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Großes Kino

Datierung 1932
Kode Z1
Adresse náměstí Práce 2511, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Náměstí Práce (TROL 2, 3, 4, 5, 6, 10, 11, 12, 13, 14, BUS 35, 38, 90)
GPS 49.2215861N, 17.6603756E
Denkmalschutz Das Großes Kino ist immobiles Kulturdenkmal mit der Registernummer ÚSKP 51094/7-8999
Literatur
  • Ladislava Horňáková, František Lýdie Gahura. Projekty, realizace a sochařské dílo (kat. výstavy), Krajská galerie výtvarného umění ve Zlíně 2006
  • Iloš Crhonek, František Lydie Gahura 1891-1991, Architekt XX, 1991, S. 2
  • Pavel Novák, Zlínská architektura 1900-1950, sv. 1, druhé rozšířené vyd., Zlín 2008
  • Eduard Staša, Kronika moderní architektury Gottwaldova, Gottwaldovsko od minulosti k současnosti 6, Gottwaldov 1986, S. 151-192

Eine der markanten Dominanten des Platzes der Arbeit ist das Gebäude des Großen Kinos. Zusammen mit noch anderen von der Firma Baťa initiierten Bauten – wie das Kaufhaus und das Hotel Gemeinschaftshaus (heute Hotel Moskau) – wurde es zum untrennbaren Bestandteil des sich neu formierenden Zlíner Zentrums. Der einfache, über den Baustandard der Firma hinausgehende Kubus des Kinos sollte vorläufig den Bedarf einer Kulturstätte in Fabriknähe decken. Wegen seines Baus hat man einen Teil der nach Březnice führenden Landstraße verlegt und einige Firmenhäuser abgerissen. Gemäß dem Autor des Kinoentwurfs, dem bedeutenden Zlíner Architekten František Lýdie Gahura, sollte dieser Bau nach einigen Jahren demontiert, verlagert und so fertiggebaut werden, damit er die Südfront des Platzes der Arbeit als Bestandteil eines geplanten ausgedehnten Gemeinschaftsgebäudekomplexes abschließe. Diese Vision konnte allerdings ebenso wie eine ganze Reihe weiterer Umgestaltungen des Platzes nicht realisiert werden.
Das Projekt eines Kinos in Nachbarschaft des Hotels wurde ursprünglich von dem Architekten Miroslav Lorenc ausgearbeitet (1930). Seine nicht erhalten gebliebene Studie wurde von der Firmenleitung angeblich wegen ihrer Kostpieligkeit nicht angenommen, die dann entschied, ein Kino nach Gahuras Plänen zu errichten. Dass sich der Architekt das Kino als ein einstweiliges Gebäude vorgestellt hatte, zeigt die Wahl der seinerzeit bemerkenswerten Konstruktion. Im Hinblick auf die geforderte maximale Spannweite von 33 m und einfache Demontage des Baus hat man in der Tschechoslowakei hier zum ersten Mal eine von Ingenieur Vtelenský entworfene Gitterstahlkonstruktion ohne Hilfsträger verwendet. Bauherr war die Aktiengesellschaft Baťa mit dem Firmenbaumeister Bohuslav Martinec an der Spitze. Das Große Kino hatte schließlich insgesamt 2 264 ständige Sitzplätze. Es wurde das größte Kino der Republik und Mitteleuropas. Das Gebäude mit quadratischem Grundriss und einer Nord-Süd-Achse hatte eine 10 – 12 Meter hohe Decke und eine Fläche von 2 110 m2. Die ursprünglich sichtbar gelassene Stahlkonstruktion hatte eine Füllung aus Heraklithplatten mit Innen- und Außenputz. Die Innenwände wurden nach der Eröffnung zwecks besserer Akustik mit feuerfester grüner Jute ausgekleidet. Grahura machte sich die fließende Abschüssigkeit des Geländes zunutze. Der schiefe Fußboden aus Gussbeton kopierte das Gelände, wodurch die Baukosten verringert wurden. Die Zuschauer saßen auf einfachen Holzstühlen, und der Raum wurde maximal bestuhlt. Die spartanische Ausstattung bedeutete aber auch weniger Komfort für die Benutzer. Aus dem Saal gelangte man durch sechs zweiflügelige Türen auf beiden Seiten des Gebäudes direkt nach draußen, und die Eingangshalle bot nur einen minimalen Serviceraum. Der im Februar 1932 begonnene Bau dauerte sieben Monate, und die feierliche Inbetriebnahme erfolgte am 7. September 1932. Die Gesamtkosten mit Einrichtung und Sitzplätzen beliefen sich auf 1,2 Mio. Tschechische Kronen. Das Kino hatte ab seiner Eröffnung bereits eine große Besucheranzahl, und die Eintrittskarten konnten an einem Automat gekauft werden. Die Fassadenflächen wurden für die Firma Baťa bald zu einer wertvollen Werbefläche.
Seit seiner Fertigstellung war das Kino ein wichtiger Bestandteil der kulturellen Ausstattung der Stadt und ein Multifunktionsaal. Zu den ursprünglichen Dienstleistungen im Kino zählten auch eine Spielhalle und eine Erholungsstätte des Kindergartens, man veranstaltete dort auch Sportmeetings, Konzerte und Theatervorstellungen. Bei einem am 22. November 1944 erfolgten Luftangriff der Alliierten wurde das Gebäude von drei Bomben getroffen und stark beschädigt. Zwar wurde anschließend alles schnell repariert, jedoch hatte ein Treffer in die Konstruktion die Statik des Gebäudes verletzt. Im Zuge der Anschaffung einer qualitativ besseren Projektionstechnik kam es nach und nach zu einer Reihe baulicher Veränderungen und zu einem größeren Gefälle des Zuschauerraums. Im Jahr 1958 erfolgte die einschneidendste Sanierung des Innenraums des Kinos nach den Plänen des Architekten Karel Fišer, bei der die Grundgliederung des Innenraums verändert wurde. Es wurden Innenwege hinzugefügt, von denen man weiter in den Betriebsbereich und in den verkleinerten Zuschauerraum gelangte. An die ursprünglich direkten Ausgänge des Projektionssaal schließen nun Gänge an. Mithilfe von verkröpften Querrippen wurde eine Unterdecke geschaffen. Gleichzeitig wurden Garderoben für die Besucher gebaut. Wände, Decken und Pfeiler des Haupteingangs wurden mit einem Kleinmosaik versehen. Im Jahr 1974 hat sich die Anzahl der Sitzplätze radikal auf 1 100 reduziert, trotzdem blieb das Kino kapazitätsmäßig einer der größten tschechischen Kinosäle. Die kubische Grundform des Kinos wurde an der Süd- und Nordseite des Gebäudes nach und nach um Anbauten erweitert, die der Betrieb erforderte. Der Haupteingang wurde vergrößert und mit einer Überdachung versehen, die Außenfassade des Eingangs unterteilte ein Raster aus Beton-Dekorplatten. Auch die Farbe der Fassade änderte sich fortlaufend. Im Jahr 1992 wurde die ganze Dachkonstruktion abgelastet. Zu einer weiteren großen Veränderung kam es im Jahr 2004, als der Saal einschließlich neuer Sitzplätze, einer Leinwand, der Beschallung und eines Vorhangs umgestaltet wurde.
Im Jahr 2001 wurde das Objekt des Kinos zu einem unbeweglichen Kulturdenkmal. Das ursprünglich nur vorläufig errichtete Gebäude hat über 80 Jahre seinem Zweck gedient. Aufgrund der gestörten Statik war das Große Kino ab dem 1. März 2016 geschlossen. Um wieder als Kino betrieben werden zu können, wird eine komplizierte Sanierung erforderlich sein, die von der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt, mit Architekten und der Leitung des Internationalen Filmfestivals für Kinder und Jugendliche vorbereitet wird. Im Jahr 2019 wurde in Form eines Wettbewerbdialogs ein öffentlicher Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Neben der Art und Weise der Sanierung diskutiert man auch über eine neue Funktion des Gebäudes, und das Kino wird wohl bald wieder zugänglich gemacht werden.

 

LH