Bohumír František Antonín Čermák
- Martina Straková, Dílo architekta Bohumíra Čermáka (1882–1961), Brno 2002
Der akademische Architekt Bohumír František Antonín Čermák wurde am 8. November 1882 in Moravský Krumlov geboren. Anfang der neunziger Jahre zog seine Familie nach Brünn, wo Bohumír Čermák die deutsche Realschule besuchte. Ab 1896 studierte er Architektur an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn. Nach seinem Abschluss im Jahr 1900 arbeitete er im Atelier von Adalbert Pasdirek-Coreno in Wien, wo er an der Technischen Hochschule und an der Akademie studierte. Die oft wiederholte Behauptung, er sei ein Schüler Wagners gewesen, lässt sich nicht durch Archivmaterialien belegen, doch lassen seine frühen Werke den Einfluss Wagners erkennen.
Nach seiner Rückkehr nach Brünn arbeitete er mehrere Jahre im Atelier von Josef Nebehosteny. Im Jahr 1910 gründete er sein eigenes Projektbüro. Sein erster großer Auftrag, der die Spätphase des Wagnerschen Monumentalismus widerspiegelt, war das Gebäude der Arbeiterunfallversicherung in Brünn (1910–1912, mit Robert Farsky). Er beschäftigte sich auch mit der Gestaltung von Innenräumen und kunstgewerblichen Objekten – von Möbeln über Textilien und Keramik (er war Mitbegründer der Keramikfabrik in Kunštát) bis hin zu Spielzeugen. Seine Entwürfe wurden in der von ihm 1910 in Brünn als Gegenstück zur Wiener Werkstätte gegründeten „Bürgerlichen Handwerkskunst“ gefertigt. Er war auch Mitglied der Brünner Gemeinschaft der Baumeister. Sein größter architektonischer Auftrag Mitte der zwanziger Jahre war das Zbrojovka-Verwaltungsgebäude im Brünner Stadtteil Zábrdovice im ausklingenden Monumentalstil.
Ende der zwanziger Jahre wandte er sich der modernen Architektur zu, wobei ihn vor allem der Konstruktivismus faszinierte. In diesem Stil entwarf er auch eine Messehalle für die Ausstellung zeitgenössischer Kultur in Brünn (1926–1928). Im Jahr 1931 projektierte er beispielsweise ein Geschäfts- und Wohnhaus für den Kaufmann Eduard Červinka in Zlín. Aufgrund der Wirtschaftskrise war Čermák 1933 gezwungen, sein kunstgewerbliches Atelier zu schließen. Anfang der dreißiger Jahre wurde er zum Leiter des Zentralbüros für Technik und Installation der Firma ASO ernannt, für welche er die meisten ihrer Warenhäuser in der gesamten Tschechoslowakei entwarf. Seine Architektur war durch die deutschen Funktionalisten beeinflusst, aber auch durch die Kaufhausarchitektur in den USA, wohin er eine Studienreise unternommen hatte. Kurz vor dem Krieg entwarf er sein eigenes Wohnhaus in Bílovice nad Svitavou, wo er bis zu seinem Tod am 23. September 1961 lebte und arbeitete.
LV