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Die Villa von Miroslav Zikmund

Datierung –1935 / –1953 (P) 1954 (R)
Architekt/in Zdeněk Plesník
Kode Z7
Adresse Žlebová 2894, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Padělky I (TROL 4, 5)
GPS 49.2342400N, 17.6769172E
Literatur
  • Petr Všetečka, 3 vily architekta Zdeňka Plesníka – katalog výstavy Galerie J. Fragnera Praha, Brno, Zlín, 2001

Einer der Gründe, warum die Weltreisenden Miroslav Zikmund und Jiří Hanzelka beschlossen, sich in Zlín niederzulassen, war nach Zikmunds Erinnerungen eine Skifahrt vom Hotel Moskva zu den Filmstudios in Kudlov, wo sie einen neuen Dokumentarfilm vorbereiteten. Auf der Strecke von Vinohrady nach Barrandov in Prag wäre das nicht möglich gewesen. Wie es der Zufall wollte, verkaufte der Regisseur Elmar Klos im Jahr 1953 seine funktionalistische Villa aus dem Jahr 1935.

Das Haus mit großem Garten in leichter Hanglage im neu entstehenden Stadtteil Nivy war vom Baťa-Förderfonds für Josef Januštík, den Schwiegervater von Klos und ersten Hauptmann des Bezirks Zlín, errichtet worden. Der Entwurf der zweigeschossigen Villa mit Flachdach stammte von der Bauabteilung der Firma Baťa, der Autor ist auf den Plänen jedoch nicht vermerkt. Im Gegensatz zu den meisten Häusern der Firma hatte die Villa von Januštík eine helle Glimmerputzfassade, ungewöhnlich war auch das lange Fensterband auf der Südwestseite. Der schlichte Kubus wird durch einen Eckerker erweitert, in dessen Mitte ein runder „Baťa-Träger“ aus Stahlbeton steht. Dieses Element ließ sich Mitte der dreißiger Jahre als Symbol für Januštíks Verbundenheit mit der Region begreifen, die er als Bezirkshauptmann verwaltete und die vor allem durch die Aktivitäten der Firma Baťa repräsentiert wurde. Das Treppenhaus mit einläufiger Treppe unterteilte das Erdgeschoss in einen betrieblichen Teil (Küche, Halle, Dienstmädchenzimmer) und den Gesellschaftsbereich (Esszimmer mit Salon). Im Obergeschoss befanden sich zwei Schlafzimmer, ein Gästezimmer und ein Bad. Aus der Halle führte ein Ausgang hinaus zu einer Eckterrasse mit einem markanten Fenster aus Glasbausteinen, das den Innenraum erhellte.

Am 26. März 1953 verkaufte Elmar Klos die Villa an Miroslav Zikmund. Im selben Jahr erstellte Zdeněk Plesník, ein Architekt aus Zlín, der bei Centroprojekt angestellt war, einen Entwurf für den Umbau des Hauses, durch den es zur Umgebung hin geöffnet und mit der Natur verbunden werden sollte, um seinen Bewohnern einen direkten Kontakt zum Garten und einen freien Blick in die Umgebung zu ermöglichen. Ein ähnliches Konzept sollte später auch bei den Häusern für Zikmunds Kollegen Jiří Hanzelka und für den Komponisten Zdeněk Liška zur Anwendung kommen.

Das Äußere der Villa ist in seinen Materialien vielfältig und kombiniert einen Steinsockel im Untergeschoss mit Betonfertigteilen für das Geländer der angrenzenden Terrasse. Dieses Element findet sich in Zlín auch bei einer Reihe anderer Nachkriegsbauten im Ostteil der Stadt (z. B. Morýs-Häuser, Kollektivhaus, Turmhäuser). Die perforierten Fertigteile setzen sich unterhalb der Fensteröffnungen des Erkers fort und verleihen der Fassade ein verfeinertes, geradezu dekoratives Aussehen und sorgen für einen deutlich besseren Lichteinfall in den Innenraum. Die Plastizität der Fassade mit ihrem hellen Glimmerputz wird auch durch die zierlichen Betonumrandungen unterstrichen, die aus den Fensteröffnungen hervortreten.

Auf der Westseite des Hauses ließ Zdeněk Plesník eine Terrasse errichten, die das Motiv des einstigen offenen Erkers weiterführt. Auf der Nordseite wurde eine Küche angebaut, in den ursprünglichen Räumen fanden eine Dunkelkammer und ein Bügelzimmer Platz. Durch die Erweiterung des Grundrisses werden die Innenräume mit dem Garten verbunden, die Nische des Esszimmers grenzt direkt an die Terrasse, die über das Gelände hinausragt. Die einzelnen Räume wurden den Bedürfnissen von Miroslav Zikmund angepasst, so wurde beispielsweise das Zimmer des Dienstmädchens zum Fotolabor. Die Innentreppe wurde dadurch hervorgehoben, dass die untersten Stufen zum Wohnzimmer hin ausgerichtet wurden, und auch die Raumaufteilung im Obergeschoss wurde geändert. Aus den zwei Schlafzimmern wurden drei Räume, aus dem ursprünglichen Gästezimmer wurde Zikmunds Arbeitszimmer, welches zusätzlich um einen Teil des ehemaligen Flurs erweitert wurde, der jetzt nur noch ein schmaler Korridor war, welcher zum Bad und zum Gymnastikraum führte. Vertikale Festfenster beleuchteten nun das Treppenhaus.

Die Eingriffe des Architekten sind vor allem auf der Westfassade sichtbar und verleihen dem Haus neue Proportionen. Zum Kontakt des Gebäudes mit dem umgebenden Grün trägt auch der Bewuchs auf allen Seiten der Fassade bei. Zikmund wollte den Garten zu einem Waldpark machen, den er über die Jahre hinweg sorgfältig gestaltete und ergänzte, wobei er alle Veränderungen, die die Anpflanzung neuer Bäume und Sträucher oder die Umgestaltung des Geländes betrafen, in speziellen Plänen festhielt.

Das Erscheinungsbild des Interieurs spiegelt die Persönlichkeit von Miroslav Zikmund, seine Arbeitsbedürfnisse und seine Vorliebe für die lebendige Arbeit mit den eigenen Sammlungen oder Archiven wider. Die ausgewählten Objekte konnten dank der perforierten Wandfliesen im Salon beliebig variiert werden. Die Einrichtung des Hauses ist bis heute in nahezu intakter Form erhalten und stellt ein einzigartiges Beispiel für das Möbeldesign der fünfziger Jahre dar. Neben Zdeněk Plesník und Miroslav Zikmund leistete vor allem auch der Möbeldesigner Miroslav Navrátil (1913–1999) seinen Beitrag zur Inneneinrichtung, wobei er hier von seinen Erfahrungen mit der Herstellung von Booten oder Schlitten aus gebogenem Holz profitierte.

Das Interieur sollte hell und luftig, die Möbelstücke leicht, einfach zu bewegen und bequem sein. Aufgrund der Metallknappheit in der Tschechoslowakei der Nachkriegsjahre suchten Designer und Hersteller in den fünfziger Jahren nach neuen Technologien und Möglichkeiten, Möbel miteinander zu verbinden. Zikmund verlangte beispielsweise ein variables Bücherregalsystem ohne Glasscheiben, das es ihm ermöglichte, ein Regal für jedes Buchformat zu gestalten. Als Antwort auf seinen Wunsch sind alle Schränke und Regale im Haus mit einem System aus gewellten verleimten Birkenfurnieren ausgestattet, in das in Abständen von 12 mm Regalfächer eingesetzt werden können. Für die Wandtäfelungen und die Möbel wurde überwiegend helles Eschenholz verwendet, das ausnahmsweise in einem Tabakton gebeizt wurde. Die Sitzmöbel bestehen aus verleimten Holzlatten, durch das innere Gerippe ist ein Gurt geflochten, die Sitzkissen können entweder einzeln verwendet oder so zusammengefügt werden, dass ein Schemel, ein Sofa oder ein Doppelbett entsteht. Dank der Zusammenarbeit mit Fatra Napajedla konnten auch halbtransparente Kunststofffolien als Füllungen für die Einbauschränke verwendet werden. Eines der auffälligsten Elemente, das den Erker dominiert, ist eine Lampe mit einem zwei Meter langen Schwenkarm, der sich um 180° drehen lässt.

Im Jahr 2020 bot Miroslav Zikmund die Villa und das dazugehörige Grundstück dem mit ihm befreundeten Zlíner Unternehmer Čestmir Vančura an, der das Angebot annahm. In der Villa wurde die Stiftung Zikmund-Villa gegründet, die sich um die Erhaltung des Gebäudes kümmert. Neben der notwendigen Renovierung des Hauses und der Instandsetzung des Gartens wird sich die Stiftung auch der Publikationstätigkeit widmen und sich darum bemühen, die mit der Villa verbundenen Persönlichkeiten einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Nach der Rekonstruktion soll die Villa für Besucher zugänglich gemacht werden.

 

LŠ