Haus „Marianum“ der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom III. Orden des hl. Franziskus in Troppau
- Miroslav Lorenc. Jaromír Krejcar. Zlínská moderní architektura a pražská avantgarda. Moderne Architektur in Zlín und die Prager Avantgarde
- Dušan Foltýn, Encyklopedie moravských a slezských klášterů, Praha 2005
- Petr Tesař, S. Antonína Kuřínová, Kongregace Milosrdných sester III. řádu sv. Františka v Opavě (tzv. opavské františkánky), Ženské řehole za komunismu 1948-1989, Olomoc 2005, S. 185-195
- Petr Tesař, Soupis stavebních plánů kongregace milosrdných sester III. řádu sv. Ftantiška, Časopis Slezského zemského muzea, série B, 50, 2001, S. 162-183
- Pavel Novák, Zlínská architektura 1950–2000, Zlín 2008
Das bis heute „Kloster“ genannte Haus „Marianum“ der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom III. Orden des hl. Franziskus in Troppau nimmt im lokalen Kontext eine Sonderstellung ein. Der soziale Bereich ist im Zlín der dreißiger Jahre gegenüber dem Bau von Unterkünften, Sport- oder Kultureinrichtungen in bebrächtlichem Maße auf das Interesse der Firma Baťa an leistungsfähigen Beschäftigten reduziert, sodass eine qualifizierte Betreuung von ausgeschlossenen Gruppen wie Waisenkinder, ältere Menschen und Behinderte in der Stadt fehlte. Gerade diesem Bereich hat sich die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom III. Orden des hl. Franziskus in Troppau seit ihrer Gründung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewidmet. Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sie dabei auf die zwei Bereiche Pflege und Bildung.
Der Impuls, ein Heim für Waisenkinder und alte Frauen zu gründen, kam von dem Pardubitzer Dominikaner P. Verbergr, der sein Haus in Zlín für diese Zwecke stiftete. Durch den Verkauf seines Hauses und weiterer Immobilien einer gebürtigen Zlínerin – der Oberin eines Olmützer Klosters Schwester Domitilla M. Karlíková – wurde das Grundkapital geschaffen, dass nach und nach durch Spenden der Firma Baťa, der Stadt Zlín und einer Reihe von Kleinspendern aufgestockt wurde.
Für den Neubau wurde ein sich in der Nähe der Kirche St. Philipp und Jakob und des damaligen Pfarrhauses befindendes und vom Gelände her kompliziertes Grundstück in der Straße Divadelní (damals Friedhofsgasse) erworben. Das nach einem Entwurf des Architekten Miroslav Lorenc (1896–1943) errichtete und zu Ehren von Marie Baťová Marianum genannte Haus entspricht der damaligen Zonierung der Stadt. Auf der einen Seite ein mit der Industrieproduktion verbundener, anschwellender Bebauungsring, auf der anderen der ursprüngliche Kern einer historisch gewachsenen Stadt mit beibehaltenen traditionellen Versorgungsfunktionen für alle Bürger (Gemeindeselbstverwaltung, geistliche Verwaltung, soziale Betreuung).
Am Sonntag, dem 26. 8. 1937 erfolgte die Grundsteinlegung, bei der auch eine Gedenkurkunde eingelassen wurde. Die feierliche Einweihung des fertiggestellten Baus fand am 11. 12. 1938 statt. Die Gesamtkosten waren auf 2 Millionen Kronen geklettert.
Den Bau des in der Projektdokumentation als „Heim für Waisenkinder und Ältere“ bezeichneten Gebäudes hatte man in zwei Etappen aufgeteilt. Wegen fehlender Gelder wurde letztendlich nur die erste realisiert. Aus dem Entwurf ist das Bestreben von Architekt Lorenc ersichtlich, die Friedhofsgasse mit der Straße Štefánikova durch ein langes Gebäude miteinander zu verbinden, das mit seinem Volumen eine markante Dominante dieses Stadtteils bilden würde.
In der ersten Etappe errichtete man einen Bau in Form eines umgekehrten Z. In der zweiten Etappe sollte es gemäß dem Entwurf von Lorenc zum Anbau eines bis zur Straße Štefánikova reichenden Südflügels kommen. In diesem Teil sollte eine für die Öffentlichkeit zugängliche neue Kapelle untergebracht und Raum für eine Mädchenschule geschaffen werden.
Das benachbarte Haus der Sicherheit (Feuerwehrhaus), das heute mit dem Theatergebäude verbunden ist, war ursprünglich als zwei quer zueinander stehende Gebäude geplant. Zwischen dem Haus Marianum und dem Haus der Sicherheit sollte auf diese Weise eine kleinere, fast quadratische Piazzetta entstehen. Diese Pläne wurden jedoch nicht realisiert.
Das bestehende Gebäude des Heims in Form eines umgekehrten Z ist durch eine strenge und durchgearbeitete Formgebung geprägt, die auf einfachen, kompositorisch verzerrten Flächen basiert. Der Mittelflügel überragt die beiden angrenzenden Trakte deutlich. Die Vertikalität des Mittelteils wird darüberhinaus noch durch ein Fensterband aus Glasbausteinen unterstützt, das den Korridor und das Treppenhaus beleuchtet. Der Nordflügel des Heims befindet sich auf einem Geländebruch, der Südtrakt wurde hingegen in ein abschüssiges Gelände gesetzt.
Durch die Topologie der Parzelle entstanden zwei Untergeschosse, der Südflügel war bei Fertigstellung des Baus zweigeschossig und der Mittelteil dreigeschossig. Die nach Süden gewandte Hoffassade wird durch subtile, jeweils zu zwei Zimmern gehörende Balkone rhythmisiert. Die Gliederung dieses Wohntrakts erinnert an die Ästhetik des deutschen Bauhauses. Ein weiteres Element, das die strenge Gliederung des Bauwerks verletzt, ist der tropfenförmig hervorspringende Risalit im Mittelteil des Südflügels. Er beleuchtet den gemeinsamen Korridor vor der Kapelle im ersten Stock und war Bestandteil des ursprünglichen Eingangs, als das Stockwerk durch eine Außentreppe mit dem Gelände verbunden war.
Das erste Stockwerk wurde von den Ordensschwestern genutzt – im Nordflügel befand sich eine Kapelle und der Mittelteil diente als Klausur. Der Rest des Gebäudes (Untergeschoss, Erdgeschoss und erster Stock) erfüllte eine öffentliche Funktion – zur Unterbringung von älteren, sozialbedürftigen Frauen, zur Pflege von Waisenkindern, aber auch von Kindern von arbeitenden Eltern, die das Heim als Kindergarten nutzen konnten. Im Erdgeschoss befanden sich außer Zimmern auch eine Bühne und ein großer Raum für Kinder. Ein Teil dieses Bereichs war für junge Mädchen bestimmt, die nach Zlín kamen, um eine Anstellung als Haushaltshilfe zu suchen.
Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Heim um ein Altersheim mit 30 Betten erweitert, und die Ordensschwestern betrieben eine öffentliche Suppenküche und eine Wäschereparaturstelle. Im Jahr 1949 hat man das städtische Altersheim dorthin verlegt, das Anfang Januar 1951 jedoch nach Lukov umzog. Die Ordensschwestern mussten am 10. April 1951 Gottwaldov unfreiwillig verlassen, und das Gebäude ging in Staatsbesitz über.
Ab 1956 diente das Objekt der Bezirksmilitärkommandantur. Aus dieser Zeit stammen die größten, das Aussehen des Klosters bertreffenden Veränderungen. Im Jahr 1958 wurde das Gebäude zunächst nach Plänen des Staatlichen Planungsinstituts Gottwaldov aufgestockt. Jeder Flügel wurde um ein Stockwerk erhöht, und eine Reihe von architektonischen Elementen (hervorspringender Bogen im Nordtrakt, Hoftrakt mit Risalit) wurden von ihrer Komposition her völlig verändert. Die von Lorenc genau vorgegebenen Proprotionen wurden verletzt, obwohl man die Aufstockung aus heutiger Sicht als sensibel durchgeführt betrachten kann.
Ein weiterer Eingriff in die Nachbarschaft des Klosters war die Errichtung eines neuen vierstöckigen Gebäudes für die Kreismilitärkommandantur (heute Studentenwohnheim), das quer zum Südflügel steht. Im Jahr 1962 wurden beide Objekte durch eine Gebäudebrücke miteinander verbunden, wodurch der Eingang über die offene Treppe im Südflügel wegfiel.
Ende der sechziger Jahre hat auch die heutige Straße Divadelní einen deutlichen Wandel durchgemacht. Das Pfarrhaus wurde ersatzlos abgerissen (1967), und an der gegenüberliegenden Ecke kam es im Zusammenhang mit der Errichtung des Theaters auch zur Beseitigung der restlichen flachen Wohnbebauung. Das einstige Haus der Sicherheit wurde zum untrennbaren Bestandteil des Theaterkomplexes.
Im Rahmen der Restitution wurde das Marianum im Jahr 1994 wieder dem Besitz der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom III. Orden des hl. Franziskus von Troppau zurückgegeben und dient nach notwendigen Änderungen seitdem überwiegend zu sozialen und gemeinschaftlichen Zwecken. Im Jahr 1995 konnte im zweiten Stock des Nordflügels eine neue Kapelle eingerichtet werden, Autor der Änderungen und des Designs des Mobiliars ist der Architekt Josef Barták. Der Außenbereich hat die von Lorenc sorgfältig komponierte funktionalistische Lösung eingebüßt. Trotzdem hat das Gebäude seinen ursprünglichen puristischen Ausdruck beibehalten. Die Innenräume des Klosters sind allerdings stark von den wechselhaften Funktionen gezeichnet, die der Bau im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts hat absorbieren müssen. Einer der letzten Originalbereiche ist der Korridor mit dem Treppenhaus und den Glasbausteinfenstern.
DV