Miloš Totušek
- Archiv rodiny Totuškovy
- , podnikový tisk, Gottwaldov 1973
- Prokop Toman, Nový slovník československých výtvarných umělců, dodatky ke slovníku Československých výtvarných umělců, Ostrava 1994
- Josef Fabián, Jiří Demel, Slovník osobností kulturního a společenského života Valašska, Valašské Meziříčí 2000
- Pavel Novák, Zlínská architektura 1950-2000, sv. 2, druhé rozšířené vyd., Zlín 2008
Der akademische Architekt Miloš Totušek war eine der herausragenden Persönlichkeiten der Nachkriegsarchitektur in Zlín. Er wurde am 25. März 1922 in Břeclav geboren und verbrachte seine Kindheit in Morkůvky in Südmähren. Er absolvierte die Fachschule für Holzverarbeitung in Valašské Meziříčí (1938–1941) und die Kunstgewerbeschule in Prag (1941–1948) bei Professor Pavel Smetana. Während seines Studiums arbeitete er für Prager Architekten, u. a. für Jan Sokol. Nach 1948 ging er nach Gottwaldov und begann im Projektbüro des Staatsunternehmens Svit (ehemals Baťa) zu arbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen etliche junge Architekten von der Prager Kunstgewerbeschule nach Zlín, darunter auch Totušeks Kommilitonen Adolf Zikmund, Jiří Čančík und Antonín Flašar. Sie arbeiteten in der ehemaligen Bau- und Projektabteilung der Firma Baťa. Die erste sozialistische Projektabteilung nach dem Krieg wurde von Jiří Voženílek und Vladimír Kubečka geleitet. Da es in Zlín zunächst keine Arbeitsräume für die neu angekommenen Architekten gab, wirkten sie die ersten fünf Jahre in einer Außenstelle in Luhačovice.
Der Architekt Miloš Totušek arbeitete zunächst als Chefkonstrukteur für große Industrieanlagen. Im Jahr 1953 wurden aus dem Staatlichen Planungsinstitut für Leichtindustrieanlagen in Gottwaldov (später Centroprojekt) 72 Mitarbeiter ausgegliedert, und es entstand ein neues unabhängiges Projektbüro – Stavoprojekt. Miloš Totušek wurde am 1. März 1953 zum ersten Direktor des Zentrums in Gottwaldov ernannt. In dieser Funktion war er weiterhin in der Planungsarbeit tätig, daneben war er Mitglied der Regierungskommission für Bauwesen. Obwohl Stavoprojekt ein erfolgreiches Planungsbüro war, fiel der Direktor Miloš Totušek 1971 bei der Prüfung seiner politischen Zuverlässigkeit durch, wurde entlassen und zum Leiter des Architekturbüros „A“ und später zum einfachen Architekten degradiert. Er starb kurz nach seiner Pensionierung am 2. Januar 1983.
Bedeutend sind seine Arbeiten für Zlín/Gottwaldov. Miloš Totušek realisierte die Wohnhäuser der kleinen Wohnsiedlung Lazy zwischen den Straßen Kamenná und Prlovská (1953–1954), von ihm stammt der Bebauungsplan für die Tschechoslowakischen Filmstudios mit Wohneinheiten in Kudlov (1955–1956) oder die Grundschule in der Slovenská ulice im Stadtteil Díly (1964). Gemeinsam mit Jiří Čančík entwarf er für das damals von ihm geleitete Projektbüro Stavoprojekt einen Neubau in der třída Tomáše Bati mit einer interessant gestalteten Überdachung der Eingangstreppe (1963–1964), in dem die Mitarbeiter aus den bisherigen Außenstellen neue Arbeitsplätze fanden. Das Gebäude ergänzte städtebaulich die Poliklinik aus der Feder von Miroslav Drofa (1954) und das Verwaltungsgebäude des Tschechoslowakischen Kraftverkehrsbetriebs von Hynek Adamec (1957), die Bauten wurden durch eine durchgehende Parkfläche miteinander verbunden.
Zu den markanten Bauten Totušeks zählt einer der große Hochhausblöcke an der Ecke der Straßen Sokolská und třída 2. května (1968–1971), die in der Stadt ein besonderes Ensemble bildeten. Miloš Totušek entwarf hier einen dreizehngeschossigen Bau mit durchgehenden Korridoren und 102 Wohneinheiten, in den auch die gesamte Gebäudetechnik und die Infrastruktur für die Bewohner integriert wurden. Ein ähnliches Konzept verfolgten seine Wohnhochhäuser in der Siedlung Štěrkoviště in Otrokovice.
Die Reihenhäuser von Totušek in den Straßen Partyzánská und Nivy II (1977–1978) knüpfen in Maßstab, Material und Farbgestaltung an die Bautradition der Zwischenkriegszeit an. Der Architekt fügte sie behutsam in das abfallende Gelände ein und verwendete an den Fassaden streifenförmige Ziegelverkleidungen.
Ein weiteres Bauwerk, das heute untrennbar mit der Stadt verbunden ist, ist die Sporthalle für Ballspiele (1977), die mit ihrem markanten Treppenaufgang unterhalb des Eisstadions zusammen mit diesem einen bedeutenden Sportkomplex unweit des Zentrums mit gemeinsamen Zugängen und einem gemeinsamen Atrium bildet.
Totušek war auch Autor einer Reihe preisgekrönter Wettbewerbsentwürfe, städtebaulicher Projekte und kleinerer Gebäudestudien außerhalb von Zlín. So stammen von ihm etwa die Weinveredelungsstation in Čejkovice (1949–1951), der Gesamtplan, die Spinnerei und die Aufbereitungsanlage der Textilfabrik Juta Otín (1949–1953), Wohneinheiten in der Siedlung Mojmír in Uherské Hradiště (1951–1953), die Erweiterung des Erholungszentrums von Svit in Leskové (1967), die Grundschule in Prag-Krč (1967–1968), die Siedlung Trenčín-Süd (1977–1979) und die Poliklinik in Brünn-Židenice (1978).
Als Architekt näherte sich Totušek architektonischen Fragen nicht nur aus einem engen fachlichen Blickwinkel, sondern in einem breiteren Kontext und knüpfte in seinem Werk an die Bautradition der Zwischenkriegszeit in Zlín an. Er interessierte sich stets sowohl für die künstlerische Seite der Architektur als auch für ihre wirtschaftlichen und technischen Aspekte. Obwohl er viele Jahre in leitender Position tätig war und ihm nicht die Zeit für eine umfangreiche Projektarbeit zur Verfügung stand, zeigen sich in seinem Werk eine unverkennbare Handschrift und das Streben nach wirtschaftlich vorteilhaften, technisch durchdachten und zugleich künstlerisch wertvollen Lösungen.
LH