Die Villa von František Malota
Eine der am besten erhaltenen Villen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Zlín ist das Wohnhaus von František Malota und seiner Frau Julie. František Malota (1900–1984) war in den dreißiger Jahren in leitender Position in der Firma Baťa tätig. Er leitete die Einkaufsabteilung und arbeitete mehrere Jahre im Ausland, unter anderem als Direktor einer Fabrik in Hellocourt, Frankreich. Ab 1939 war er Verwaltungsratsmitglied und Aktionär des Unternehmens.
Der Architekt Vladimír Karfík erinnerte sich in seinen Memoiren, dass er das Gebäude im rheinischen Stil „mit einem Hauch von Zlín“ entwerfen sollte. Das Gebäude ist somit ein Experiment, das gleichzeitig auf historische wie auf zeitgenössische Tendenzen verweist. Karfík konnte hier die Erfahrungen aus seinem Studienaufenthalt bei Frank Lloyd Wright in Amerika verwerten. Der stilistische Pluralismus des Gebäudes zeigt ihn als einen vielseitigen Künstler, der in der Lage war, die strengen Anforderungen, welche an die Architekten der Firma gestellt wurden, in seine Entwürfe zu integrieren, aber auch freiere Vorgaben zu erfüllen und die alternative Version eines Funktionalismus organischer Formen zu entwerfen.
Wie die anderen individuell gestalteten Direktorenhäuser Karfíks liegt auch die Villa von Malota auf einem großen Grundstück in Waldnähe mit Blick auf die Stadt. Die Hanglage ermöglichte es, das Souterrain zum Garten hin zu öffnen, so dass das Haus zur Hauptstraße hin zweigeschossig, auf der Westseite dagegen dreigeschossig ist. Die Fassade des Hauses wurde in einer für Zlín untypischen Weise gestaltet – die obere Schicht des zweischichtigen Kalkzementputzes wurde mit einem breiten Kamm bearbeitet, wodurch eine Oberfläche mit plastischen Rillen entstand. Die Villa besitzt ein Walmdach und markante Schornsteine.
Der Grundriss gliedert sich in einen Teil für das Ehepaar Malota, dessen Zimmer nach Süden ausgerichtet sind, und einen Wirtschaftsteil auf der Nordseite mit eigenem Eingang, Treppenhaus, Garagen, einer Wohnung für den Chauffeur und Personalzimmern. Durch den Haupteingang des Hauses gelangt man in eine repräsentative Halle mit einer gerundeten Holztreppe, welche in das Obergeschoss mit den Privaträumen des Ehepaars führt. Im Erdgeschoss finden sich der Speisesaal, das Wohnzimmer und die Bibliothek. Diese Räume sind durch Schiebetüren voneinander getrennt, so dass bei vollständiger Öffnung ein zusammenhängender Raum von über 100 m² entsteht. Der Effekt der miteinander verbundenen Räume wird durch den Ausblick auf die umliegende Landschaft durch überdachte und offene Terrassen oder Panoramafenster an den Gebäudeecken noch verstärkt. Diese Elemente erinnern zusammen mit dem sich erweiternden Grundriss des Hauses und den markanten Schornsteinen an den so genannten „prairie style“, den Karfík bei Frank Lloyd Wright kennenlernte. Im Obergeschoss befanden sich zwei Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Die Eheleute Malota hatten keine Kinder, ihre Privaträume sind mit dem Ankleidezimmer, dem Boudoir und dem Badezimmer mit Zugang zum Balkon verbunden.
Auch die Inneneinrichtung ist großzügig, viele originale Elemente sind bis heute erhalten geblieben. Dazu gehören die Einbaumöbel in der Bibliothek, die Wandvertäfelungen aus Holz, die originalen Erkerfenster mit Marmorverkleidung, die Einbauvitrinen, der offene Kamin, die aufwendigen Parkettböden, die Terrazzorinnen und ein Teil der Badezimmerkacheln. Im Souterrain befand sich auch der letzte Gemeinschaftsraum, der als Freizeitraum oder Tanzsaal gedacht war und einen Zugang zur Terrasse hatte, auf der das heute nicht mehr existierende Schwimmbecken genutzt werden konnte. Ein System von Terrassen, Rampen, Treppen und Stützmauern verbindet das Haus mit dem angrenzenden Garten. Auch die Zimmer im Obergeschoss mit ihren drei Balkonen haben direkten Kontakt ins Grüne.
Das Ehepaar bewohnte das Haus nur bis 1950, nach dem Krieg wurde František Malota aus der Firma entlassen, wie auch andere hochrangige Vertreter der Firma verfolgt und inhaftiert und sein Vermögen beschlagnahmt. Seit 1951 diente das Haus einem Kinderheim, das auch heute noch dort untergebracht ist. Im Jahr 2007 wurde die Villa umfassend saniert, die Innenausstattung weitgehend erneuert und die Außenfassade in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt, einschließlich des Rillenputzes und des Anstrichs in einem hellen Ockerton. Durch den Ausbau des Dachgeschosses rund um die Zugangstreppe, die bis in den Garten verlängert wurde, wurde Platz für zusätzliche Zimmer für die Kinder geschaffen. Auch die einstigen Garagen wurden zu Wohnungen umgebaut. Das Haus steht auf der Liste der unbeweglichen Kulturdenkmäler der Tschechischen Republik.
LŠ