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Miroslav Drofa


Geburtsdatum 25. 10. 1908 Všehrdy-Plzeň
Todesdatum 1. 5. 1984 Zlín

Miroslav Drofa wurde am 25. Oktober 1908 in Všehrdy bei Pilsen geboren, wo er später auch eine technische Ausbildung an der Staatlichen Baugewerbeschule erwarb. Seine berufliche Karriere war vor allem mit Zlín verbunden, wohin ihn im Jahr 1928 eine Stelle als Assistent, Zeichner und später auch selbständiger Bauplaner in der Bauabteilung der Firma Baťa geführt hatte. Dank seines Fleißes, seiner technischen Präzision, seiner Vielseitigkeit und seiner Kontakte zu anderen fähigen Kollegen arbeitete er sich schnell nach oben (obwohl er keine formale architektonische Ausbildung hatte) und wurde zu einem der aktivsten Architekten, der für die Firma Dutzende von Entwürfen für Varianten von standardisierten Arbeiterwohnungen, für öffentliche Gebäude, Dienstgebäude und städtebauliche Pläne für Siedlungen an den Produktionsstätten außerhalb von Zlín erstellte. In allen Fällen gelang es ihm, sich sehr kreativ der Firmenästhetik und den einheitlichen stilistischen und baulichen Regeln der Baťaschen Bauaktivitäten anzupassen.
In den dreißiger Jahren, als der Bedarf an individualisierteren Firmenhäusern zunahm, entwarf Drofa mehrere neue Haustypen, die dann seinen Namen trugen (Drofa I, II III). Während des Krieges experimentierte er gemeinsam mit Jiří Voženílek, Hynek Adamec und Bohumír Kula mit Fertigbauverfahren für Familienhäuser. Im Jahr 1946 schuf er für das entstehende Wohnviertel Podvesná eine modernisierte, räumlich und von der Anlage her komfortablere Version der bis dahin üblichen Viertelhäuser. Während seiner Zeit bei Bata war Drofa auch maßgeblich an der Planung von Industriekomplexen beteiligt, die das Schuhunternehmen in der Tschechoslowakei und im Ausland errichtete, um seine Märkte zu erweitern und gleichzeitig die Platz- und Kapazitätsengpässe in seiner Heimatstadt Zlín zu entschärfen. Er befasste sich sowohl mit deren städtebaulicher Struktur, die genau die Absichten des Produktionsunternehmens widerspiegelt (Borovo, Chelmek, Möhlin, Batanagar), als auch mit einzelnen städtischen Gebäuden unterschiedlicher Funktion (Gemeindezentrum, Theater und Schule in Zruč, Schulen in Partizánské und in Svit, Wohngebäude mit Geschäften in Otrokovice).
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte Miroslav Drofa bereits zu den erfahrensten Architekten der Firma. Auch trotz der veränderten politischen Situation und der neuen Organisation des damaligen Staatsbetriebes nahm er im Nachkriegswiederaufbau von Zlín eine wichtige Position ein. In dem unter der Leitung des Architekten Jiří Voženílek in den Jahren 1947–1948 ausgearbeiteten Regulierungsplan der Stadt war der östliche Teil Zlíns als neue Hauptwohnzone vorgesehen. Gegenüber früheren, von der Firma in der Zwischenkriegszeit bevorzugten Entwürfen für Familienwohnraum entwickelte Drofa dort eine Typologie von mehrstöckigen Häusern, welche die fehlenden Wohnungskapazitäten schnell ausgleichen, Raum- und Finanzeinsparungen bringen und den bisherigen Wohnstandard steigern sollten. Der Architekt hat bei zwei achtstöckigen Morýs-Appartementhäusern und bei fünf turmartigen Häusern (1947) frühere Baťasche Ausdruckselemente in Form von unverputztem Mauerwerk und Stahlbetonstützen gekonnt mit den aktuellen inspirierenden Einflüssen des zeitgenössischen skandinavischen Wohnungsbaus miteinander kombiniert. Beide Typen sind auch im gesamtstaatlichen Maßstab ein qualitativ außerordentlich hochwertiges Beispiel für die Zweijahresplan-Architektur.
Unter dem zunehmenden Einfluss der Anti-Baťa-Ideologie und dem politischen Umsturz ging Drofa nach und nach vom rationalen Baťaschen Konstruktivismus ebenfalls auf die gemäßigteren Formen des offiziell durchgesetzten sozialistischen Realismus, bzw. auf eine Kombination von beiden über. Im Jahr 1954 bereitete er zusammen mit Karel Kárník das Bauprojekt für das Medizinische Bezirkszentrum (die heutige Polyklinik) vor, in den Jahren 1951–1958 entwarf er die zum damaligen Neubauviertel Bartošova čtvrť gehörende Dřevnická-Grundschule. Auch trotz des politischen Drucks auf die Organisation der Architektur oder auf ihre stilistischen Ausrichtung hat Drofas Nachkriegswerk allgemein seine starken Seiten beibehalten – Durchdachtheit, Pflege von Details bzgl. Technik, Konstruktion und Materialien, Nüchternheit und Formenreinheit. Ab 1948 arbeitete der Architekt in der Planungsabteilung von Stavosvit, nach weiteren vier Jahren wechselte er zur örtlichen Planungsorganisation Centroprojekt. In den Jahren 1959–1963 wandte er sich bei dem am Rande der ehemaligen Arbeiterwohnzone gelegenen zehnstöckigen, „Drofa“ genannten Gebäude wieder Experimenten mit Elementen des kollektiven Wohnens zu. Dank seinen langjährigen Erfahrungen mit industriellen Produktionsstätten konzentrierte er sich im Laufe der fünfziger bis siebziger Jahre häufig auf Aufträge für Fabrikareale (Jablonex in Jablonec nad Nisou 1959–1962, Keramikfabrik in Bechyně 1958–1962, Strumpffabrik in Vranov nad Toplou 1970–1975).
Miroslav Drofa verstarb am 1. Mai 1984 in Zlín, wo er fast sein ganzes Erwachsenenleben verbracht hat, er wurde auf dem dortigen Waldfriedhof beigesetzt.
 
 
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