Die Villa von Josef Hlavnička
- Pavel Novák, 10 + 1 baťovských vil, Zlín 2000
Die Villa von Josef Hlavnička gehört zu einer Gruppe von vier sogenannten Direktorenvillen, die für die Mitglieder der engsten Leitung des Baťa-Konzerns – Dominik Čipera, Hugo Vavrečka, František Malota und Josef Hlavnička – bestimmt waren. Sie wurden zu Beginn des Zweiten Weltkriegs durch den herausragenden Firmenarchitekten Vladimír Karfík entworfen. Jede von ihnen zeichnet sich durch eine individuelle Gestaltung nach den Vorstellungen und Anforderungen des jeweiligen Bauherrn aus.
Josef Hlavnička wählte für seine repräsentative Villa ein Grundstück an einem bewaldeten Hang auf der Gemarkung Pod Paseckým potokem im Ortsteil Mokrá am Stadtrand von Zlín. Hlavnička entschied sich für ein Gebäude im romantisch-historisierenden Stil, inspiriert durch den englischen und amerikanischen Kolonialstil. Am 13. Juli 1939 wurde die Baugenehmigung erteilt. Karfík, der für die Firma Baťa ansonsten streng rationale Bauten entwarf, konnte den Wünschen des Bauherrn entsprechen und mit den gewählten architektonischen Mitteln das gewünschte Erscheinungsbild erreichen. Er entwarf ein relativ konservatives, gegliedertes, zweigeschossiges Gebäude (322 m² bebaute Fläche) mit einem roten Satteldach aus gebrannten Dachpfannen und einer hellen Fassade, in der sich Symmetrie und Asymmetrie abwechseln. Für die Fassade verwendete er ockerfarbene Kunststeinelemente und grob strukturierten Putz. Im Erdgeschoss befinden sich große mehrteilige Fenster, die teilweise mit Fensterläden versehen sind. Im Obergeschoss sind die Fenster in regelmäßigen Abständen angeordnet und mit Fensterläden versehen, im Wirtschaftstrakt sind sie im Dachgeschoss in das Walmdach integriert.
An das zweigeschossige, teilweise unterkellerte Hauptgebäude schließt sich bogenförmig der eingeschossige Wirtschaftsteil mit ausgebautem Dachgeschoss an. Wie bei allen Direktorenvillen ist auch hier der Bereich vor dem Haupteingang großzügig gestaltet, er bildet einen kleinen Platz mit kreisförmiger Zufahrt und einer Grünfläche in der Mitte. Der Haupteingang auf der Nordseite führt durch einen Windfang, der unter der halbkreisförmigen Treppe liegt, in die Eingangshalle. Von der Halle mit Garderobe gelangt man in einen großen Wohnraum und eine kleineres Zimmer, die beide über einen Kamin verfügen. Die beiden Räume waren durch einen Wintergarten verbunden, von dem aus man durch eine zweiflüglige Glastür in den Garten gelangte. An das Wohnzimmer schlossen sich ein Esszimmer und eine überdachte Terrasse mit Blick auf den Park an. Ein Zubereitungsraum, eine Küche und eine Speisekammer verbanden das Gebäude mit dem Wirtschaftsteil. In diesem Bereich befanden sich eine Garage und eine Wendeltreppe, die zu den Personalräumen im Dachgeschoss führte. Über der Doppelgarage befand sich die Wohnung des Hausmeisters. Ins Obergeschoss des Hauptgebäudes führte eine organisch geformte Treppe. Über die Garderobe, das Bad und die Toilette gelangte man schließlich in das Elternschlafzimmer. Vom Schlafzimmer aus erreichte man eine Terrasse über dem Wintergarten. Neben dem Schlafzimmer befanden sich drei Kinderzimmer und ein Gästezimmer mit separatem Bad und WC. Die ursprüngliche Möblierung ist nicht mehr erhalten. Um das Grundstück der Familie Hlavnička herum führt ein Weg zu der ebenso bekannten Villa von Hugo Vavrečka.
Josef Hlavnička (1897–1943) zählte zu den bekanntesten und fähigsten Direktoren des Baťa-Konzerns. Er war einer der engsten Mitarbeiter von Tomáš und Jan Antonín Baťa und eines der beliebtesten Mitglieder der Geschäftsleitung. Josef Hlavnička kam auf tragische Weise auf dem Rückweg von seinem Gutshof in Litenčice nach Zlín ums Leben. Sein Wagen wurde auf dem Bahnübergang bei Zdounky von einem Zug erfasst. Sein Tod traf die Einwohner Zlíns während der Okkupationszeit besonders hart, und die grandiose Trauerfeier erinnerte an den Abschied vom Firmengründer Tomáš Baťa. Josef Hlavničkas Witwe Marie, die Schwester von Jan Antonín Baťa, lebte in der Villa bis zum Ende des Krieges. Das weitere Schicksal des Hauses ähnelte dem der anderen Direktorenvillen. Die Besitzer, die ihr eigenes Geld in den Bau investiert hatten, mussten die Villa nach 1945 verlassen. Das Gebäude wurde zu einem Kinderheim umgebaut. Die Innenräume wurden dem Heimbetrieb angepasst und die Innenausstattung entsprechend umgestaltet. Die größten Schäden trug das Gebäude aber erst 1992 davon, als es in private Hände überging. Der ursprüngliche Putz, die Fenster, Türen und Fußböden wurden durch die damaligen Eigentümer im Zuge der Renovierung zerstört. Glücklicherweise wurde die Absicht, den Wintergarten abzureißen, nicht verwirklicht. Mit dem nächsten Besitzer folgte die Restaurierung, meist in Form von freien Nachbildungen der ursprünglichen Ausstattung. In der Villa Hlavnička wurden Szenen des berühmten Kriegsfilms „Der Tod heißt Engelchen“ (1963) gedreht. Das renovierte Gebäude befindet sich heute im Besitz einer Privatfirma.
Die Villa wurde am 5. Juni 1996 zur Eintragung in die Liste der unbeweglichen Kulturdenkmäler der Tschechischen Republik vorgeschlagen, diese ist jedoch bis heute nicht erfolgt.
LH