Die Villa von Dominik Čipera
Der Architekt Vladimír Karfík wurde beauftragt, für Dominik Čipera, einen der engsten Mitarbeiter von Tomáš Baťa, eine Familienvilla im Stil eines englischen Landhauses zu entwerfen. Čipera wurde nach dem Tod von Tomáš Baťa 1932 Bürgermeister der Stadt und hatte gleichzeitig die Funktion des Firmendirektors inne.
Dominik Čipera arbeitete seit 1919 in der Firma und wurde 1925 ihr Prokurist. Er heiratete Božena Klausová, deren Vormund Tomáš Baťa war. Zusammen mit Jan Antonín Baťa und den weiteren Direktoren leitete er das Unternehmen in den Jahren seiner größten internationalen Blüte. Er setzte sich aktiv für die Entwicklung der Luftfahrt und des Bildungswesens ein, war Mitbegründer der Kunsthochschule in Zlín, initiierte das Zlíner Filmfestival und trug als Bürgermeister der Stadt wesentlich zur Förderung und Entwicklung der gesamten Region bei.
Zu der Zeit, als Čiperas Villa entworfen wurde, war er Minister für öffentliche Arbeiten des Protektorats Böhmen und Mähren. Das Haus ist eines der größten Privathäuser, die in den dreißiger und vierziger Jahren in Zlín gebaut wurden, die bebaute Fläche betrug 700 m², das gesamte Grundstück war 4500 m² groß.
Das zweigeschossige Haus wurde zwischen 1939 und 1942 am damaligen Stadtrand von Zlín auf einem großzügigen Grundstück mit Blick auf die Stadt errichtet. Mit zwei rechtwinklig zueinander angeordneten Flügeln gliedert sich das Haus in einen zweigeschossigen Hauptteil und einen eingeschossigen Wirtschaftsteil, an dessen Ende sich eine Garage für drei Autos findet. Die Villa ist wie die Häuser von Vavrečka oder Hlavnička L-förmig angelegt, so dass vor dem Gebäude ein Hof mit kreisförmiger Zufahrt vor dem Haupteingang entsteht.
Das Äußere des Gebäudes wird durch die hohen Schornsteine und Walmdächer mit mehreren Gauben auf beiden Gebäudeflügeln bestimmt. Die Ostfassade ist durch die Fensteröffnungen symmetrisch gegliedert, in der Mitte befindet sich ein überdachter Eingang mit runden Fenstern zu beiden Seiten, die durch ihre Steineinfassung auffallen. Vor der Westfassade erhebt sich die markant gerundete Terrasse, welche von den Räumen im ersten Obergeschoss aus zugänglich ist. Ein wichtiges expressives Element, das die Gliederung der Fassade des gesamten Gebäudes optisch dominiert, ist die Klinkerverkleidung, durch die ein subtiles Dekor entsteht. Das Erdgeschoss ist durch ein helles Band vom Souterrain getrennt, während sich die plastischen Ziegellinien zwischen dem Erdgeschoss und dem Obergeschoss unter dem Dach wiederholen. Neben den Ziegeln kommen auch andere Materialien zum Einsatz – Naturstein an den Untermauerungen und im Eingangsbereich, heller Putz, weiße Fensterrahmen usw.
Der Grundriss der Villa wurde während des Baus verändert. Gegenüber den ersten Plänen von 1939 vergrößerte Vladimír Karfík die Eingangshalle zu einem repräsentativen Raum, der zum Salon führt. Der Salon liegt zwischen dem Speisesaal und dem Wohnzimmer. Alle drei Räume sind durch Schiebewände voneinander getrennt, so dass ein offener, fließender Raum mit Blick ins Grüne entsteht. Das Wohnzimmer ist mit dem Arbeitszimmer verbunden, das ebenfalls von der Halle aus zugänglich ist. Das Streben nach einem kontinuierlichen, fließenden Raum ist ein Prinzip, das Vladimír Karfík im Werk des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright kennenlernte, bei dem er während seines Aufenthalts in den USA arbeitete.
Von der Eingangshalle führt eine dreiläufige gerundete Treppe in den ersten Stock, wo sich zwei Gästezimmer, zwei Ankleideräume, Badezimmer und auch die Zimmer der Söhne Jan und Pavel Čipera befinden, die symmetrisch im südlichen Teil des Gebäudes angeordnet sind. Zu den Zimmern gehört jeweils auch ein Arbeitszimmer sowie ein gemeinsames Bad. Das Arbeitszimmer von Pavel hat ebenso wie die Gästezimmer einen direkten Zugang zur Westterrasse. Im unterkellerten Teil des Haupttrakts befand sich neben den Kellerräumen und dem Obst- und Gemüselager auch ein Gymnastikraum mit direktem Zugang zum Garten. Im Dachgeschoss befanden sich die Zimmer der Dienstmädchen und zwei Kammern. An der Nahtstelle zwischen den beiden Trakten lag die Küche mit Zubereitungsraum und Speisekammer, einen eigenen Bereich nahmen der Gepäck- und der Trockenraum ein. Im Wirtschaftstrakt führte eine zweiläufige Treppe vom Keller bis ins Dachgeschoss, wo sich weitere Personalräume befanden.
Im Jahr 1940 wurde am Rande des Grundstücks ein Haus für den Gärtner und Hausmeister errichtet. Das eingeschossige Gebäude mit unverputzten Ziegelwänden steht in leichter Hanglage, hat einen quadratischen Grundriss und ein Zeltdach, aus dessen Mitte ein markanter Schornstein ragt. Die Fassaden sind unterschiedlich gestaltet. Die Südseite wird durch einen Erker betont, auf der Westseite finden sich eine Dachgaube und der überdachte Eingang, die Ostfassade ist symmetrisch durch Fensteröffnungen gegliedert, die durch eine weitere Dachgaube ergänzt werden.
Unterhalb des Daches säumt das Gärtnerhaus ein unauffälliges Gesims aus regelmäßigem Ziegelverband. Der Grundriss leitet sich gemäß den architektonischen Prinzipien Wrights vom in der Mitte des Gebäudes angeordneten Schornstein ab. Das Gebäude ist vollständig unterkellert, im Kellergeschoss findet sich neben der Waschküche in den zeitgenössischen Unterlagen auch ein Raum für eine Hilfskraft mit eigenem Zugang auf der Nordseite. Im Erdgeschoss befinden sich Küche und Wohnzimmer, aus dem Vorraum führte eine Treppe ins Dachgeschoss, wo zwei Zimmer und ein Bad zur Verfügung standen. Das Haus ist bis in die kleinsten baulichen Details nahezu in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben.
Das Ehepaar Čipera wohnte in seiner Villa nur drei Jahre. Nach Kriegsende wurde Dominik Čipera trotz seiner aktiven Unterstützung des Widerstandes der Kollaboration mit den Nationalsozialisten bezichtigt. Er wurde 1947 freigesprochen und zog nach Prag. Im selben Jahr schenkte das Ehepaar Čipera die Villa dem Förderfonds des Staatsunternehmens Baťa. Nach dem Umsturz von 1948 wurde Čipera verurteilt (und 1993 rehabilitiert), aber zu diesem Zeitpunkt war die ganze Familie bereits nach London emigriert, um später nach Kanada zu ziehen, wo Čipera für Tomáš Baťa junior arbeitete. Das Haus diente jahrzehntelang als Kinderheim und wurde mehrfach umgebaut.
Das erhaltene äußere Erscheinungsbild wird durch die heutige Überdachung der Terrasse beeinträchtigt, während im Inneren, insbesondere im Hauptgebäude, die ursprüngliche Ausstattung erhalten geblieben ist (Holztäfelung in den Eingangsbereichen, marmorner Kamin, Holzschiebetüren und Einbaumöbel im ehemaligen Arbeitszimmer). Der Bau des Seniorenheims im südlichen Teil des ursprünglichen Gartengrundstücks, das zu einer neuen visuellen Dominante in diesem Teil der Stadt geworden ist, stellt einen erheblichen Eingriff in das Gepräge der Villa und des Gartens dar.
LŠ