen wurden im Ostteil von Zlín Mehretagenhäuser errichtet (Morýs-Häuser, Hochhäuser), die dabei behilflich sein sollten, die unzulänglichen Wohnungskapazitäten zu lösen.
Das Mietshaus in Kudlov wurde von der Bau- und Wohnungsgenossenschaft der Angestellten des Tschechoslowakischen staatlichen Films in Gottwaldov in Auftrag gegeben. Das Haus ist das höchste Objekt im Wohnviertel Fabiánka. Mit seinem Volumen beschließt es das Viertel, es wurde am Osthang gegenüber den nahegelegenen Filmateliers angesiedelt.
Der ursprünglich dreistöckige Doppelblock mit Satteldach hat eine rechteckige Disposition mit Mitteltreppe. Bedeutendes Ausdruckselement ist die Kombination von hellen Flächen und der Backsteinmauerung. Der helle Putz taucht an den Untersichten der Balkonloggien auf und bildet mit dem Anstrich der Geländer und Fenster eine Einheit, hell ist auch der Sockel aus sandfarbenem (heute mit ockerfarbenem Anstrich versehene) Kunststein. Ein bestimmendes Detail der Ostfassade sind Loggien mit hervorspringenen subtilen Balkonen, der Brüstungen ursprünglich aus Vollbeton (heute aus Mattglas) waren. Ihre komfortable Tiefe erhöhte den Standard einer Wohnung und sorgte für genügend Sonnenlichteinfall. Das regelmäßige Raster der ursprünglich dreiteiligen Fenster wird in den Loggien gebrochen, und der durchgehende Fenstersturz aus hochkant stehenden Verblendbacksteinen verstärkt die Horizontalität der Fassade.
An der Westseite wurde die Fassade durch zwei- und dreiteilige Fenster gegliedert, die um ein senkrechtes Fensterband ergänzt wurden, das Treppenhaus und Flur beleuchtet. Ähnlich wie bei den Morýs-Häusern wurde auch hier mit umgekehrt gemauerten Backsteinen gearbeitet, was die Fassade plastischer wirken lässt. In jeder Etage befinden sich sechs identische, nach Ost-West ausgerichtete Wohnungen. Alle Wohneinheiten haben zwei Schlafzimmer, ein mit einer Essecke verbundenes Wohnzimmer, eine voll ausgestattete Küche mit Speisekammer und ein Bad. Der Wohnkomfort wurde noch gesteigert durch eine Einbaugarderobe und einen Keller im Souterrain. Die Gesamtfläche einer Wohnung beträgt 72 m2.
Im Jahr 1958 wurde das Haus nach einem Entwurf von Zdeněk Plesník um ein weiteres Geschoss aufgestockt, das Appartements für ledige Angestellte der Filmateliers enthielt. Beim Dachüberbau zeigt sich an der Fassade ein anderer Dispositionscharakter der Ledigenwohnungen. Die Fenster waren zweiteilig mit hervorgehobener Laibung und mit einem hellen durchgehenden Fenstersturz versehen. In die südliche Sektion wurden die Ledigenwohnungen für Frauen untergebracht, im Nordteil befand sich außer den Ledigenwohnungen für Männer auch eine Wohnung mit eigenem Zubehör für kinderlose Eheleute. An den Enden des Überbaus wurden (am Nord- und Südrand des Gebäudes) über die gesamte Breite des Objekts ca. 3 m tiefe Terrassen angelegt. Aufgrund von Sickerwasser aus den Dachabläufen wurden die Terrassen Ende der sechziger Jahre entfernt und durch neue Ledigenwohnungen mit gleicher Bedachung und Fassadengestaltung ersetzt.
Das Doppelmietshaus ist ein Vorzeigebeispiel für die Zlíner Architektur von der Wende der vierziger und fünfziger Jahre. Die ausgearbeiteten Baupläne enthalten noch die Möglichkeit, einen dritten Block anzubauen, wozu es aber nicht gekommen ist. Am endgültigen Erscheinungsbild waren die beiden bedeutenden Zlíner Architekten Miroslav Drofa und Zdeněk Plesník beteiligt. Die architektonische Lösung ist an die von skandinavischen Bauten inspirierten Nachkriegsrealisierungen von Mehrkapazitäts-Häusern angelehnt. Plesník vergrößerte das Gebäude auf seine eigene typische Art. Das Gebäude deutet gleichzeitig den aufkommenden Stilwandel der fünfziger Jahre an, der von den unterhalb des Mietshauses über den Hang verteilten kleineren zweistöckigen Blöcken hervorragend demonstriert wird. Diese Bauten wurden bereits im Geiste des sozialistischen Realismus errichtet.
Das Doppelmietshaus ist bis heute dank den großzügig entworfenen Wohnungen und der ruhigen naturnahen Umgebung ein gesuchter Ort zum Wohnen. Das Objekt befindet sich in relativ authentischem Zustand, obwohl sich beim Austausch der Fenster deren ursprüngliche Gliederung veränderte, was die frühere Rhythmisierung der Fassade verletzt. Neu sind auch die Eingangstüren, die mit bogenförmigen Vordächern versehen wurden, an beiden Seiten des Objekts hat man Garagen hinzugefügt.