Wohnhaus von František Lýdie Gahura
Das Wohnhaus von František Lýdie Gahura (1891–1958), einem der bedeutendsten Zlíner Architekten, steht in Kudlov auf einem Grundstück mit einem großen Garten, der an die Václavská ulice grenzt.
Den dörflichen Charakter des ursprünglichen Baus lässt bis heute der nördliche Teil des Gebäudes mit seinem Satteldach erkennen, an den in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre nach Gahuras Entwurf ein Backsteinkubus mit einer Dachterrasse und einer Veranda mit Giebel angebaut wurde. Im Erdgeschoss entstand ein geräumiger Salon mit zwei Eckfenstern. Eine nur 60 cm breite freitragende Treppe führte in den ersten Stock mit den Schlafzimmern. Das ursprüngliche Gebäude besaß eine eigene Holztreppe, hier befanden sich neben dem Bad und der Küche auch Gahuras Bildhauerwerkstatt und eine Garage. Der Bau war durch eine überdachte, abgewinkelten Pawlatsche mit dem neuen Teil des Hauses verbunden.
Im Jahr 1933 wurden weitere Veränderungen vorgenommen, die an der Fassade durch den Verputz dieser zusätzlichen Teile erkennbar sind. Das Satteldach im Wohnbereich wurde entfernt, und es wurde ein neuer Gebäudeteil mit einem Schlafzimmer und einem Bad aufgesetzt. Das Volumen der beiden Anbauten ragt aus dem Umriss des einstigen Landhauses hinaus und verweist auf die typische Firmenarchitektur, die František Lýdie Gahura in den zwanziger und dreißiger Jahren mitprägte, und stellt eine Verbindung zu den traditionellen Bauten des eher ländlichen Kudlov her.
Das Haus und der Garten dienten als Treffpunkt für die örtlichen Künstler und Architekten. Die Inneneinrichtung ist daher von privaten Fotografien bekannt, in denen das Familien- und Gesellschaftsleben festgehalten wurde. Der Hauptwohnraum mit Wänden aus unverputztem Backstein war mit einem Klavier, einem Bücherregal und einer einfachen Eckbank ausgestattet. Die Wände waren mit Gahuras Skulpturen und Gemälden (z. B. von Emil Filla) geschmückt. So stand etwa in einer eigenen Nische die Skulptur eines Schmieds, welche heute an der Fassade des Rathauses angebracht ist.
Ab 1949 lebte Gahura mit seiner Familie in Brünn, wo er zunächst beim Landesnationalkomitee und später als Zeichner beim Forschungsinstitut für Architektur angestellt war. Im Jahr 1950 verkaufte das Ehepaar das Haus aufgrund finanzieller Schwierigkeiten. In den sechziger Jahren wurde es in zwei Wohneinheiten aufgeteilt und an der Außenseite eine Freitreppe mit Überdachung angebaut. Das Gebäude befindet sich noch immer in seinem ursprünglichen Zustand mit vielen originalen Elementen und wird nach wie vor als Wohnhaus genutzt. Technisch ist es sich jedoch in einem sehr schlechten Zustand und bedarf einer umfassenden Restaurierung und Sanierung.
LŠ