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Die Villa von Hugo Vavrečka

Datierung 1939–1941
Architekt/in Vladimír Karfík
Kode Z7
Adresse Stráže 3661, Zlín
Öffentlicher Nahverkehr Öffentlicher Nahverkehr: Mokrá (BUS 33)
GPS 49.2376394N, 17.6542358E

Der Ingenieur, Journalist und Diplomat Hugo Vavrečka (1880–1952) zählte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten, die nach dem Tod von Tomáš Baťa im Jahr 1932 eine wichtige Position in der Unternehmenshierarchie einnahmen. Er gehörte zusammen mit Dominik Čipera, František Malota oder Josef Hlavnička zum engsten Führungskreis der Firma um den neuen Eigentümer Jan Antonín Baťa. Während der Abwesenheit des Eigentümers im Zweiten Weltkrieg übernahmen sie de facto die Leitung des Unternehmens.

Ab 1941 lebte Hugo Vavrečka mit seiner Familie im Stadtteil Mokrá in einer zwei Jahre zuvor durch den Architekten Vladimír Karfík entworfenen Villa in der Gemarkung Stráže. Auf dem abfallenden Grundstück in Waldnähe entstand ein Haus, das nach den Erinnerungen des Architekten als Experiment zu betrachten war, als Kontrapunkt zu den typisierten Bauten, die er für die Bauabteilung projektierte. Die Gestaltung des Hauses, an der sich Hugo Vavrečka selbst beteiligte, verweist auf den Baustil von Jan Kotěra, der die Villa für Vavrečkas Freund Tomáš Baťa entwarf. Das Schicksal der Villa wurde oft in den Erinnerungen von Vavrečkas Enkeln Václav und Ivan Havel thematisiert.

In den Planungsunterlagen wird das Haus mit der Nummer I bezeichnet, und neben Vladimír Karfík erscheint auf den Zeichnungen auch der Name des Architekten Kubečka. Das benachbarte Haus Nr. II, welches zeitgleich errichtet wurde, gehörte einem weiteren der genannten Direktoren, Josef Hlavnička. Die enge Beziehung zwischen den beiden Besitzern wird durch den Spazierweg bezeugt, der die Gärten der beiden Villen miteinander verband. Jedes der beiden Gebäude besitzt außerdem auf der Nordseite einen Hof mit kreisförmiger Zufahrt vor dem Haupteingang.

Mit ihrer Trennung der Repräsentationsräume vom Wirtschaftsbereich folgt die Villa von Hugo Vavrečka einem traditionellen Muster, wie es für die Häuser der höheren Gesellschaftsschichten typisch war. Die beiden rechtwinklig zueinander angeordneten Gebäudeflügel sind nach Funktionen unterteilt. Der zweigeschossige Hauptteil des Gebäudes dient dem Familienleben und Repräsentationszwecken. Der eingeschossige Teil dient als Wirtschaftstrakt. Beide Flügel haben ein Walmdach. Die Fassade weist eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien auf, die im Kontrast zum strengen Erscheinungsbild des gesamten Gebäudes stehen. Der Steinsockel zeigt Backsteinverkleidungen und Säulen, markante Holzgesimse und Kratzputz. Die Fenster sind mit hölzernen Rollläden versehen, an der Ostfassade werden die Fensteröffnungen von Glasbausteinen flankiert, die den Speisesaal beleuchten.

Man betritt das Haus über eine kleine Eingangshalle, in der sich eine einläufige Treppe befindet, die in den ersten Stock führt. Vom Flur aus gelangt man in das Gesellschaftszimmer mit Zugang zur weitläufigen Terrasse. Das Gesellschaftsbereich ist mit dem Speisesaal und einem Zimmer verbunden, die sich durch hölzerne Schiebetüren abtrennen lassen. Öffnet man sie, entsteht ein fließender Raum, der den Kontakt zum umgebenden Grün herstellt. Dieses Motiv erinnert entfernt an die Prinzipien des Architekten Frank Lloyd Wright, auf den sich Karfík bei der Gestaltung seiner Villen häufig bezieht.

Im Erdgeschoss befanden sich ein weiteres Zimmer und die Küche mit Zubereitungsraum. Im Nebengebäude befanden sich die Speisekammer, Zimmer für das Dienstmädchen und den Chauffeur sowie eine Garage für zwei Autos. Im Obergeschoss befanden sich drei Zimmer mit Ankleideraum und Bad sowie das Elternschlafzimmer mit Ankleideraum und Zugang zur Terrasse. Außerdem gab es ein Labor und ein weiteres Bad im Flur. In den meisten Räumen wurden Parkettböden verlegt, die Möbel waren teilweise eingebaut, die Schiebetüren zwischen den Räumen und die Wandtäfelungen im Erdgeschoss waren aus Holz. In der Eingangshalle ist die Travertinverkleidung erhalten.

Im Jahr 1945 wurde die Firma Baťa verstaatlicht, Hugo Vavrečka von seiner Position abberufen und anschließend entlassen. Im Laufe des Jahres 1946 verließ die Familie die Villa in Stráže, und das Haus wurde in ein Kinderheim umgewandelt. Hugo Vavrečka traf ein ähnliches Schicksal wie die anderen Direktoren. Wie sie wurde er zunächst der Kollaboration angeklagt (1946), dann freigesprochen und zwei Jahre später, 1948, in einem Scheinprozess erneut angeklagt. Dank der Intervention von Klement Gottwald kam er nicht ins Gefängnis. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Prag bei seiner Tochter.

Bis 2007 waren in der Villa verschiedene schulische Einrichtungen untergebracht, danach wurde sie in ein Bürogebäude umgebaut. Im Jahr 2017 wurde die Villa nach Plänen des Architekten Josef Pleskot (AP atelier) komplett renoviert. Aus dem Familiensitz wurde ein luxuriöses Restaurant mit der dazu benötigten Einrichtung. Das Gebäude wurde unterkellert, die ehemaligen Repräsentationsräume im Erdgeschoss des Hauptgebäudes dienen nun den Gästen, ebenso die miteinander verbundenen Schlafzimmer im Obergeschoss. Auch das Untergeschoss wurde für den Restaurantbetrieb umgebaut, wozu die Fundamente vertieft wurden. Ein neues Element, das sich deutlich vom Rest der Villa abhebt, ist der Clubraum, der durch die Erweiterung des Untergeschosses um eine vollständig verglaste Veranda entstanden ist. Im ehemaligen Wirtschaftstrakt sind die Küche und die Zubereitungsräume untergebracht, auch der Dachboden wird genutzt.

Die Villa von Hugo Vavrečka zeigt Vladimír Karfík auch heute noch als einen Architekten, der in der Lage war, die strengen Anforderungen des Unternehmens hinsichtlich der Mittelverwendung für den Bau standardisierter Gebäude zu erfüllen, gleichzeitig aber auch luxuriöse, repräsentative Häuser nach den Bedürfnissen seiner Auftraggeber entwarf. Durch den aktuellen Beitrag des Ateliers von Josef Pleskot verbindet die Villa in hochwertiger Weise moderne und historische Architektur.