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Filmlabors

Datierung 1948–1951
Architekt/in Vladimír Karfík
Kode Z9
Adresse Filmová 174, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Filmové ateliéry, točna (BUS 31) Filmové ateliéry (BUS 31)
GPS 49.2006619N, 17.6709372E

Im August 1945 wurde das Unternehmen Tschechoslowakischer Film verstaatlicht und die Zlíner Ateliers wurden Teil der Tschechoslowakischen Filmgesellschaft. Die Zukunft des Filmschaffens in Zlín war unsicher, es drohte ein Umzug der Ateliers nach Brünn. Die Filmproduktionsgruppe für Mähren in Zlín, die Kurzfilme und besonders Lehrfilme für die ganze Tschechoslowakei produzieren sollte, hatte für ihre Arbeit keine adäquaten Räumlichkeiten. Sie teilte sie sich mit den prosperierenden Filmlabors, die dank einer qualitativ hochwertigen technischen Ausstattung im Zweischichtbetrieb nicht nur für tschechische, sondern auch für ausländische Kinos Filme produzierte. Laut der zeitgenössischen Korrespondenz sollten in Prag für 16-mm-Filme neue Filmlabors gebaut werden.
Das kulturelle und industrielle Potenzial, das die Filmateliers und –labors für Zlín bedeuteten, war den Vertretern der Region und der Stadt mit Bürgermeister Vilém Morýs und dem verstaatlichten Unternehmen Baťa an der Spitze jedoch offensichtlich. Deshalb ersuchten sie bei der Filmzentrale um den Bau von Filmlabors in Zlín. Bedingung für die Genehmigung war eine schnellstmögliche Errichtung der Gebäude und die Förderung durch die Stadt, die ein neues 2 km langes Wasserversorgungsnetz erschließen und im Wohnviertel Fabianka neue Wohnungen für die künftigen Beschäftigten der Filmlabors errichten sollte. 
Das zweistöckige, teilweise unterkellerte Gebäude mit Flachdach ist in den Jahren 1948 bis 1950 nur wenige Dutzend Meter vom Filmatelier entfernt entstanden. Der Entwurf stammt wiederum von Architekt Vladimír Karfík, der nach dem Krieg nach Bratislava zog, wo er die Fakultät für Architektur mitbegründete. Nach Zlín kehrte er jedoch regelmäßig zurück und entwarf dort beispielsweise Wohnhäuser im Viertel Obeciny (1946) oder das Winterbad (1950). 
Das Gebäude der Filmlabors hat eine Stahlbetonskelett-Konstruktion, die noch vom standardisierten Baťaschen System von 6,15 × 6,15 m mit eckigen Säulen Gebrauch machte. Im Unterschied zur nüchternen Fabrikarchitektur modellierte der Architekt die Hauptfassade mit einer hervorspringenden Treppenhaushalle, die das ganze Objekt symmetrisch teilt. Ihre Basis bildet ein vorgesetztes geschwungenes Dach, das den Haupteingang überdacht. Er wird an jeder Seite von jeweils einem Raum (Pforte und Raucherraum) mit runden verglasten Ecken flankiert. Ein weiteres die Fassade rhythmisierendes Element ist ein schmaler, um das ganze erste Stockwerk geführter Balkon mit niedrigem Geländer, der im Falle eines Brandes den Angestellten die Flucht durch das Fenster ermöglichen sollte. Die Fassade wird mit weißen Säulen in einzelne Felder unterteilt, zwischen den zweiteiligen Fenstern amerikanischen Typs wurden Backsteinpfeiler hochgezogen. Über dem letzten Fenstersturz befinden sich zwei Reihen Blendziegel, die von einem schmalen Dachgesims gekrönt werden. Ähnliche, den nüchternen Charakter der Baťaschen Bauten mildernde Elemente hat Vladimír Karfík bereits beim Gemeinschaftshaus im Stadtviertel Díly verwendet (1937) und diese organische Funktionalismuslinie später dann mit dem Gebäude des Winterbades gekrönt.
In den Filmlabors wurde entflammbares und feuerfestes Material verarbeitet, man produzierte überwiegend 16-mm-Filme, aber auch Stumm- und Tonfilme mit einer Breite von 8 mm. Der klassische Entwurf mit Mittelkorridor und Räumen an beiden Seiten wird durch die Versetzung der Säulen im Südostteil des Objektes gestört, in dem sich größere Bearbeitungsräume und Gemeinschaftsräume befinden, im ersten Stock dann Vorführungsräume, zwischen denen eine Vorführkabine eingefügt wurde. Die Filmproduktion wurde im Erdgeschoss untergebracht, im ersten Stock befanden sich Herstellung und Regenerierung chemischer Lösungen, Filmentwicklung, Kopierabteilung, Vorführkontrolle, Schneideabteilung, Handling und Expedition. Im Souterrain waren Lagerräume, Garderoben für das Personal und ein Kesselraum mit Brennstofflager.
Im Jahr 1961 arbeitete Architekt Adolf Zikmund die Pläne für einen Umbau der Filmateliers aus. Neben den für einen besseren Laborbetrieb erforderlichen Anpassungen entwarf er auch einen neuen Anbau für die Lagerung der Filmrohstoffe und für Hilfsbetriebsstätten der Labors. Beide Gebäude wurden im ersten Stock durch einen Gang so miteinander verbunden, damit der Laborbetrieb auf einer Etage stattfinden konnte. Dieser Anbau schließt mit einem ähnlichen Volumen und auch in den verwendeten Details sensibel an das ursprüngliche Objekt an.
Die Labors haben mehrere, mit den Bedürfnissen der Filmproduktion zusammenhängende Modernisierungen und Veränderungen durchgemacht. Im Außenraum wurden die Fenster ausgetauscht, das ursprüngliche Geländer existiert nicht mehr. Trotzdem hat das Haus seinen klar erkennbaren Charakter. Gegenwärtig ist das Gebäude Sitz von mehreren Privatgesellschaften, die sich überwiegend mit der Filmproduktion beschäftigen. Im Anbau ist ein Kabinett der Filmgeschichte untergebracht, das die Tätigkeit des Ateliers in der Zeit von 1936 bis zur Gegenwart vorstellt.