cz en

Die Villa von Zdeněk Liška

Datierung –1959
Architekt/in Zdeněk Plesník
Kode Z7
Adresse Filmová 308, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Filmové ateliéry, točna (BUS 31)
GPS 49.2013047N, 17.6741592E
Literatur
  • Petr Všetečka, 3 vily architekta Zdeňka Plesníka – katalog výstavy Galerie J. Fragnera Praha, Brno, Zlín, 2001

Der Komponist Zdeněk Liška arbeitete seit 1946 als freier Mitarbeiter für den Tschechoslowakischen staatlichen Film in Zlín. Er wohnte mit seiner Familie in einem Doppelhaus im Stadtteil Fabiánka, das in den dreißiger Jahren von der Firma Baťa für die Mitarbeiter der Studios in Kudlov gebaut worden war. Zdeněk Liška komponierte Musik für Werbespots und Kurzfilme für Kinder, aber auch für Dokumentarfilme, darunter etwa die Spielfilme Afrika I (1951) und Afrika II (1953) von Miroslav Zikmund und Jiří Hanzelka. Die beiden Weltreisenden drehten ihre Filme in Kudlov und bauten Anfang der fünfziger Jahre ihre eigenen Villen im heranwachsenden Stadtteil Nivy. Autor der Entwürfe war Zdeněk Plesník, ein Architekt aus Zlín, der die Reihe der repräsentativen Bauten schließlich mit einer Villa für Zdeněk Liška vervollständigte.

Das Haus befindet sich am Ortsrand von Kudlov auf einer Gemarkung, die früher Chrástě hieß. Das eingeschossige Haus mit Flachdach und teilweise unter dem Bodenniveau befindlichem Souterrain liegt auf einem großen Grundstück in Waldnähe in einen leichten Hang eingebettet. Die Außengestaltung ähnelt in vielerlei Hinsicht den beiden vorausgegangenen Bauten. Die Nord- und Ostfassade ist mit Ziegeln verkleidet und wird durch Fenster mit dekorativen Laibungen ergänzt. Nach Süden öffnet sich das Haus zum Garten hin, wo die Hauptfassade des Hauses durch einen Erker mit durchgehendem Fensterband und perforierten Fertigteilplatten unterhalb der Fensteröffnungen dominiert wird. Der Erker wird von vier weißen Stahlbetonstützen getragen, die auch das Innere der Villa durchdringen. Die Fassade wird durch ein System von Rastern rhythmisiert, das durch zwischengeschaltete Säulen oder Fensterpfeiler ergänzt wird. Die Südfassade setzt sich nach Westen fort, wo die Ecke durch eine steinverkleidete Pergola abgeschlossen wird. Hier wiederholt sich das Motiv der Säulenreihe, wobei die glatten Flächen durch eine markante Steinverkleidung ersetzt werden, die sich auch an der Treppe wiederfindet, welche die verschiedenen Höhenniveaus des Hauses miteinander verbindet. Das Flachdach der Villa und die Pergola werden optisch durch ein filigranes Gesims vereinigt, welches sich um das gesamte Gebäude zieht. Gerade in diesem Bereich ist das Haus am stärksten mit dem Garten verbunden, wo sich auch ein eingelassenes Schwimmbecken befindet. Der opulent gestaltete Garten ist wie bei den früheren Villen Teil des architektonischen Entwurfs und sollte eine offene Wiese darstellen, die sich im Jahresverlauf verändert.

Die Innenaufteilung erinnert in vielerlei Hinsicht an die Villa von Jiří Hanzelka. Der Eingang befindet sich auf der Ostseite neben der Garage. Durch die Eingangshalle, die mit der Garderobe verbunden ist, gelangt man zu einer zweiläufigen Treppe, die sich fast in der Mitte des Grundrisses befindet und von dort in den durchgehenden Raum des Obergeschosses führt. Auf der Südseite befinden sich das Wohnzimmer und das Arbeitszimmer von Zdeněk Liška mit Blick auf die umliegende Landschaft, welches fast ein Viertel der Wohnfläche des Hauses einnimmt. Die beiden Räume waren durch eine filigrane verschiebbare Holzwand mit integrierten Stahlstützen getrennt. Drei Schlafzimmer und ein Bad nehmen den östlichen Teil des Hauses ein, während Küche und Essbereich nach Westen ausgerichtet sind und unter einer überdachten Pergola nahtlos in den Garten übergehen. Wie bei den Villen von Zikmund und Hanzelka wurde auch hier den Archiven des Bauherrn viel Platz eingeräumt, sie wurden im Souterrain untergebracht, wo sich ansonsten weitere Keller- und Betriebsräume finden.

 

Bei der Innenausstattung arbeitete Zdeněk Plesník wiederum mit Miroslav Navrátil zusammen. Dieser Möbeldesigner war Mitarbeiter der Zweigstelle Uherské Hradiště des Forschungs- und Entwicklungsinstituts der Möbelindustrie in Brünn. Er war an der Entwicklung von Kunststoff-, Laminat-, Lamellen- und Bugholzmöbeln beteiligt. Für die früheren Villen hatte er Möbel aus Holzlamellen entworfen, in der Villa Liškas ist die technologische Entwicklung, die er am Institut erreicht hat, offensichtlich. Navrátil ist der Autor des ersten eiförmigen Schalenstuhls, dessen Form durch die Kunststoffstühle von Charles und Ray Eames oder von Eero Saarinen aus den vierziger Jahren inspiriert war. Im Wohnzimmer gab es beispielsweise Schalensessel, bei denen die Schalenform nur die Basis unter der Polsterung bildete. Diese Garnitur ergänzte auch ein Sofa von Navrátil. In Liškas Arbeitszimmer fanden sich neben dem Klavier auch Einbaumöbel und ein Bücherregal.

 

Im Jahre 1975 ließ sich Zdeněk Liška scheiden, und die Villa wurde durch den Tschechoslowakischen staatlichen Film angekauft. Das Haus wurde zu einem Trickfilmstudio umgebaut. Seit Ende der achtziger Jahre wurde es schrittweise wieder seiner ursprünglichen Bestimmung als Wohnhaus zugeführt und in mehrere Wohneinheiten aufgeteilt. Bis dahin befand sich die Villa nahezu im Originalzustand mit allen Einbaumöbeln. Im Jahr 1994 ging das Haus in Privatbesitz über, blieb aber unbewohnt und verfiel allmählich, die Originalmöbel fielen Dieben zum Opfer, und das Haus wurde weitgehend verwüstet. Im Jahr 2005 renovierten die neuen Eigentümer die Villa und errichteten ein neues überdachtes Schwimmbad anstelle des offenen Schwimmbeckens. Dadurch veränderte sich der Charakter von Plesníks Entwurf, doch die Grundform des Hauses und seine Details sind erhalten geblieben.

 

LŠ